Die Geishas des Captain Fishby
zwar seinen Spruch bereits gefällt; der
Bürgermeister indessen wagte sich jetzt weiter vor und erklärte, Frauen hätten
bei dieser Veranstaltung überhaupt nichts zu suchen — sie sollten zu Hause
lieber nähen und waschen.
Das war nun freilich recht taktlos,
jemandem wie Fräulein Higa-Jiga so etwas ins Gesicht zu sagen. Über diese neue
Beleidigung empört, wollte sie auch schon von neuem auf den Bürgermeister
losgehen. Um sie zu beruhigen, meinte Fisby rasch, daß er eigentlich nichts
dabei finden könne, wenn einige Damen des Dorfes sich den Ringkampf ansehen
wollten. Die Frauen stimmten beglückt diesen Worten zu, und Fräulein Higa-Jiga
steckte dem Bürgermeister triumphierend die Zunge heraus. „Andererseits“, fuhr
Fisby fort, „sollten sich Damen auch wie Damen benehmen. Es geht nicht an, daß
eine für alle anderen die Plätze belegt.“
Ein großes Wehklagen folgte diesem
harten Tadel. „Fräulein Higa-Jiga sagt, sie haben das nicht gewußt“,
dolmetschte Sakini, „sie waren noch nie bei einem Ringkampf.“
„Nun, dies eine Mal wollen wir’s ihnen
noch verzeihen“, erwiderte Fisby, wie ein gütiger Vater lächelnd. „Aber ich
finde trotzdem, die Dorfbeamten sollten in der ersten Reihe sitzen.“
Die Frauen schienen damit auch
einverstanden, denn sie gaben ohne Murren ihre Plätze den Männern frei.
Befriedigt über diesen Erfolg, fragte Fisby nun nach seinem eigenen Platz. Er
lag auf der anderen Seite des Rings. Und als Fisby sich einen Weg dorthin
bahnte, klopften ihm mehrere Männer wohlwollend auf die Schulter. Sie freuten
sich offensichtlich, daß er sich von Fräulein Higa-Jiga nicht hatte ins
Bockshorn jagen lassen. Kaum hatten der Doktor, Sakini und Fisby auf den
Ehrenschemeln Platz genommen, als sich ein ohrenbetäubendes Pfeifen erhob.
„Sie rufen nach Hokkaido und nach dem
Polizeichef“, erklärte Sakini. Aber Fisby, wegen seines Ehrenamtes nervös,
interessierte sich für etwas anderes. „Wo sind denn die eigentlichen Aufseher,
Sakini?“ erkundigte er sich.
Sakini wies auf die andere Seite des
Ringes: „Dort, die sechs in den Kimonos, Chef.“
Fisby fühlte, wie ihm ein Stein vom
Herzen fiel. Zu sechst mußte man doch ohne ihn zu einer Entscheidung kommen
können.
„Und das ist der Schiedsrichter.“
Sakini wies auf einen anderen Mann, der ebenfalls einen Kimono trug. „Der dort,
der sich den Fächer vors Gesicht hält.“
„Ach, einen Schiedsrichter habt ihr
auch noch?“ Fisby atmete nun vollends auf. Jetzt konnte er erst alles richtig
genießen. Sich zu dem Arzt hinüberbeugend, fragte er: „Auf wen setzen Sie?“
„Ich will sie erst mal sehen“,
antwortete der Doktor. Hokkaido betrat als erster den Ring, von lautem Beifall
begrüßt. Er erschien heute nicht in seiner weißen Präsidentenjacke, sondern
lediglich mit einem schwarzen Tuch angetan, das er sich um die Lenden gewickelt
hatte.
„Der macht mir aber einen sehr
schlappen Eindruck, Fisby — sehen Sie bloß, wie bei dem die Fettwülste
herausquellen“, meinte der Doktor mißbilligend. Fisby mußte zugeben, daß
Hokkaido nicht gerade ein Enak an Kraft zu sein schien. Aber als dann der
Polizeichef mit einem blauen Tuch um die Hüften in den Ring trat, fügte er
hinzu: „Hokkaido ist ihm an Gewicht überlegen, Doktor. Ich wette, er wiegt
mindestens vierzig Pfund mehr.“
Achselzuckend erwiderte der Doktor:
„Vielleicht. Aber der Polizeichef ist in Ordnung. Er ist durchtrainiert. Das
sieht man schon an seinen Beinen.“
Doch Fisby fand, daß es an diesen
Beinen nichts weiter zu sehen gab, als daß sie dürr und krumm waren. „Ich gebe
dem Polizeichef keine Chance, Doktor“, bemerkte er abfällig. Dann jedoch
richtete er sich würdevoll auf und setzte in feierlichem Ton hinzu: „Wir dürfen
nicht vergessen, daß wir Ehrenaufseher sind. Wir müssen unparteiisch sein.“
Schon ein paar Sekunden später mußte
er das praktisch beweisen. Plötzlich stand nämlich der Polizeichef wild
gestikulierend vor ihnen, und Sakini erklärte: „Er möchte Protest einlegen.“
„Weswegen?“
„Wegen der Aufseher da drüben. Er
sagt, vier von ihnen sind von der Landwirtschaftsabteilung. Und es ist ihm
schon jetzt klar: sie werden behaupten, Hokkaido hat gewonnen, auch wenn er
verliert, weil Hokkaido ihr Vorgesetzter ist.“
„Ja, und was soll ich dagegen
unternehmen?“
„Nur ein paar von ihnen hinauswerfen
und sie durch Polizisten ersetzen.“
Ehe Fisby etwas dazu sagen konnte, kam
bereits von der
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