Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
sondern deinetwegen !« Sybillas Augen funkelten vor Hass, und einen Moment lang glaubte Mara, sie würde sich auf sie stürzen. Trotz Kathis Gesang hatte sie offenbar die Kontrolle über sich selbst behalten. Jetzt begriff Mara, warum selbst Prometheus sie so gefürchtet hatte. Wie böse musste sie sein, dass ihr Wille stark genug war hierzubleiben?
»Aber Seelen sind ersetzbar!«, fauchte sie. »Und ich werde es noch einmal schaffen.«
»Warum weigern Sie sich, ins Jenseits zu gehen, wenn nichts Sie hier hält?«, mischte Adrian sich ein. »Es ist wirklich ein schöner Ort, das sagen alle  ⦠«
»Für Versager wie euch vielleicht!« Sie schnaubte. »Dort erwartet mich nichts. Hier habe ich allerdings noch eine Karriere vor mir! Als ich noch am Leben war, hat niemand meine Kunst zu würdigen gewusst. Schmierenkomödiantin haben sie mich genannt.« Ihr Blick verlor sich in der Ferne. »Wenn ich jetzt zurückkehre, behalte ich alle Fähigkeiten, die ich als Geist hatte. Ich kann groà oder klein, schön oder hässlich sein. Ich kann jeden Ton imitieren, den ich je gehört habe â damit werde ich die beste Schauspielerin und Sängerin aller Zeiten sein. Sie werden mir alles zahlen, was ich verlange, um in den Genuss meiner Kunst zu kommen.«
Mara betrachtete das verkniffene Gesicht der jetzt gar nicht mehr schönen Frau. Hass machte hässlich.
Plötzlich wandte Sybilla sich ihr zu, und ohne den Blick von ihr zu lassen, riss sie die Kordeln von der Wand, die die Vorhänge gehalten haben. »Für dich und deinen Schnüffler weià ich schon eine Lösung. Diesmal werden die Fesseln fest genug sein. Nicht wahr, Hagen?« Lässig warf sie ihm die Kordeln zu, dann fuhr sie wieder zu Mara herum. »Ich brauche dieses Haus jetzt nicht mehr, und inzwischen gefällt mir Prometheusâ Idee ganz gut: Ich werde diesen hässlichen Kasten endlich abfackeln! Und euch mit ihm!«
Mara las in Sybillas Augen, dass sie ihre Drohung ernst meinte. Während Hagen Lucas am Kragen griff, um ihn zu fesseln, duckte sich Mara zur Seite und rannte zur anderen Seite des Raumes.
Aber Sybilla lachte nur. »Gib dir keine Mühe. Bis zur Tür wirst du es nicht schaffen.«
Offenbar hatte sie vor, Mara Hagen zu überlassen, denn sie wandte sich mit einem bösen Lächeln an Adrian, Emilia und Kathi.
»Und nun zu euch, ihr armen Geister, die die Zeit hier vergessen hat! Darf ich bitten?«
Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach der Spieluhr, zog sie auf und begann zu singen. Offenbar konnte sie tatsächlich jeden Ton imitieren, den sie je gehört hatte, es war exakt Kathis Lied!
Mara spürte, wie ihr Hals zu eng zum Atmen wurde. Jetzt war alles verloren! Doch plötzlich â während ihr Blick zwischen ihren Geisterfreunden und Sybilla hin- und herwanderte â wurde ihr etwas klar. Etwas, das sie schon längst gesehen hatte. Ihr hatte nur die Zeit gefehlt, um zu erkennen, was das bedeutete!
Hastig wandte sie sich an Kathi: »Aller guten Geister sind drei!«, tuschelte sie ihr zu, damit Sybilla sie über ihren Gesang hinweg nicht hören konnte. »Nicht zwei!«
Kathis Blick war erschreckend ausdruckslos, und Mara bezweifelte, dass sie begriffen hatte, was sie ihr sagen wollte. Hatte die Spieluhr bereits ihre Wirkung entfaltet? Entsetzt musste sie zusehen, wie ihre drei Freunde willenlos auf die Kerze zuschwebten. Sie musste ihnen irgendwie helfen!
Plötzlich stand Hagen wieder hinter ihr, zog ihre Arme schmerzhaft auf den Rücken und versuchte gleichzeitig, ihr den Mund zuzuhalten. Offenbar hatte er verstanden, was Mara wollte.
»Lassen Sie mich los!«, stieà Mara hervor, während ihre Freunde der Flamme immer näher kamen. Verzweifelt wand sie sich, bis sie Hagen in die Finger beiÃen konnte. Mit einem schmerzerfüllten Zischen zog er die Hand von ihrem Mund, und sie nutzte die Chance sofort. »Haben Sie sich eigentlich je gefragt, ob Sybilla Ihre blinde Liebe überhaupt verdient?«, schleuderte sie ihm entgegen.
Aber er reagierte nicht und hielt sie mit unverminderter Kraft fest, während sie sich mit aller Gewalt wehrte. Was konnte sie noch tun? Gleich würden ihre Freunde ins Licht gehen, wenn nicht endlich etwas geschah.
»Lucas kann Sybilla nicht sehen«, zischte Mara ihren Freunden zu. Ihre letzte Chance!
Sie sah Kathi prüfend in das leere
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