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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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schon immer sehr gemocht. Und
wenn es dann ein paar chinesische Gerichte zur Abwechslung im Cha ya gibt, ist
das kein Fehler.“
    „Ach so, da brauchen Sie Wasserkastanien
für eins Ihrer chinesischen Gerichte?“
    „So ist es, Fisby. Ich will später
selber mal welche anbauen, aber bis dahin wird noch eine ganze Zeit vergehen.
Darum müssen wir jetzt mit den Dörfern im Norden tauschen. Alles andere werden
wir hier ziehen können, wie Frau Kamakura meint — zum Beispiel Champignons,
chinesischen Brokkoli, Bambussprößlinge und Erbsen. Dabei fällt mir ein: Sie
haben mir doch erzählt, daß Sie einen Drugstore in den Staaten besitzen?“
    „Allerdings — den besitze ich. Warum?“
    „Könnten Sie sich da nicht vielleicht
etwas Natriumglutamat schicken lassen?“
    „Ich denke schon.“
    „Gut. Das benötigen die Chinesen
nämlich zum Würzen. Aber“ — und der Arzt hob warnend den Finger — „diese
Bestellung geht auf meine Kosten.“
    „Wenn Sie’s durchaus wollen.“
    „Kennen Sie eigentlich“, fuhr McLean
fort, „meinen Inspektor Kamato? Den da drüben?“ Er wies auf einen jungen
Japaner, der ein Stück entfernt auf dem anderen Pferde wartete.
    Fisby kannte Kamato nur allzu gut. Er
war einer von Hokkaidos Mitarbeitern.
    „Er ist ein netter Kerl“, sagte der
Doktor. „Er spricht nicht viel Englisch, aber er versteht von Gartenarbeit
etwas. Doch nun muß ich weiter. Ich habe heute vormittag noch viel vor. Wenn
ich den Schmied geholt habe, muß ich in Tobiki alle untersuchen, die mit
Lebensmitteln handeln, und dann will ich noch die Küche inspizieren, ob sie
hygienisch einwandfrei ist.“ Er streifte seine Handschuhe wieder über, nahm die
Zügel und rief seinem Inspektor zu: „Kamato, Ikimasho! ,Ikimasho’... das heißt:
,Wir wollen weiter’“, meinte er, zu Fisby gewandt, und drückte ihm zum Abschied
die Hand.
    Gleich nachdem Fisby ins Dorf
zurückgekehrt war, schickte er den Tee zu Frau Kamakura. Eine Weile später machte
er sich selber zum Cha ya auf den Weg, um nachzusehen, ob auch alles gut
vorwärtsginge. Aber unterwegs stieß er auf eine Gruppe von Männern, die etwas
bauten, was er bisher noch nie gesehen hatte. Es war eine Art von Podium aus
Stroh und Erdklumpen, ungefähr dreißig Zentimeter hoch und fünf Quadratmeter
groß. In der Mitte war ein Kreis aufgezeichnet, und an allen vier Ecken
befanden sich Pfosten, über denen sich ein Thronhimmel spannte.
    „Was ist denn das, Sakini?“ fragte
Fisby.
    „Eine Arena für das Sumo-Ringen“,
antwortete Sakini stolz. „Hokkaido hat nämlich den Polizeichef aus bekannten
Gründen zu einem Ringkampf herausgefordert. Er ist fest überzeugt, daß er ihn
völlig fertigmachen wird.“
    Während Sakini das alles erzählte,
fiel Fisbys Blick auf die bunten Stoffstreifen, mit denen die Pfähle umwickelt
waren.
    Er lächelte: „Sogar die Pfosten werden
geschmückt?“
    „Ja, das muß sein“, antwortete Sakini
ernst. „Der schwarzumkleidete Pfahl stellt den Winter dar, der grüne den
Frühling, der rote den Sommer und der weiße den Herbst. Und der Purpur streifen
dort am Dach — der soll an die Wolken erinnern, die über den Himmel ziehen.“
    Eine Weile sah Fisby den Männern zu,
wie sie die Erde feststampften und dann eine dünne Sandschicht darüberstreuten,
um die Kampffläche ganz eben zu machen. Dann fragte er unvermittelt: „Sakini,
um wieviel Uhr habt ihr immer euer sogenanntes Kobiru?“
    Sakini blickte zum Himmel auf und wies
auf einen bestimmten Punkt: „Wenn die Sonne ungefähr dort steht.“
    Fisby errechnete sich, daß das in etwa
fünfzehn Minuten sein würde. „Glaubst du, daß ,Goldblume’ heute wieder zur
Kommandantur kommen wird?“ fragte er weiter.
    „Keine Ahnung, Chef.“
    „Ach, dann lauf schnell hin und lade
sie ein! Ich gehe derweil zur Kommandantur zurück und setze Kaffee auf.“
    Fisby bereitete alles aufs
sorgfältigste vor. Er wusch die Tassen zweimal ab, wischte mit seinem
Taschentuch den Staub von dem Stuhl, nahm Salzkekse aus einer Dose — weil die
süßen Biskuits offenbar gestern „Goldblumes“ Beifall nicht recht gefunden hatten,
schnitt sie in der Mitte durch, bestrich sie mit Schinkenpaste und legte sie
wieder behutsam auf einen Bogen Schreibmaschinenpapier.
    Aber trotz seiner gründlichen
Vorbereitungen war er doch nicht auf alles gefaßt. Denn heute brachte „Goldblume“
auch „Lotosblüte“ mit.
    Er begrüßte sie freundlich: „Kommen
Sie nur herein.“ Dann sah er sich suchend

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