Die Geishas des Captain Fishby
die
Frauenliga sein mußte, daß man ihre Mitglieder nicht zur Zunft der Geishas
zuließ. „Jedoch — was soll ich dabei tun?“
„‘Goldblume’ meint, solange die Liga
sich nicht demokratisch betätigen kann, könnte sie sich zum Zeitvertreib mit
Teezeremonien und Blumenstecken beschäftigen.“
Fisby klang das ganz vernünftig.
„Und darum“, fuhr Sakini fort, „möchte
Fräulein Higa-Jiga, daß Sie ihr ein Cha-no-yu-Haus bauen.“
„Was ist denn das?“
„Das ist ein kleines Teehaus, Chef,
das man sich im Hof hinter dem Wohnhaus errichtet. Fräulein Higa-Jiga hat so
etwas in Naha gesehen, als sie dort ihre süßen Kartoffeln verkaufte.“
„Das soll also heißen, daß sie ihr
eigenes Teehaus haben will?“
„Hm, ja, Chef. Dann kann sie den ganzen
Nachmittag dasitzen, wie es die Damen in Naha taten, und kann die Teezeremonie
üben. Sie meint, das sei eine sehr anmutige Beschäftigung. Und wenn sie einen
Mann auffordert, bei ihr eine Tasse Tee zu trinken, kann er unmöglich nein
sagen.“
„Wir haben aber doch gar kein Holz.“
„Das habe ich ihr auch gesagt, Chef.
Sie hat mir aber gesagt, Sie haben für die Männerliga ein Teehaus gebaut. Für
die Frauenliga tun Sie nicht das geringste. Und überhaupt, es gibt keine
Gleichheit im Dorf. Und sie ist sicher, daß Onkel Sam die Hände über dem Kopf
zusammenschlägt, wenn er davon erfährt.“ Fisby wurde es unbehaglich zumute.
„Sakini“, fragte er rasch, „weißt du, woher wir Holz bekommen könnten?“
„Natürlich, Chef. In Groß-Koza haben
sie Holz in Mengen. Wir müssen ihnen nur zusichern, daß Sie ihnen alles
besorgen werden, was sie haben wollen, und...“
„Halt“, fiel Fisby ihm streng ins
Wort, „es kommt gar nicht in Frage, daß ich auch noch Groß-Koza mit allem
möglichen beliefere!“ Aber da sah er, wie Fräulein Higa-Jiga ihn von neuem wild
anfunkelte. Nachdenklich strich er sich übers Kinn. „Sakini, glaubst du,
Groß-Koza würde mit uns Tauschhandel treiben? Wir könnten ihnen dann ja Salz
für das Holz geben. Wie wäre das?“
„Gut, Chef. Aber woher kriegen wir das
Salz?“
„Was ist denn mit dem Salzmacher, den
wir gestern mitgebracht haben? Macht er denn kein Salz?“
„Nein, er sagt, wir haben ihm eine
weiße Jacke versprochen. Ehe er die nicht hat, kann er kein Salz machen.“
Fräulein Higa-Jiga zupfte Sakini am
Ärmel. „Chef, sie möchte gern wissen, wann das Cha-no-yu-Haus fertig sein
wird.“
„Ich habe noch kein einziges Wort
davon gesagt, daß ich eins bauen werde“, antwortete Fisby ausweichend, aber ein
Blick auf Fräulein Higa-Jiga belehrte ihn darüber, daß sie durchaus fähig war,
sich bei Onkel Sam auf dem Wege über Oberst Purdy zu beschweren. „Ich muß es
mir jedenfalls erst in Ruhe überlegen. Vielleicht kann ich irgendwo eine weiße
Jacke auftreiben, damit der Salzmacher endlich Salz macht, und dann können wir
es ja gegen Holz tauschen.
Du siehst, so ganz einfach ist die
Sache nicht.“ Sakini nickte zustimmend und deutete auf den Bauleiter, der, den
Kopf in die Arme gestützt, auf der Treppenstufe saß und schlief. „Asato hat
keine Ahnung, wie man solch ein Haus baut.“
„Und ich erst recht nicht. Ich habe
noch nicht einmal eins gesehen“, sagte Fisby und legte sich wieder in die
Kissen zurück. „Jetzt möchte ich aber noch etwas schlafen.“
Aber Fräulein Higa-Jiga zupfte Sakini
von neuem am Ärmel. „Chef, sie behauptet, ‘Goldblume’ kennt sich darin aus.“
„Nun, dann soll sie alles mit
‘Goldblume’ besprechen und mich von dem Ergebnis unterrichten.“
Sakini schüttelte den Kopf. „Das kann
sie nicht, Chef. ‚Goldblume’ ist sehr ergrimmt gegen sie. Gestern abend ist
Hiyoshi wieder ausgebrochen, und als ,Goldblume’ von der Gesellschaft auf der
Veranda nach Hause kam, lag er friedlich in ihrem Zimmer.“
„Wer ist denn nun wieder Hiyoshi?“
„Das beste Schwein von Fräulein
Higa-Jiga. ‘Goldblume’ hat großen Lärm gemacht und sogar die Polizei gerufen.
Und jetzt will sie nichts mehr von Fräulein Higa-Jiga wissen. Darum müßten Sie
doch mit ihr wegen des Cha-no-yu-Hauses sprechen. Sie sind schließlich Chef.“
„Was hat das damit zu tun?“
„Nun, ‘Goldblume’ tut dem Chef immer
gern einen Gefallen. Wenn Sie sie darum bitten, erklärt sie dem Bauleiter
vielleicht, wie man das Haus baut.“
„Na schön.“
„Und außerdem sollen Sie ‘Goldblume’
bitten, Fräulein Higa-Jiga die Teezeremonie und das Blumenstecken zu
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