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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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von einem Dorf ins andere gejagt hat, gar nicht
leiden können. Aber wenn das so ist, hat sie natürlich eine ganz andere Meinung.“
    Fisby wollte zu einer weitausholenden
Erklärung über das Verhalten der Militärregierung ansetzen, aber er unterließ
es dann, nicht nur, weil das alles zu kompliziert war, sondern weil er von dem
Blick, mit dem „Goldblume“ ihn jetzt ansah und aus dem Bewunderung, Ehrfurcht
und vielleicht sogar ein wenig Heldenverehrung sprachen, tief bewegt war.
Träumend blickte er vor sich hin, dann jedoch besann er sich auf seine Pflicht,
straffte sich etwas und fragte: „Geht es denn mit dem Bau des Cha ya gut vorwärts?“
    „Ja“, erwiderte Sakini, „nur — sie
haben bald kein Holz mehr,“ Fisby lächelte. „Sag ihr, das braucht sie nicht zu
bekümmern. Ich hoffe, ich kann mit Groß-Koza kompensieren. Sobald der
Salzmacher...“
    „Ach, das weiß sie schon, Chef“,
unterbrach ihn Sakini. Lotosblüte’ ist heute vormittag wegen des Tausches nach
Groß-Koza gefahren, sonst wäre sie ebenfalls hergekommen, um sich bei Ihnen zu
bedanken. Der Bürgermeister von Groß-Koza soll zwar gut sein, aber man muß sehr
aufpassen, daß er einem kein Holz mit Astlöchern andreht. ,Lotosblüte’ will
sich deshalb selber davon überzeugen, daß wir auch wirklich gutes, schön
gemasertes Holz bekommen.“
    „So, so“, meinte Fisby, froh darüber,
daß man ihm diese Sache abgenommen hatte, aber doch auch ein wenig enttäuscht,
daß ihm damit eine Gelegenheit entgangen war, sich von neuem verdient zu
machen. „Und in der Zeit, bis das Holz hier ist“, fuhr Sakini fort, richtet
,Goldblume’ die Küche ein.“
    „Ach, eine Küche gehört auch dazu?“
fragte Fisby höchst überrascht.
    „Natürlich, Chef. ,Goldblume’ hat Frau
Kamakura engagiert, und gestern ist sie auch schon eingetroffen. Kennen Sie sie
vielleicht?“
    Fisby vermochte sich nicht zu
erinnern, dieser Dame je begegnet zu sein.
    „Sie hat früher im ,Goldenen Drachen’
gekocht“, erklärte Sakini. „Es war das beste Cha ya in Naha.“ Inzwischen war
der Kaffee endlich fertig gefiltert. Fisby goß „Goldblume“ eine Tasse ein. Mit
einer kleinen Verneigung nahm sie sie entgegen und hielt sie mit beiden Händen
fest. Fisby beobachtete sie, wie sie zögernd einen Schluck nahm, aber dann ein
ganz verklärtes Gesicht machte.
    Befriedigt setzte er sich auf seinen
Schreibtisch. Aber zum Kobiru mußte natürlich auch etwas gegessen werden. Er
öffnete also eine C-Ration und legte behutsam Bonbons und Biskuits auf einen
Bogen Schreibmaschinenpapier und hielt ihn der Geisha mit ermunterndem Lächeln
hin. Sie nahm einen Keks und biß ein Stückchen ab, ihrem Gesicht war jedoch
deutlich anzusehen, daß er ihr nicht besonders munden mochte. Fisby mußte es
auch selber zugeben, daß die Kekse etwas fade schmeckten. „Aber um auf Frau
Kamakura zurückzukommen“, fragte er dann: „Was versteht sie denn am besten zu
kochen?“
    „Unagi no kabayski ist ihre
Spezialität, Chef. Ich habe es selbst noch nie gegessen, aber es wird aus Aal, Sojasauce,
braunem Zucker und süßem Reisbier zubereitet. Die Aale werden auf Bambusrohr
gespießt und auf beiden Seiten gebraten und dann mit der Sojasauce begossen.“
    „Das klingt ja ganz verlockend“,
meinte Fisby. „Und was kocht sie sonst noch?“
    „Tempura zum Beispiel, Chef. Das ist
ein Gericht aus Krebsen, die in Teig getaucht und in Öl gebacken werden.“
    „Ach, Krebse!“ sagte Fisby verträumt.
„In der Garnison von Monterey in Kalifornien bin ich jeden Abend ins
Hafenviertel gegangen, um Krebse zu essen.“
    „Sie mögen Seetiere also gern?“ fragte
Sakini.
    Fisby nickte lebhaft.
    „Das ist prächtig. Dann muß Ihnen Frau
Kamakura unbedingt ebi no unigarayaki kochen. Das ist aus Hummerstücken, die
noch in der Schale sind und die man in einer Suppe aus Thunfisch, süßem Reisbier
und Sojasauce so lange kocht, bis die Schalen rot werden.“ Fisby lief das
Wasser im Munde zusammen. „Wann wird denn die Küche eröffnet?“ erkundigte er
sich begierig. Doch da fiel ihm etwas ein, und er runzelte die Stirn. „Wo will
sie denn aber all die Zutaten herbekommen?“
    „,Goldblume’ sagt, die süßen
Kartoffeln sind ihr allmählich widerlich, und darum hat sie ein paar Männer
beauftragt, die Netze, die wir in Takaesu eingehandelt haben, im Meer
auszulegen. Damit wird allerlei gefangen werden. Und außerdem weiß sie, wie man
auch sonst noch manches bekommen kann. Als die japanischen

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