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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Aber Hokkaido braucht
Wasser für den Lotosteich.“
    „Wasser!“ Fisby ließ sich ermattet auf
seinen Steinsitz fallen. „Frag ihn doch, wie ich denn zu Wasser kommen soll.“
    „Das weiß er auch nicht. Doch da wir
heute abend eine Gesellschaft auf der Veranda haben, meint die Männerliga, muß
unbedingt Wasser im Lotosteich sein. Die Laternen leuchten erst dann richtig,
wenn der Schein aufs Wasser fällt.“
    Fisby blickte, wie nach einer
Erleuchtung suchend, in den blauen, wolkenlosen Himmel. „Vielleicht wird es
regnen“, meinte er dann erleichtert.
    Sakini schüttelte den Kopf. „Hokkaido
glaubt das nicht, Chef. Er sagt, dies ist die trockene Jahreszeit, da regnet es
nie.“
    Fisby rieb sich unruhig die Knie. Was
mochten sie noch alles von ihm haben wollen? Schließlich konnte er ja doch
keine Wunder vollbringen. Aber dann kam ihm ein guter Gedanke. „Warum führt ihr
die Bäche denn eigentlich nicht bis ins Dorf?“
    „,Goldblume’ möchte das nicht.“
    „Ja, aber ihr könntet sie dann mit den
Ableitungsgräben im Dorf verbinden, und so würde alles Wasser in den Teich
fließen. Wenn die Bananenwäldchen jemals trocken werden sollen, braucht ihr
noch ein paar weitere Teiche.“
    Sakini besprach sich mit Hokkaido, und
Hokkaido nickte begeistert. „Das ist eine großartige Idee, Chef“, sagte Sakini
dann, „und er will die Frauenliga einberufen und sie zum Ausheben der Gräben
anstellen. Die Frauen sitzen sowieso nur den ganzen Tag herum.“ Fisby hatte das
dunkle Gefühl, als ob der Präsident mit diesem Plan seine eigentlichen
Befugnisse weit überschritt. Wie leicht konnte so etwas zu einem erbitterten
Streit zwischen der Männer- und der Frauenliga führen! Es war darum höchste
Zeit, daß er sich jetzt aus dem Staube machte. Er sah außerdem, daß in dem
Lotosteich noch die Lotosblüten fehlten. Und die würden sicherlich das nächste
sein, was man von ihm haben wollte.
    Als er in die Nähe der Kommandantur
kam, fuhr dort eben ein Jeep vor. Fisby erblaßte. Vielleicht wollte Oberst
Purdy ihn schon wieder kontrollieren und feststellen, ob inzwischen mit dem
Schulneubau begonnen worden sei. Ärgerlich schnippte er mit den Fingern. Wieder
hatte er doch das Erziehungsprogramm vergessen. Er mußte wirklich damit
schleunigst beginnen, sobald er herausbekommen hatte, wer da in dem Jeep saß.
    Vorsichtig verbarg er sich in einem
Bananenwäldchen gegenüber der Kommandantur und versuchte von dort aus zu
erspähen, ob der Jeep die Nummer des Hauptquartiers trug. Zu seiner Beruhigung
aber konnte er feststellen, daß es ein Wagen des Feldlazaretts war, und so
schritt er beherzt auf ihn zu. Oberst Purdy warnte ja doch immer vor Spionen
und Schnüfflern. „Es hat sich keiner von den anderen Gruppen hier
herumzudrücken. Niemand darf uns unsere Ideen stehlen“, war seine ständige
Rede. „Wenn Sie einen erwischen, werfen Sie ihn kurzerhand aus Ihrem Dorf
‘raus.“
    Fisby beobachtete kaum den Fahrer, der
am Steuer saß und in ein Buch vertieft war, sondern stürmte in die Kommandantur,
wo ein ihm gänzlich unbekannter Captain wartend neben dem Schreibtisch stand
und, wie Fisby sofort bemerkte, neugierig die dort ausgebreiteten Papiere
betrachtete.
    Der Captain fuhr zusammen, als Fisby
auf ihn zutrat, und schüttelte ihm sichtlich verlegen die Hand: „Sie sind wohl
Captain Fisby? Mein Name ist McLean.“ Fisby sah, daß der andere das Abzeichen
des Ärztekorps trug. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Doktor“, begrüßte er
ihn freundlich, zögerte dann jedoch einen Augenblick und fuhr fort: „Es ist mir
sehr unangenehm, aber ich muß mir von jedem, der uns hier im Dorf besucht,
einen Passierschein zeigen lassen. So lautet der Befehl vom Hauptquartier.“
    Nun, der Doktor hatte einen
Passierschein, der nicht nur von Oberst Purdy III, sondern auch von Major
Thompson, dem Sicherheitsoffizier, unterzeichnet war. Fisby dankte zufrieden
und bemerkte nicht, wie der Arzt ihn dabei unverwandt mit einem gleichsam auf
Herz und Nieren prüfenden Blick musterte. „Nun, dann machen Sie sich’s bequem,
Doktor. Sie fahren wohl überall so herum, wie?“
    Der andere nickte. „Ja, ich bin nur zu
einem kurzen Besuch gekommen, Captain. Ich habe nämlich eine kleine
wissenschaftliche Arbeit vor.“
    „Eine wissenschaftliche Arbeit?“
fragte Fisby neugierig aufhorchend. „Und welcher Art?“
    „Hm...“ Der Arzt räusperte sich. „Eine
— eine ethnologische Arbeit.“
    „Ach, das ist ja hochinteressant.

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