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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Abordnung war.
„Chef, Oshiro sagt, er ist wütend auf den verdammten Bürgermeister und den
verdammten Kaufhausleiter und den verdammten Hokkaido und den verdammten
Bauleiter!“ Er machte eine kleine Pause, räusperte sich und setzte dann hinzu:
„Und auch auf mich verdammten Kerl!“ Oshiro zog den Gürtel seines abgetragenen
Kimonos fester und stieß mit dem Stock auf den Boden. „Ich sagen Chef alles!“
zischte er Sakini zu. „Ich sprechen Englisch!“
    „Also dann mal los“, ermunterte ihn Fisby
und setzte sich auf seinen Drehstuhl.
    Oshiro straffte sich. „Chef, vorige
Nacht — und auch Nacht davor alle Beamten Altersheim gekommen. Geishas auf
Ihren Befehl wohnen dort. ,Ach’, sagen verdammte Bürgermeister, ,wir wollen kochen
nur, machen ein kleines Festessen!’“
    Sakini beugte sich zu Fisby hinüber
und bemerkte leise: „Er ist wütend, weil wir ihn nicht zum Essen eingeladen
haben.“
    Oshiro stieß wieder mit dem Stock auf
den Boden. „Ich sprechen jetzt mit Chef.“ Er funkelte Sakini an und fuhr dann
fort: „Und dann alle lachen, Chef — haha! — und singen.“ Er brummte die
Melodie. „Mit Jahren sechzig und siebzig sein schön eine Geishagesellschaft.
Mit achtzig wollen schlafen.“
    „So“, sagte Fisby mit
verständnisvollem Nicken, „sie lassen euch also nicht schlafen, Oshiro? Wir
werden sofort etwas dagegen unternehmen. Sakini, sag dem Bürgermeister und den
anderen Dorfbeamten, daß von jetzt an im Altersheim keine Geishagesellschaften
mehr stattfinden dürfen.“
    Sakini riß erschrocken die Augen auf.
„Keine Geishagesellschaften mehr, Chef?“
    „Keine. Ich will nicht, daß jemand
diese alten Leute um ihren Schlaf bringt. Sie brauchen ihre Ruhe. Verstanden?“
— „Ja, Chef.“
    Fisby wandte sich nun an Oshiro:
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte er ihn freundlich, „Sie werden jetzt
wieder schlafen können.“ Oshiro verbeugte sich: „Wir danken, Chef.“
    „Das ist doch ganz
selbstverständlich.“
    Nun aber begann die ganze Abordnung
sich zu beraten, und Fisby merkte an dem erregten Klang ihrer Stimmen, daß sie
noch irgend etwas auf dem Herzen hatten. „Chef“, sagte Oshiro endlich stockend,
„können haben wir süße Kartoffeln mehr?“
    „Mehr süße Kartoffeln? Schickt man
euch ins Altersheim denn nicht genug zu essen?“
    Oshiro trat verlegen von einem Fuß auf
den anderen. „Ja, Chef. Aber haben Hunger manchmal ,Goldblume’ und ,Lotosblüte’
Abend noch. Wir froh alle darum, wenn wir hin und wieder...“
    „Aber Sie haben mir doch gerade
gesagt, daß man mit achtzig Jahren seinen Schlaf braucht?“
    „Damit ich meinen Kanomoto, nicht ich,
Chef. Er sein hergekommen mit uns nicht. Ich sein siebzig und neun erst.“
    Was soll man bloß dazu sagen? ging es
Fisby durch den Kopf. Was soll man bloß zu dem allem sagen? — Er sah aus dem
Fenster: eine neue Abordnung schien im Anmarsch zu sein. Fisby griff mit jähem
Entschluß nach seiner Mütze. Es war unbedingt nötig, wieder einmal das Dorf zu
inspizieren. Schon seit mehreren Tagen hatte er es nicht getan.
    Nachdem er durch eine Seitentür die
Kommandantur verlassen hatte, ging er zunächst einen schmalen Pfad, der
schließlich auf eine enge, gewundene Nebenstraße führte.
    Das Dorf erwachte eben noch. Ziegen
meckerten kläglich nach Futter, Schweine quiekten, Kinder schrien — es war das
wohlvertraute Klanggemälde von Tobiki. Als Fisby beim Altersheim um die Ecke
bog, sah er dort sämtliche Pferdefuhrwerke stehen, die der landwirtschaftlichen
Abteilung zugewiesen worden waren. Vorsichtig schlich er dicht an der roten
Mauer entlang, die das baufällige Haus umgab, und spähte in den Hof. Auf der
Veranda, die sich an die Vorderfront anlehnte, stand eine lange Reihe von
Schuhen, und daneben lagen glänzend rote Helme mit der Aufschrift
„Dorfpolizei“. Fisby überkam eine dunkle Ahnung, daß die gesamte männliche
Bevölkerung von Tobiki sich hier mit „Goldblume“ und „Lotosblüte“ beim
Frühstück ein Stelldichein gab. Er trat noch etwas näher heran und sah sie auch
wirklich alle miteinander dort mit feierlichen Gesichtern vor ihren Teetassen
sitzen. Im ersten Augenblick war er zunächst versucht, dazwischenzufahren und
die ganze Bande an die Arbeit zu jagen. Aber da fiel ihm ein, daß Sakini ihnen
ja die Verfügung, wonach keine Geishagesellschaften mehr abgehalten werden
sollten, erst übermitteln mußte. Vielleicht wollten Oshiro und die anderen
Alten nur die jüngeren Rivalen

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