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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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diesem Augenblick kam der
Bürgermeister angelaufen und riß Hokkaido die Jacke vom Leibe, der daraufhin
sofort in Tränen ausbrach. „Was gibt’s denn nun schon wieder?“ fragte Fisby
erschöpft. „Ach, einer der Polizisten hat dem Bürgermeister erzählt, Hokkaido
habe auf der ganzen Rückfahrt eine Ziege auf dem Schoß gehabt. Und darum will
er die Jacke sofort zurückhaben.“
    Laut schluchzend drängte Hokkaido sich
zu Fisby durch. „Ich weiß schon Bescheid“, winkte Fisby müde ab.
    „Ja, aber“, fuhr Sakini fort, „er
sagt, wenn er keine weiße Jacke hat, kann man doch nicht erkennen, daß er
Präsident ist.“
    Fisby dachte einen Augenblick nach.
„Könnte er denn nicht einfach eine weiße Binde am Arm tragen?“ meinte er dann.
    „Nein, Chef, das geht nicht. Ein
Präsident muß vor allem gut angezogen sein.“
    „Ich werde jetzt endlich erst einmal
frühstücken“, erwiderte Fisby und ging in die Kommandantur hinein.
    Er machte es sich in seinem Stuhl
bequem, und als er sah, daß die Geschenke noch auf dem Schreibtisch lagen, zog
er seine Stiefel aus und schlüpfte in die Holzsandalen. Draußen kletterten
jetzt andere Polizisten in den Anhänger. „Chef“ sagte Sakini, „sie wollen
losfahren, um eine neue Ladung Binsen zu holen.“
    Fisby lief dunkelrot an. „Denkst du
vielleicht, ich bin wahnsinnig geworden und fahre noch einmal? Ich habe jetzt
das meine getan — und damit basta.“
    „Aber wir haben doch noch nicht genug
Binsengras“, erwiderte Sakini.
    „Da kann ich auch nicht helfen.“
Plötzlich jedoch kam ihm ein rettender Gedanke. Er blickte zu Korporal Barton,
der in der Ecke des Raumes auf seinem Feldbett lag. „Barton, Oberst Purdy hat
mir berichtet, Sie waren heute um zehn Uhr noch nicht auf.“
    „Ich habe das Wecken überhört“,
versuchte Barton sich zu entschuldigen.
    „So, so. Dann setzen Sie sich jetzt
mal in den Jeep und holen sie so lange Binsen, bis ich sage: ,Genug’.“ Leicht
verwundert erhob sich Barton.
    „Chef“, flüsterte Sakini. „Sie müssen
auch noch ein paar Fischnetze zum Fangen von Fischen besorgen, mit denen das
Reispapier bezahlt werden soll.“
    „Okay. Halten Sie in Takaesu, Barton,
und besorgen Sie dort die Netze.“ Fisby hob warnend den Finger: „Aber daß Sie
mir niemandem etwas versprechen.“ Nach einem späten Frühstück begab sich Fisby,
in den ungewohnten Holzsandalen noch etwas unsicher gehend, zum anderen Ende
des Dorfes. Überrascht stellte er fest, daß sich dort in der Mitte des Feldes
bereits ein richtiges Kiefernwäldchen erhob.
    „,Goldblume’ hat noch mehr
Baumpflanzer angestellt“, erklärte Sakini. „Das geht wie der Wind, nicht,
Chef?“
    Fisby mußte es zugeben. Zu seinem
großen Erstaunen war auch der Lotosteich schon fertig, und über die ebenfalls
neugegrabenen Bäche, die sich zwischen den Kiefern hindurchwanden, spannten
sich gewölbte Brücken. Fisby ging über einen der mit Steinen ausgelegten Wege.
Eine köstliche Kühle wehte ihm entgegen.
    „Sehen Sie nur, Chef!“ rief Sakini
stolz. „Hier am Gartenrand hat ,Goldblume’ einen Bambuszaun ziehen lassen.
Sieht der nicht hübsch aus?“ Fisby nickte. Er blickte auf das weite
Kartoffelfeld jenseits des Zauns und dann wieder auf die Kiefern.
    „Kommen Sie, Chef“, sagte Sakini
triumphierend. „Ich zeige Ihnen jetzt das Cha ya.“
    Schon an dem breiten Fundament konnte
man erkennen, daß ein ziemlich großer Bau mit vier oder fünf Flügeln daraus
werden würde. Die geräumige Veranda, die bis in den Lotosteich hineinragte, war
schon fast fertig, und man war gerade dabei, das Holz mit kleinen Glasscherben
abzureiben, um es zu glätten. Ein großer Haufen Stroh für das Dach war bereits
angefahren. Aber Fisby merkte gleich, daß das vorhandene Holz nicht im
entferntesten reichen dürfte. Hokkaido stand in der Nähe und legte sich gerade
eine weiße Armbinde um, auf die etwas gezeichnet war, was sicherlich soviel wie
„Präsident“ bedeuten sollte. Fisby merkte daran, daß sich die Männerliga zu
einem neuen Angriff auf ihn rüstete. „Ich muß das Dorf noch einmal
inspizieren“, sagte er hastig und spähte nach einer Rückzugsmöglichkeit.
    Aber als er sich durch den Garten
davonmachen wollte, holte ihn Hokkaido gerade noch rechtzeitig ein.
    „Der will wohl Holz haben?“ fragte
Fisby gereizt. „Nein, Chef, davon hat er nichts gesagt“, erwiderte Sakini.
„Soll ich ihn fragen?“
    „Nicht — um Himmels willen!“ rief
Fisby.
    „Gut, Chef.

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