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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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dulden.’“
    Fräulein Higa-Jiga nickte zornig. Auch
Fräulein Susano, die Schriftführerin, nickte. Die ganze Liga nickte, und man
konnte es aller Augen ansehen, wie erbost sie waren.
    „Und dann, Chef, wogen die Verkäufer
die süßen Kartoffeln ab, schlossen den Laden und tranken noch eine Tasse Tee
mit den Geishas. Und die Frauenliga mußte weiter in der glühenden Sonne stehen
und warten.“
    Fisby mußte wiederum an Mrs. Purdy
denken. Wieder sah er sie deutlich vor sich, aber diesmal hatte sie ihre Lippen
fest aufeinandergepreßt und das Kinn drohend vorgeschoben. Er schlug mit der
Faust auf den Tisch. „Das ist allerdings alles andere als Gleichheit! Korporal
Barton, gehen Sie sofort zum Kaufhaus und sorgen Sie dafür, daß augenblicklich
wieder geöffnet wird. Und dann bleiben Sie dort. Und wachen darüber, daß jeder
ordnungsgemäß seine Rationen bekommt. Und daß es genau der Reihe nach geht!“ Er
nickte der Frauenliga ermunternd zu.
    „Sakini, sag, daß das nicht wieder
vorkommt.“ Sakini kratzte sich am Kopf. „Aber darüber beklagen sie sich ja gar
nicht, Chef.“
    „Darüber nicht?“
    „Nein, Chef. Sie sagen, sie trinken
auch gern Tee, aber die Verkäufer laden sie dazu nicht ein. Und nun verlangen
sie eine demokratische Betätigung!“
    Fisby fuhr sich mit der Hand über die
Stirn. Es schienen da einige grundsätzliche Mißverständnisse zu herrschen.
    „Aber Sakini, die Verkäufer können
doch einladen, wen Sie wollen. Ich kann doch nichts dagegen tun, wenn. .
    „Doch, Sie können es, Chef. Fräulein
Higa-Jiga meint, wenn Sie den Frauen von der Liga auch solche schönen Kimonos
beschaffen, wie sie die Geishas tragen, würde vielleicht auch einmal jemand zu
ihnen sagen: ,Nun, wie geht es Ihnen?“‘
    Fisby ließ sich auf seinen Stuhl
zurückfallen. „Wo soll ich denn fünfzig seidene Kimonos hernehmen?“ fragte er
ärgerlich. Seit er auf Okinawa war, hatte er nichts als Felder mit süßen
Kartoffeln und Sojabohnen, nichts als Hütten und Ziegen gesehen.
    „Das weiß ich auch nicht, Chef. Aber
sie wollen sie unbedingt haben. Und sie wollen auch Puder haben.“ Fisby ahnte,
daß sich hier etwas Gefährliches anbahnte, was man gleich und ohne weiteres
Zögern im Keim ersticken mußte. „Sag ihnen, wenn sie Puder brauchen, sollen sie
ins Kaufhaus gehen. Ich werde die Verkäufer anweisen, daß an sie zu diesem
Zweck eine Sonderration Mehl ausgegeben werden soll.“
    „Nein, Chef, das nützt ihnen nichts.
Sie wollen richtigen Puder, der auch schön duftet.“
    „Aber wie soll ich denn solchen Puder
herbeizaubern?“ fragte Fisby.
    Sakini achtete jedoch nicht darauf.
Fräulein Higa-Jiga tuschelte erregt mit ihm. „Sie sagt, sie wollen etwas aus
Seide haben, das man...“
    Fisby wurde dunkelrot. „Gut, gut“,
sagte er hastig. „Und Sie wollen...“
    „Nun ist es aber genug!“ Fisby schlug
wieder mit der Faust auf den Tisch. „Sag ihnen, daß ich ihnen solche Sachen
nicht besorgen werde. Erstens gibt es so etwas nicht auf Okinawa, und zweitens
ist das nicht meine Aufgabe.“
    Als Sakini dies übersetzte, entstand
eine große Unruhe unter den Frauen. Nur Fräulein Higa-Jiga schien sich nichts
daraus zu machen.
    „Chef“, sagte Sakini leise, „wissen
Sie, was Fräulein Higa-Jiga vielleicht anstellt, wenn jetzt nicht demokratisch
gehandelt wird?“
    „Was denn?“ fragte Fisby matt.
    „Sie hat vor, an diesen Onkel Sam zu
schreiben, von dem Sie immer erzählt haben.“
    Fisby griff sich an seinen Kragen, der
ihn plötzlich drückte. Zum Teufel — dieses Weib war dazu fähig. Er wischte sich
den Schweiß von der Stirn. Wenn Oberst Purdy je einen solchen Brief in die Hand
bekäme!... Aber dies war etwas, was nur das Dorf hier anging. Man brauchte
deshalb übergeordnete Stellen nicht davon in Kenntnis zu setzen. Er zwang sich
zu einem Lächeln. „Sakini, sage ihr, ich würde es mir durch den Kopf gehen
lassen. Solche Sachen kann man nicht übers Knie brechen, nicht wahr?“
    Die Frauenliga nickte beglückt.
Fräulein Higa-Jiga grinste sogar so unbekümmert, daß man all ihre Goldzähne
sehen konnte.
    „Und hier ist die Liste, Chef“, sagte
Sakini.
    „Was für eine Liste?“
    „Da steht alles drauf, was sie sonst
noch haben wollen. Fräulein Higa-Jiga hat es in Englisch aufgeschrieben, damit Sie
auch nichts vergessen.“
    Beklommen musterte Fisby die Liste.
    1. Das Rote, das man auf die Lippen
tut.
    2. Das, was so gut duftet und was man
sich hinter die Ohren tut.
    3. Seide, die

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