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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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ich nachts Musik und Nachrichten hörte.
    Wenn im Haushalt oder in der Praxis meines Vaters ein neues Gerät installiert wurde, wich ich den Technikern nicht von der Seite. Der Einbau des Röntgengeräts war ein Fest für mich, und ich besitze heute noch ein paar Kabelstücke, die die Techniker mir zum Basteln überließen.
    Obwohl ich kaum Werkzeug besaß, war ich ein geschickter Bastler und stellte mir die Messgeräte, die ich brauchte, aus anderem Spielzeug und aus Märklin-Teilen selbst her. Meine Mutter war davon nicht immer begeistert, weil sie nur die vermeintliche Zerstörung sah.
    Mein Vater hatte größeres Zutrauen zu meiner Bastelkunst. Hin und wieder hat er auch einen gewissen Nutzen aus meiner Bastelleidenschaft gezogen. Die Sache mit dem Elektrokardiografen ist in meiner Erinnerung noch heute eine meiner Großtaten. Das EKG-Gerät in der Praxis meines Vaters war ein uraltes Modell. Es wurde mit Röhren betrieben; die Aufzeichnung der Herzströme geschah auf Fotopapier mit einem Spiegelgalvanometer. Eines Tages war es kaputt. Ein Ingenieur der Herstellerfirma kam vorbei und erklärte meinem Vater, dass es sich eigentlich nicht lohne, das Gerät instand zu setzen. Er solle sich lieber ein neues anschaffen. Kostenpunkt: 30000 Mark.
    »Du kennst dich doch mittlerweile so gut mit Radios aus«, sagte mein Vater. »Vielleicht kannst du es reparieren?«
    Ich hatte noch nicht einmal einen Schaltplan und machte mich dennoch ans Werk. Und tatsächlich: Ich habe das EKG repariert. Es funktionierte sogar noch die folgenden zwanzig Jahre, in denen mein Vater seine Praxis hatte. Als Belohnung habe ich damals zwanzig Mark von ihm bekommen. Für mich als Junge eine riesige Menge Geld – auch wenn sie gemessen an der Ersparnis gegenüber einem Neukauf sehr klein wirkt.
    Mit der Parapsychologie kam ich zum ersten Mal in der Schule in Berührung. Im Deutschunterricht lasen wir einen Text des Schriftstellers Gerd Gaiser. Er war ein umstrittener Dichter, der im Dritten Reich Mitglied der NSDAP war und nach dem Krieg dennoch so etwas wie einen Aufstieg erlebte. In den Sechziger- und Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war Gaiser sogar Kunstprofessor an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen. So umstritten er damals auch gewesen sein mochte, seine Werke hatten es nach dem Krieg in die Schullesebücher geschafft. Wir lasen eine seiner Geschichten, in der aus dem Nichts ein Gespenst auftaucht. An die genaue Geschichte erinnere ich mich nicht mehr. Aber die Szenerie war sehr realistisch, sodass ich die plötzliche Gegenwart eines Geistes als Stilbruch empfand. Das sagte ich auch im Unterricht, als wir die Geschichte analysieren sollten.
    »Ich verstehe nicht, warum in der Geschichte ein Gespenst auftaucht«, sagte ich. »Das ist ein Stilbruch.«
    Der Lehrer war erstaunt.
    »Was meinst du damit?«
    »Es gibt keine Gespenster. Gespenster und Geister gehören in Märchen, aber nicht in so eine realistische Geschichte.«
    Ich hatte zu der Zeit schon eine recht genaue Vorstellung davon, wie eine gute Geschichte auszusehen hatte. Und ich glaubte nicht an Geister. Wenn zu Hause vorgelesen wurden, fragte ich:
    »Ist die Geschichte wahr? Dann will ich sie hören. Ist sie erfunden? Dann will ich sie nicht hören. Erfinden kann ich selber etwas.«
    In einem solchen Ton gab ich auch meinem Deutschlehrer zu verstehen, was ich von Gespenstern in realistischen Geschichten hielt.
    »Du glaubst also, dass es keine übernatürlichen Erscheinungen gibt?«, fragte er, damit sich auch die ganze Klasse mit der Frage auseinandersetzen konnte.
    »So ist es«, sagte ich.
    Der Lehrer dachte einen Moment lang nach. »Was macht dich da so sicher?«, fragte er dann.
    »Ich habe mein ganzes Leben lang noch keine gesehen«, sagte ich selbstbewusst, als sei das der Beweis für die Nichtexistenz von Gespenstern. Meine Klassenkameraden lachten.
    Der Lehrer bat um Ruhe. Dann sagte er, etwas leiser, an mich gewandt: »Ich bringe dir demnächst mal etwas zu lesen mit.«
    Zur nächsten Deutschstunde brachte mir mein Deutschlehrer ein kleines Büchlein mit, das ein gewisser Hans Bender geschrieben hatte. Der Autor sagte mir damals nichts. Das Buch war gerade erschienen und schilderte eine Reihe von spontanen paranormalen Phänomenen; die meisten davon waren Spukphänomene. Hans Bender hatte sie aufgezeichnet und in dem Buch zusammengefasst. Unter anderem beschreibt er darin, wie der Bürgermeister einer Ortschaft namens Neudorf im Oktober 1952 von einem

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