Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
Vom Netzwerk:
anderen Seite Hokkaido gelaufen. „Was will der denn nun?“
fragte er leicht beunruhigt.
    „Hokkaido meint, das würde nicht fair
sein, weil dann vier von den Aufsehern Polizisten sind und er nur zwei von der
Landwirtschaftsabteilung hat.“
    Fisby spürte, wie jetzt alles mit
atemloser Spannung auf seine Entscheidung wartete. „Wie wäre es“, schlug er nach
einigem Zögern vor, „wenn wir sie alle absetzten und wenn an ihrer Stelle die
Bauabteilung die Aufsicht übernähme?“
    Aber der Polizeichef wollte nichts
davon hören, weil, wie er behauptete, der Leiter der Bauabteilung und Hokkaido
dicke Freunde seien. Wenn die Zimmerleute nicht für Hokkaido stimmten, würde
der Bauleiter ihnen morgen eine besonders harte Arbeit aufbrummen. Hingegen sei
nichts dagegen einzuwenden, wenn die Gesundheitsabteilung die Aufseher stelle.
Aber nun war es wiederum an Hokkaido, Einspruch zu erheben, und darum entschied
sich Fisby, seinen „Assistenten“ zu befragen.
    „Was würden Sie da raten, Doktor?“
flüsterte er. „Das einfachste wäre, wir nähmen drei Polizisten und drei Männer
von der Landwirtschaftsabteilung — dann müßten doch beide Parteien
zufriedengestellt sein.“
    Doch dieser Rat war gar nicht nach
Fisbys Sinn. Er ahnte schon, daß dann überhaupt keine Entscheidung zustande
kommen und die ganze Last auf ihn selber fallen würde. Aber da fiel es ihm
rettend ein: „Sakini, kann der Schiedsrichter seine Stimme dem Sieger geben?“
    „Natürlich, Chef.“
    Fisby lächelte. Das war also die
Stimme, die den Ausschlag gab. So würde er der Verantwortung ledig sein. „Gut,
dann machen wir es so: die Polizei und die Landwirtschaftsabteilung stellen je drei
Aufseher.“ Hokkaido und der Polizeichef waren damit einverstanden. Und so
konnte denn endlich mit den Vorbereitungen für den Kampf begonnen werden.
Hokkaido postierte sich rechts von dem auf dem Podium aufgezeichneten Kreis,
legte die Hände auf die Knie, hob ein Bein und stampfte dann fest auf den
Boden, als ob er mit dem Hacken eine Nuß zerknacken wollte. „Was soll denn das
bedeuten?“ fragte Fisby.
    „Das nennen wir Siko, Chef“,
antwortete Sakini. „Hokkaido will dem Polizeichef damit zeigen, daß er ihm den
Schädel mit den Füßen zertreten wird.“ Fisby zog voller Entsetzen die Brauen
hoch. „Ist denn das erlaubt?“ Sakinis Stimme senkte sich zu einem Flüstern:
„Natürlich nicht, er will ihm damit nur angst machen.“
    Auf der anderen Seite des Ringes
versuchte der Polizeichef nun seinerseits, Hokkaido mit genau demselben Manöver
bange zu machen.
    Die beiden Gegner traten jetzt zu dem
mit schwarzem Stoff umkleideten Pfosten, der den Winter darstellen sollte;
Hokkaido verneigte sich dann tief und führte dabei ein Glas Wasser an seine
Lippen.
    „Das ist Tikara Mizu“, sagte Sakini,
„das Wasser, das Kraft gibt.“
    Seine Pflicht zu unparteiischer
Haltung offensichtlich vergessend, brummte der Doktor: „Dann muß er aber
mindestens doppelt soviel Wasser trinken.“
    Sakini schüttelte den Kopf. „Er trinkt
es ja gar nicht, er spült sich nur den Mund damit.“
    Und das stimmte auch. Hokkaido wischte
sich nun die Lippen mit einem Stück Papier ab. „Das ist Tikara Gani“,
erläuterte Sakini weiter, „das Papier, das Kraft gibt.“
    „Dann wäre es besser, er nähme zwei
Blatt“, murmelte der Doktor.
    Jetzt kam der Polizeichef an die
Reihe, und Fisby wurde bereits etwas ungeduldig. „Wann fangen die denn endlich
an zu ringen?“
    „Bald, bald“, versicherte Sakini.
„Vorher müssen sie noch Salz auf den Ring streuen.“
    Wahrscheinlich — so ging es Fisby
durch den Kopf — bedeutete dies das gleiche, wie wenn jemand sich Salz über die
Schulter wirft, um damit ein Unglück zu bannen. Doch mit dieser Zeremonie waren
die Vorbereitungen noch immer nicht beendet. Die beiden Ringer gingen in
Hockstellung, hoben dann die Arme und winkten. „Was machen Sie jetzt, Sakini?“
erkundigte sich Fisby. „Geben sie sich Morsezeichen?“
    „Morsezeichen — das kenne ich nicht,
Chef. Sie wollen sich reinigen, sie sind höflich. Der eine soll durch die
Berührung des anderen nicht unrein werden.“
    Diese Reinigungszeremonie zog sich
endlos lange hin, so daß Fisby schließlich in seine Hemdtasche griff, Zigarren
hervorholte und sowohl Sakini als auch dem Doktor eine reichte.
    Sie steckten sie sich an und warteten
weiter. Dann aber schien es schließlich doch Ernst zu werden.
    Der Schiedsrichter, der noch immer
sein Gesicht hinter

Weitere Kostenlose Bücher