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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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Handwerkszeug.
    Und doch spielt sie in unserem Alltag eine große Rolle.
    Wir vertrauen zum Beispiel einem Arzt, der viel Erfahrung hat und der mit Empathie auf den Patienten zugeht und erspürt, wo dessen Probleme liegen, viel mehr, als einem Apparatschik, der nur Checklisten durchgeht. Natürlich muss der Arzt seine Verschränkungswahrnehmung durch gründliche medizinische Untersuchung ergänzen, mit Laborwerten oder Computertomografie. Er ist kein guter Arzt, wenn er – und in der Apparatemedizin geschieht das leider immer öfter – ganz und gar auf die Verschränkungswahrnehmung verzichtet und glaubt, er könne der Krankheit gerecht werden, indem er nur die Laborwerte betrachtet. Die Therapieforschung hat eindeutig herausgefunden, dass das Gespräch mit dem Patienten – die Interaktion zwischen dem Arzt und dem Patienten, die »sprechende Medizin«, die Persönlichkeit des Arztes – zu den Hauptwirkfaktoren von Heilung gehört. Es kommt dabei weniger auf die Methode an, die der Arzt anwendet; viel wichtiger ist die Persönlichkeit des Arztes. Wir brauchen die Verschränkung – die wir in diesem Fall auch Intuition oder Bauchgefühl nennen können – genauso, wie wir unseren Verstand brauchen. Wenn wir das eine oder das andere vernachlässigen, tun wir uns keinen Gefallen.
    »Schön«, sagt die Frau am Telefon nun ganz ruhig. »Aber wie funktioniert dann jetzt die Verschränkung genau?«
    »Tja. Das ist die Frage«, antworte ich. »Wo nimmt sie ihren Ausgang? Wie funktioniert sie? Die Frage ist so nicht zu beantworten. Man müsste dann auch fragen: Warum gibt es Kausalität? Woher kommen Impulse, die etwas auslösen? Wieso funktionieren kausale Verkettungen? Wieso ist die Welt so, wie sie ist?«
    Diese Frage ist immer noch nicht wirklich zu beantworten. Raum und Zeit sind Kategorien unserer Wahrnehmung, hat der Philosoph Immanuel Kant gelehrt. Raum und Zeit seien Filter, mit denen wir die Welt sehen. In der Welt aber gibt es in Wahrheit keinen Raum und keine Zeit. Beides sind Konstrukte, mit denen wir sie beschreiben. Viele von uns denken, dass dies die einzigen Größen seien, mit denen wir die Welt beschreiben können. Jetzt aber lernen wir die Verschränkung kennen, und wir sehen: So ist es nicht. Es gibt noch ein anderes Erklärungsprinzip. Warum es das gibt? Ich kann es nicht sagen. Warum gilt der Energieerhaltungssatz? Warum gibt es feste Materie?
    Wir kennen die Wirkungsweise der paranormalen Phänomene nicht im Einzelnen. Wenn die Menschen mich fragen, wie genau ich mir Spuk erkläre, sage ich: Spuk ist eine psychosomatische Reaktion, die nicht im eigenen Körper stattfindet. Darauf fragen viele: Aber wie funktioniert denn eine solche psychosomatische Reaktion? Dann sage ich: Fragen Sie mal einen Mediziner, wie eine psychosomatische Reaktion im Körper genau abläuft. Er wird es Ihnen nicht sagen können. Und genau das erkläre ich der Frau am Telefon. Ihre Reaktion ist sehr ehrlich:
    »Das klingt jetzt nach einem Eingeständnis, dass Sie auch keine Antwort haben«, sagt sie.
    »Ich glaube, dass wir auf einer kleinen Insel in einem unendlichen Meer von Unverständnis erst ein paar Strukturen verstanden haben«, antworte ich ihr. Einen Moment lang bleibt es still. Dann sagt sie leise: »Verstehe.«
    »Und nicht einmal diese paar Strukturen«, fahre ich fort, »sind richtig beschrieben. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass wir die Welt wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Es ist in meinen Augen eine Illusion, dass wir die Welt so sehen, wie sie wirklich ist.«
    »Glauben Sie an Gott?«, fragt sie nun plötzlich.
    Ich lehne mich im Stuhl zurück. Es ist spät geworden. Immer wenn es bei Diskussionen über Spuk spät wird, kommt, verständlicherweise, die Frage nach Gott.
    »Der Mensch hat die Eigenschaft, die Welt um ihn herum anthropomorph, also belebt, zu sehen«, antworte ich. »Niemand sieht die Welt abstrakt. Selbst die klügsten Wissenschaftler reden mit ihrem Computer oder ihrem Auto so, als wäre es ein Gegenüber – obwohl sie wissen, dass es eine Maschine ist. Wir neigen dazu, auch das Undurchschaubare immer als ein Gegenüber zu erleben. In den meisten Religionen – mit Ausnahme des Buddhismus – ist der Glaube mit einem Wesen verbunden – einem höheren Wesen wie Gott oder einem Gegner wie dem Dämon oder dem Teufel. Unser Gehirn braucht Gestalten, um die Welt zu begreifen.«
    Als ich der Frau das sage, erinnere ich mich an einen meiner Lieblingsautoren, Dionysius Areopagita im

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