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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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dies sagte, zupfte
„Goldblume“ Sakini am Ärmel.
    „Chef, sie möchte gern wissen, warum
dieser Mann die Frau würgt.“
    Fisby sah auf das knallbunte Bild.
„Ach, das ist eine Kriminalgeschichte“, erklärte er verlegen und suchte schnell
ein paar andere Hefte heraus.
    Jetzt war die Reihe an „Lotosblüte“,
zu fragen: „Chef, warum kann der Mann hier durch die Luft fliegen? Er hat doch
gar keine Flügel. Und warum verfolgen die Kühe dort den Reiter?“
    Fisby wischte sich den Schweiß von der
Stirn. „Ich glaube, ich muß mir alles doch erst noch einmal selber ansehen. Ich
schicke dann die Hefte später.“
    Als die Geishas gegangen waren,
entschloß sich Fisby, die Magazine noch einmal gründlich zu studieren und die
nicht geeigneten auszusondern. Aber zuvor wollte er Fräulein Higa-Jiga noch
wegen des Füßewaschens in den Bächen zur Rede stellen.
     
     

15
     
    Als Fisby nach dem Abendessen auf den
Treppenstufen seines Hauses droben auf der Höhe saß, erschien plötzlich Sakini:
„Chef, alle warten auf Sie, damit der Ringkampf beginnen kann. Sie sollen der
erste Ehrenaufseher sein.“
    „Was soll ich sein?“ fragte Fisby,
aufs höchste erstaunt. „Der erste Ehrenaufseher, Chef. Wenn der Kampf zu Ende
ist und die anderen über das Ergebnis sprechen und nicht entscheiden können,
wer der Sieger ist, dann müssen Sie es ihnen sagen.“
    Fisby wurde blaß. „Ich habe doch nicht
die geringste Ahnung von Sumo“, entgegnete er.
    „Das ist ganz leicht, Chef“, beruhigte
ihn Sakini. „Kommen Sie nur, ich werde Ihnen alles erklären.“ Aber Fisby mochte
sich nicht dazu entschließen. Da er noch nie einem Sumokampf beigewohnt hatte,
fürchtete er, ein falsches Urteil zu fällen und dann einer parteiischen
Stellungnahme beschuldigt zu werden. „Aber sie warten doch, Chef“, fuhr Sakini
rasch fort. „Ohne Sie kann der Kampf nicht beginnen.“
    Nur widerwillig erhob sich Fisby von
der Treppe. Drüben in der einen Ecke des Zimmers saß Dr. McLean an einem
improvisierten Zeichentisch. Irgendwo hatte der Arzt einen Kasten mit
Farbstiften aufgetrieben, und nun zeichnete er unentwegt an einem bunten Plan,
wobei er vor lauter Eifer sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    „Sakini“, flüsterte Fisby. „Kann der
Doktor nicht auch Ehrenaufseher sein?“
    „Natürlich, Chef. Wir machen ihn zu
Ihrem Assistenten.“
    „Hallo, Doktor“, rief Fisby daraufhin.
„Kommen Sie auch mit zum Ringkampf?“
    Doch der Arzt winkte mit einem roten
Farbstift ab. „Ich würde gerne mitkommen, aber ich muß jetzt unbedingt erst die
Spargelbeete in den Plan für die Farm einzeichnen.“
    Es dauerte eine geraume Zeit, bis
Fisby und Sakini mit dem Hinweis darauf, daß er, der Doktor, ja der Assistent
des ersten Ehrenaufsehers sei, ihn dazu überredet hatten, sie zu begleiten.
Nicht eben darüber erbaut, gab er schließlich doch nach, und sie gingen
zusammen hinunter ins Dorf. Man hätte meinen können, die ganze männliche
Bevölkerung sei um den Kampfplatz versammelt. Und kaum war Fisby erschienen,
mußte er auch bereits einen Schiedsspruch fällen. Rechts vom Ring war ein
Streit entstanden — richtiger gesagt: Fräulein Higa-Jiga ging angriffslustig
und, unterstützt von der ganzen Frauenliga, mit drohend erhobenem Finger auf
den — wie alle anderen — an der Erde hockenden Bürgermeister zu. Als sie Fisby
erblickte, bedeutete sie ihm erregt, daß sie ihn sprechen wolle.
    Fisby war schon von allen Seiten so eingekeilt,
daß an eine Flucht nicht mehr zu denken war. Hilfesuchend spähte er nach dem
Doktor aus und schob sich dann durch die Menge mühsam der Frauenliga entgegen.
Fräulein Higa-Jiga zeterte in den lautesten Tönen. „Der Bürgermeister versucht,
die Mitglieder der Frauenliga von ihren Plätzen zu vertreiben“, übersetzte
Sakini den langen Wortschwall. Fisby musterte den Bürgermeister streng: „Stimmt
das?“ Wohl dadurch ermutigt, daß er nun nicht mehr allein mit Fräulein
Higa-Jiga fertig zu werden brauchte, ließ der Bürgermeister durch Sakini
antworten, die Dorfbeamten hätten einen Anspruch darauf, ganz vorn zu sitzen,
die Damen jedoch drängten sich einfach vor und versperrten die ganze Sicht.
    „Nun“, sagte Fisby nach kurzem
Überlegen, „wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“
    Sakini blickte ihn erschrocken an:
„Aber Fräulein Susano war ja schon ganz früh hier und hat für die anderen die
Plätze freigehalten.“
    Ja — das war allerdings eine
schwierige Geschichte. Fisby hatte

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