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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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und
zog sein Scheckbuch aus der Tasche. „Fisby, wenn Sie mich zur Post fahren, kann
ich mit der Bestellung gleich das Geld abschicken.“
    „Nein, Doktor, das kommt nicht in
Frage.“ Fisby hob abwehrend die Hand. „Die Rechnung geht zu meinen Lasten.“
    Darauf stritten sie also zunächst
einmal eine Weile hin und her. Der Arzt meinte, es sei seine Idee, und darum
müsse er auch alles bezahlen. Fisby hingegen betonte, daß er als Kommandant
dazu verpflichtet sei. Schließlich losten sie mit einem Geldstück: „Adler oder
Kopf“, wobei Fisby gewann. Aber der Doktor bestand darauf, daß er dann
wenigstens die nächste Sendung bezahle. Als Korporal Barton mit den Binsen
zurückgekehrt war, fuhren der Arzt und Fisby im Jeep davon. Ihr erstes Ziel war
die Post, und danach beschloß Fisby, auf Teesuche zu gehen, und fuhr deshalb
zum Meßzelt einer Flakbatterie.
    „Ich würde Ihnen gern helfen,
Captain“, sagte der mit allen Wassern gewaschene Sergeant, als er ihm seinen
Wunsch vorgetragen hatte. „Aber Sie wissen ja, wie es ist. Die Verteilung ist
allein Sache des Verpflegungsoffiziers, und ich kann nicht eigenmächtig etwas
wegnehmen.“
    „Aber Sergeant“, erwiderte Fisby,
„Ihnen ist doch ebenso klar wie mir, daß Sie immer mehr Tee haben, als Sie
brauchen. Ich weiß doch Bescheid. Ich habe selbst zwei Jahre lang eine Batterie
kommandiert.“ Der Sergeant zuckte bedauernd die Achseln. Die Soldaten tranken
jetzt leider mehr Tee als früher. Außerdem gab es eine Verfügung gegen
unberechtigte Entnahme von Heeresverpflegung. Der Sergeant wußte sogar zu
berichten, daß ein Koch vors Kriegsgericht gestellt worden war, weil er ein
paar Steaks nach Hause mitgenommen hatte.
    Fisby merkte, daß er so nicht
weiterkam. Er nahm seine Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Da mußte er plötzlich an die Holzsandalen denken, die die Tischler für die
Frauenliga herstellen sollten. „Sergeant“, versuchte er noch einmal sein Glück,
„sammeln Sie eigentlich Andenken?“
    „Wollen Sie sich über mich lustig
machen, Captain?“ antwortete der Sergeant mit leicht beleidigter Miene. „Unsere
Flakstellungen sind über die ganze Insel verstreut. Ich muß täglich zu allen
vierundzwanzig fahren, um ihnen die Verpflegung zu bringen. Wie soll ich da
Zeit haben, mich um Andenken zu kümmern?“
    Das war genau die Antwort, die Fisby
erwartet hatte. „Nun, ich habe zufällig etwas an Hand: japanische
Holzsandalen.“
    Der Sergeant grinste nur verschmitzt:
„Was wollen Sie denn dafür haben, Captain?“
    Fisby hielt es für klüger, nicht
gleich darauf zu erwidern. Einen Augenblick musterten sie sich wie zwei
Verschworene, dann sagte Fisby rasch: „Tee“.
    Der Sergeant begriff. „Aber ich möchte
natürlich nicht, daß Sie deswegen irgendwelche Unannehmlichkeiten bekommen“,
fügte Fisby noch hinzu, ohne eine Miene zu verziehen.
    Der Sergeant nickte beruhigend. Mit
dem Verpflegungsoffizier würde das schon in Ordnung gehen, da er selber ja erst
am Tage zuvor zwei halbe Rinder und vierhundert Pfund Kaffee von der Marine
losgeeist hatte. „Das gleicht sich dann sozusagen wieder aus“, meinte er
lakonisch.
    Fisby vermochte sich dieser Logik
nicht zu verschließen. „Ich bringe dann also morgen die Sandalen und hole den
Tee ab“, sagte er, da ihm natürlich der Sergeant, ohne den Gegenwert in den
Händen zu haben, den Tee keinesfalls mitgeben würde.
    „Übrigens, Sergeant“, fragte er nach
einer Weile, „welche Batterie ist das hier?“ Es war die Batterie A. „Können Sie
mir vielleicht auch sagen“, fuhr Fisby fort, „wo die anderen Batterien des
Bataillons liegen? Vielleicht wollen die auch gerne etwas tauschen.“
Unglücklicherweise kannte der Sergeant diese Standorte nicht. Aber wenn der
Captain noch mehr von solchen Andenken hätte, würde er sicherlich — so meinte
er — noch eine ganz hübsche Menge Tee zusammenbekommen, zumal einer der
Fouriere des Verpflegungsamtes ein alter Kamerad von ihm sei: sie kannten sich
bereits vom Ausbildungslager in Texas her.
    Fisby nickte befriedigt. Auf diese
Weise würden alle Teeüberschüsse hier zusammenlaufen, und er brauchte nicht
mehr die anderen Batterien abzuklappern. Und die Batterie A würde mit den
vielen Andenken, die sie dann zum Tauschen hatte, bestimmt keine schlechten
Geschäfte machen.
    „Wissen Sie, Doktor“, meinte Fisby,
als er wieder in den Jeep kletterte, „man muß vor diesen Verpflegungssergeanten
doch alle Achtung haben. Sie

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