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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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Schule
leider ganz vergessen habe.“
    „Sie haben das ganze
Erziehungsprogramm vergessen!“ tobte Purdy. „Wenn ich einen Ersatzmann für Sie
hätte, würden Sie von heute an im Hauptquartier die Waschfrau spielen können.“
    Gerade als der Oberst das sagte,
zupfte Sakini Fisby am Ärmel. „Chef, Frau Watanabe meint, Sie möchten dem
Burschen sagen, er soll sich etwas beeilen.“
    „Wie bitte?“ fragte der Oberst, völlig
fassungslos. „Verzeihen Sie bitte“, stammelte Fisby und zwang sich zu einem
Lächeln. „Frau Watanabe ist wahrscheinlich etwas in Eile. Sie wollte nämlich
ihren Onkel Yoshimitsu in Klein-Koza besuchen, und deshalb haben wir sie
mitgenommen.“
    „Das wird ja immer schöner. Sie haben
wohl einen richtiggehenden Taxidienst eingerichtet, was? Sie haben wirklich
ungeheuer viel zu tun, Fisby!“ sagte der Oberst mit beißender Ironie.
„Aufgebaut wird ja von Ihnen sowieso nichts — aber was reißen Sie denn da ab?“
    Einen Augenblick wußte Fisby in seiner
Verwirrung nicht, was der Oberst meinte. Aber dann fiel es ihm ein: „Das wird
wohl das Haus von Hokkaido sein, Herr Oberst. Wir brauchen nämlich das Holz zum
Bau des neuen Teehauses.“
    „Wie, für so etwas reißen Sie das Haus
eines Mannes ab und rauben ihm damit sein Obdach?“
    Fisby setzte seine unschuldigste Miene
auf. „Es ist alles bestens geregelt. Wir haben ihn dafür zum Präsidenten
gemacht, und außerdem darf der Polizeichef auf keiner der Geishagesellschaften
mehr neben ,Lotosblüte’ sitzen.“
    Der Oberst starrte Fisby völlig
verständnislos an. „Und wenn Hokkaido als Präsident amtiert“, fuhr Fisby fort,
„darf er die weiße Jacke des Bürgermeisters tragen.“
    Er lächelte und lehnte sich zurück,
froh darüber, dem Oberst nunmehr alles erklärt zu haben.
    Aber da traf ihn ein durchbohrender
Blick Purdys. „Captain“, sagte der Oberst, „haben Sie in der letzten Zeit das
befohlene Vorbeugungsmittel regelmäßig eingenommen?“
    „Jawohl, Herr Oberst.“
    „Sie haben keine Erkältung gehabt oder
etwas Ähnliches?“
    „Ich wüßte nicht, Herr Oberst.“
    „Und heute morgen sind Sie nur
unterwegs gewesen, um die Binsen zu holen?“
    „Jawohl, Herr Oberst.“
    „Und Sie legen einen Lotosteich an?“
    „Wir sind dabei, Herr Oberst.“
    Dem Oberst wurde alles immer
unverständlicher. Einen Augenblick schwieg er, dann sagte er leise: „Ich
glaube, es ist das beste, Fisby, Sie und Ihr Präsident fahren jetzt sofort
zurück nach Tobiki.“
    Fisby legte die Hand an die Mütze, gab
Gas und fuhr langsam davon. Aber mehrmals blickte er nach dem Oberst zurück,
der wie eine Marmorsäule mitten auf der Straße stand.
     
     

9
     
    Nach seiner Rückkehr ins Dorf
überwachte Hokkaido persönlich das Abladen der Binsen, und die herumstehende
Menge lächelte glücklich. Als dann gar die Rolle mit dem fast durchsichtigen
Reispapier für die Schiebetüren des Teehauses triumphierend von ihm
hochgehalten wurde, konnte man viele laut bewundernde Ah! und Oh! hören. Nur
der kleine runzlige Salzmacher allein schien von der allgemeinen Freude
keineswegs angesteckt zu sein. „Chef“, wandte sich Sakini an Fisby, „er möchte
gern wissen, wann Sie ihm die weiße Jacke besorgen.“
    „Was für eine weiße Jacke?“
    „So eine, wie Hokkaido sie trägt. Wir
haben ihm versprochen, er bekommt sie von Ihnen, wenn er mitkommt und uns Salz
macht.“
    Fisbys Gesicht verfinsterte sich. Das
war ja wohl die Höhe. „Ich habe nichts mit weißen Jacken zu schaffen“, sagte er
streng. Sakini schüttelte den Kopf: „Aber Chef, die Leute von Takaesu fragen:
,Wo bleibt unser Salz? Wie, ihr habt keins? Nun, dann nehmen wir unseren
Webstuhl zurück.’“ Sakinis Augen wurden düster. „Die werden alle schön fluchen,
wenn wir keinen Webstuhl haben, um die Matten für das Cha ya zu weben.“
    Fisby ließ seine Blicke über die
lächelnde Menge schweifen. „Woher soll ich denn weiße Jacken nehmen?“
    „Das weiß ich auch nicht, Chef. Aber
Herr Motomura hat seine, glaube ich, an der Ginza in Tokio gekauft.“
    „Tokio!“ Fisby schlug sich mit der
Hand vor die Stirn. „Sakini, glaubst du, daß die Bomber, die jeden Tag über uns
hinwegbrausen, nur so zum Vergnügen herumgondeln? Soll ich vielleicht über
Tokio mit einem Fallschirm abspringen, um eine Jacke für den Salzmacher zu
kaufen, und dann zurückschwimmen?“
    Sakini hob die Schultern. „Jedenfalls
kann er kein Salz machen, ehe er nicht den Gegenwert hat.“
    In

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