Die Geishas des Captain Fishby
Tee für das Cha ya besorgen können.“
„Tee?“ _
„Es ist ihr sehr unangenehm, Sie darum
zu bitten, weil Sie schon soviel getan haben. Sie haben uns erlaubt, das Cha ya
zu bauen, haben uns die Binsen geholt und haben den Männern gezeigt, wie man
Webstühle baut, damit die Matten gewebt werden können. Aber sie weiß nicht, ob
der Tee, den die Japaner versteckt haben, nicht durch das Wasser in den Höhlen
verdorben ist. Im übrigen sollen Sie sich deswegen keine Gedanken machen. Wir
können Tee immer aus dem Weizen machen, der in den Bergen wild wächst.“
„Gibt das denn einen guten Tee?“
Sakini warf „Goldblume“ einen raschen
Blick zu, und dann flüsterten sie miteinander. „O ja, Chef! Man kann ihn
trinken.“
Fisby war sich völlig darüber klar,
daß dieser Tee nichts taugen konnte und daß man ihn nur im äußersten Notfälle
trank. Sich in Positur setzend, verkündete er feierlich: „Fisby hat nie einen
schlechten Kaffee in seinem Drugstore ausgeschenkt. Er wird darum in seinem Cha
ya auch keinen schlechten Tee ausschenken.“ Beglückt fühlte er, wie die Augen
der Geisha vor Dankbarkeit strahlend auf ihm ruhten.
„Und noch eins“, fuhr er fort, „vergiß
nicht, ihr zu sagen, daß sie bald einmal wieder zum Kobiru in die Kommandantur
kommen soll.“
13
Nachdem „Goldblume“ gegangen war,
setzte sich Fisby an seinen Schreibtisch, um über all dies nachzudenken.
Möglicherweise war er mit seinem Versprechen, Tee für das Cha ya zu besorgen,
etwas voreilig gewesen, vor allem weil er keine Ahnung hatte, wie er ihn
herbeizaubern sollte. Und dennoch, er war fest entschlossen, ihn um jeden Preis
heranzuschaffen. Als er aus dem Fenster blickte, sah er die mit Holz beladenen
Pferdewagen aus Groß-Koza zurückkehren. „Lotosblüte“ hatte also Erfolg gehabt.
Fisby jedenfalls war froh, dieser Sorge um das Holz enthoben zu sein.
Da betrat Hokkaido die Kommandantur,
zwar barfuß wie immer, aber mit einem funkelnagelneuen Anzug aus dem groben
weißen Stoff angetan, und Fisby nickte beifällig. „Sag ihm, er sähe prächtig
darin aus, Sakini“, rief Fisby, dann stutzte er aber doch ein wenig. Für den
reichlich korpulenten Hokkaido wäre ein Zweireiher vielleicht das Richtigere
gewesen. Aber immerhin...
Hokkaido indessen war es im Augenblick
herzlich gleichgültig, was er auf dem Leibe trug. Dicke Tränen flössen ihm
wieder einmal über die Wangen, während er Sakini etwas ins Ohr flüsterte.
„Chef“, sagte Sakini mit todernster Stimme, „wir müssen etwas gegen den
Polizeichef unternehmen, verlangt Hokkaido dringend. Wissen Sie, was der schon
wieder gemacht hat?“
Fisby hatte keine Ahnung.
„Den ganzen Weg von Groß-Koza hierher
hat er neben ,Lotosblüte’ auf dem Pferdewagen gethront. Und das darf er doch
nicht, weil Sie Hokkaido fest versprochen haben, als sein Haus abgerissen
werden mußte, daß der Polizeichef niemals wieder neben ,Lotosblüte’ sitzen
darf.“
Fisby nickte: „Das stimmt. Es bezog
sich das aber nur auf die Geishagesellschaften.“
„Hokkaido meint aber, wenn man mit
einer Geisha spricht, befindet man sich doch auch in ihrer Gesellschaft.“
Fisby verspürte kein Verlangen, sich
mit solchen Spitzfindigkeiten auseinanderzusetzen. „Hör mal“, sagte er streng,
„diese ewige Eifersucht zwischen den beiden hängt mir allmählich zum Halse
heraus. Als Landwirtschaftsbeauftragter sollte er sich lieber darum kümmern,
daß endlich einmal etwas Neues angepflanzt wird — chinesischer Kohl und
Eierpflanzen beispielsweise. Wir wollen im Cha ya schließlich nicht bloß süße
Kartoffeln vorgesetzt bekommen. Woran merkt er denn überhaupt, daß Frühling
ist, wenn er nicht grüne Erbsen auf seinem Teller hat?“ Hokkaido machte ein
völlig verdutztes Gesicht. „Er findet, dafür braucht er nur aus dem Fenster zu
sehen“, dolmetschte Sakini.
„So habe ich es nicht gemeint“,
antwortete Fisby rasch. „Sag ihm, er soll aufs Feld gehen und schleunigst etwas
Neues anpflanzen.“
„Okay, Chef. Aber er fürchtet, das
wird ziemlich schwer sein.“
„Warum?“
„Weil er keinen Samen hat.“
„Ach so“, erwiderte Fisby, nun
seinerseits leicht verdutzt.
„Und wegen des Polizeichefs...“
Fisby erhob sich. „Ihre Liebeshändel
sollen sie unter sich austragen. Ich will jetzt einen kleinen Spaziergang
machen, weil ich mir verschiedenes überlegen muß.“ Gerade, als er sich seine
Mütze aufsetzte, kam Fräulein Higa-Jiga herein. „Chef“,
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