Die Geishas des Captain Fishby
reden.“
5
Als die zwölf Beamten, mit ihren Hüten
in der Hand, in die Kommandantur getrottet kamen, wurde es Fisby sofort klar,
daß sich zwei Parteien gebildet hatten — und zwar eine „Goldblume“- und eine
„Lotosblüte“-Partei. Und beide Parteien kamen offensichtlich gut miteinander
aus, nur innerhalb einer jeden schien nicht gerade alles zum besten zu stehen.
Hokkaido blickte den Polizeichef, der
sich ebenso wie er selber um Lotosblütes Gunst bewarb, mit scheelen Augen an.
Der Beauftragte für das Gesundheitswesen wiederum fuchste sich über diese
beiden und warf außerdem noch dem Leiter des Kaufhauses beleidigte Blicke zu.
Aber auch der Bürgermeister und der Bauleiter, die führenden Kandidaten in der
Partei für „Goldblume“, musterten sich äußerst kühl.
„Meine Herren“, sagte Fisby, „nehmen
Sie Platz.“ Dann setzte auch er sich und blickte streng in die Runde. „Bei
Zusammenkünften mit Ihren Dorfbeamten“, hatte Oberst Purdy immer gewarnt,
„müssen Sie direkte Fragen stellen. Nageln Sie sie fest! Damit imponieren Sie.“
Und Fisby war gerade in der richtigen Stimmung, um imponieren zu wollen.
„Sakini“, begann er, ohne ihn
anzusehen, „ich möchte, daß du alles, was ich sage, wörtlich wiederholst — auch
genau in dem gleichen Ton. Verstanden?“
„Verstanden, Chef.“
„Gut.“ Fisby reckte sich und hob
drohend den Finger.
„Meine Herren“, schmetterte er dann,
möchten Sie dumm und unwissend sein?“
Er hörte, wie Sakini die Worte in
Japanisch wiederholte. Seine Stimme klang dabei hart und energisch. Fisby
beobachtete die Männer gespannt und war auf einen lauten Entrüstungsausbruch
gefaßt.
Sie schwiegen indessen alle, und nach
einer Weile sagte Hokkaido: „Hie.“
Fisby kannte zwar nur wenig Japanisch,
aber er wußte: „Lie“ hieß „nein“ und „Hie“ hieß „ja“. Hatten sie ihn etwa nicht
richtig verstanden? „Sakini, ich wiederhole meine Frage“, sagte er in strengem
Ton: „Meine Herren möchten Sie dumm und unwissend sein?“ Hokkaido nickte
heiter: „Hie.“
Fisby machte ein völlig entgeistertes
Gesicht. „Sakini, er — er will dumm und unwissend sein?“
Sakini schüttelte den Kopf. „Das hat
er nicht gesagt.“
„Aber ich habe doch deutlich ein ,Ja’
gehört.“
„Das stimmt. Nur er meint ,Nein’.“
„Warum sagt er dann ,Ja’?“
„Er sagt: Ja, ich will nicht dumm und
unwissend sein.’ Auf englisch heißt das: ,Nein, ich will nicht dumm und
unwissend sein.’ Sehen Sie, Chef, ,Ja’ und ,Nein’ auf englisch, auf japanisch
oder in unserem Dialekt bedeuten nicht dasselbe.“ Sakini mußte darauf dies
alles den Japanern erklären, und sie nickten zustimmend.
„Okay“, meinte Fisby, „wir wollen
fortfahren. Ich frage Sie jetzt, meine Herren, wollen Sie, daß Ihre Kinder dumm
und unwissend sind?“
Als Sakini ihnen das übersetzt hatte,
antworteten sie durcheinander mit „Hie“ und „Lie“. Fisby spürte, wie ihm der
Schweiß auf die Stirne trat. Anscheinend bedienten sich die einen der
englischen und die anderen der japanischen Version. Doch jäh durchfuhr ihn ein
fürchterlicher Gedanke: Am Ende wollten sie tatsächlich, daß ihre Kinder dumm
und unwissend blieben.
„Chef“, sagte Sakini, „wollen Sie noch
Fragen stellen?“
„Fragen?“ Fisby graute es davor, sich noch
weiter vorzuwagen. Man wußte nie, ob sie einem nicht die Worte im Munde
verdrehten und ob man dann zu guter Letzt nicht selber derjenige war, der sich
verteidigen mußte. „Nein, im Augenblick ist das alles.“ Unter vielen
Verbeugungen erhoben sich die Japaner und gingen zur Tür. „Sakini“, fragte
Fisby, „was soll denn das?“
„Sie sagten doch, Chef, im Augenblick
ist das alles. Darum wollen sie gehen.“
„Ich meine damit doch nur, daß ich keine
weiteren Fragen stellen wollte. Sag ihnen, sie sollen sich hinsetzen. Wir haben
ja noch gar nicht mit der Sitzung begonnen.“
„Wir haben noch gar nicht mit der
Sitzung begonnen?“
„Nein!“
Nur zögernd nahmen die Japaner wieder
Platz. Sie schienen enttäuscht zu sein, daß diese Angelegenheit noch nicht
beendet war. Sie hatten wohl gehofft, so bequem davonkommen zu können. Nun,
Fisby wollte es ihnen schon zeigen. Sie sollten noch ganz klein werden. Während
er Hokkaido und den Polizeichef strafend ansah, kam Fisby erst einmal auf die
süßen Kartoffeln zu sprechen, die man nicht vom Felde abgefahren hatte, so daß
die Bevölkerung nun hungern mußte. Statt
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