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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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bewundernden Pfiff tat. „Chef wissen,
wie lange ich arbeiten, das zu lernen?“ fragte Oshiro.
    „Bestimmt eine ganze Zeit.“
    „Ja, ja, Jahre zehn. Aller Tag ich haben
arbeiten, mein Vater sagen und sagen und sagen: ,Nein, nein, nein.’ Und dann er
zeigen mir ja und ja und ja. Und dann ich können. Wenn jetzt Sake hier in
Becher, Chef, dann aussehen, wie Fisch schwimmen.“
    „Ich habe noch nie so etwas Hübsches
gesehen“, nickte Fisby in ehrlicher Begeisterung. Und Oshiro lächelte beseligt.
    „Und, Chef“, erklärte er weiter, „hier
ein Kakeban. Sehen, es haben Beine. Es ist Tablett klein, und Tisch auch. Hier
rot, hier schwarz, und viel Vergnügen machen uns, wenn wir machen manchmal
Figuren aus Gold darauf... Und sehen hier, Chef, Schalen für Suppe, für Reis.“
    „Und all diese schönen Dinge sollen
wirklich im Cha ya benutzt werden?“ fragte Fisby kopfschüttelnd. „Ja, ja, ich
schenken. Niemand mehr lieben Oshiros Lackarbeiten, nur ,Goldblume’ und
,Lotosblüte’.“
    „Niemand will sie mehr haben? Das kann
ich gar nicht begreifen“, meinte Fisby betroffen.
    „Ja, Chef, früher alle wollen haben“,
beteuerte Oshiro, und sein Gesicht verklärte sich in Erinnerung an jene schon
so weit zurückliegende schöne Zeit. „Früher gekommen Dschunken groß von China
nach Naha. Und ehe ein Glas Wein trinken, laufen Kaufleute hierher zu mich.
,Oshiro’, sagen, ,wir brauchen Arbeiten von Lack. Unser Herr befohlen uns,
sofort laufen zu dich. Und hier schicken Jasmintee und Seide sehr kostbar.’“
Oshiro nickte verträumt vor sich hin. „Jaja, damals Oshiros Lackarbeiten sehr,
sehr begehrt.“
    „Und wie ging’s dann weiter?“ fragte
Fisby.
    Oshiro zuckte die Schultern. „Bald
keine Großen, keine Mächtigen mehr und keine Geschenke. Und keine Segelschiffe,
nur noch mit Dampf. Und keine Kaufleute. Menschen, hier Naha nur kurze Zeit,
alles anschauen, dann weiterfahren.“
    „Touristen?“
    „Vielleicht. Sehen Goldfisch in
Sakebecher. Sagen: ,Gut, gut. Wieviel? Was, zwanzig und fünf Yen? Viel zuviel.
Ein Yen genug. Das ist gut.’“
    „Das ist ja allerhand“, murmelte Fisby
entrüstet. „Hast du ihnen denn nicht gesagt, daß du zehn Jahre gebraucht hast,
um das Gravieren zu lernen?“
    „Ja, Chef. Aber sie sagen, nicht
interessant, haben Maschinen groß in Kobe, machen so etwas in Minute eines.“
Wieder schüttelte Oshiro bekümmert den Kopf. „Ja, niemand wollen kaufen meine
Lackarbeiten.“
    „Das ist ja Unsinn“, tröstete Fisby
energisch. „Ich selber zum Beispiel würde mit Freuden etwas davon erwerben.“
    Oshiro strahlte nun übers ganze
Gesicht und verneigte sich tief. „Ich danken viel, Chef.“
    Die Sonne stand jetzt bereits hoch am
Himmel, und Fisby wußte, daß er längst im Cha ya erwartet wurde. „Ich muß jetzt
gehen, aber ich komme wieder“, meinte er abschließend. „Ich möchte noch viel
mehr von deinen Sachen sehen.“
    „Ja, ja?“ stotterte Oshiro ungläubig.
    „Auf mein Wort.“ Fisby deutete auf die
Tabletts. „Die sind wirklich ausgezeichnet. Mach nur so weiter. ,Goldblume’
würde diese Lackarbeiten bestimmt nicht haben wollen, wenn sie nicht
erstklassig wären. Das weißt du ja auch selber ganz genau.“ Oshiro schwieg eine
Weile. Dann sagte er: „Vielleicht Sie haben richtig, Chef.“ Plötzlich runzelte
er die Stirn und wies auf ein paar Frauen, die mit einer Glasscherbe die noch nicht
lackierten Tabletts glätteten. „Ich wissen nicht, ob sie helfen morgen und
morgenmorgen. Sie nicht wollen manchmal. Sie sagen: ,Wir arbeiten, aber Männer
in Cha ya.’ Aber wenn ich sagen, Sie kaufen ihnen Schönes, was sie möchten
gern, sie arbeiten vielleicht.“
    „Was möchten sie denn haben?“
    „Oh, Tee, so gut, wie Sie kaufen für
Cha ya, das freuen sehr, sehr, ja. Ob sie kaufen Tee auch für sie?“ Fisby war
von diesen Worten recht beschämt. Er wurde sich plötzlich dessen bewußt, daß er
über diesem Teehaus die alten Leute schändlich vernachlässigt hatte. „Ich werde
heute nachmittag losfahren und neuen Tee besorgen“, sagte er schnell.
    „Wo Sie wollen fahren?“
    „Zu dem Mann, der den Tee hat. Aber
diesmal werde ich ihn zusammen mit den üblichen Rationen an das ganze Dorf
verteilen lassen.“
    Oshiro hatte aber noch etwas anderes
auf dem Herzen. Stockend fragte er: „Ach, Chef, ja, Sie können kaufen für
Männer etwas Pfeifentabak? Wir nicht haben viel, wenig nur.“
    Fisby war schon drauf und dran, diesen
Wunsch abzuschlagen.

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