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Die Gejagte

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Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ein Risiko. Denn egal ob der Jäger Julian war oder einfach eine von Julians Traumkreaturen wie die dunklen Elfen oder die kleinen Besucher  – unter dem Helm konnte er trotzdem so aussehen wie Zach.
    »Zach, ich denke, du musst es tun – oder wir werden niemals den Weg hier herausfinden. Aber selbst wenn er aussieht wie du, dann musst du wissen, dass er es nicht ist.«

    »Aber – wenn er eben doch ich ist – wenn du nicht wirklich hier bist und dies alles meine Halluzination ist …«
    »Dann werde ich wahrscheinlich verschwinden oder irgend so was!«, sagte Jenny. »Und du wirst wenigstens die Gewissheit haben, dass du verrückt bist. Ich weiß nur eines: Summer wollte sich ihrem Albtraum nicht stellen und ist gestorben .«
    Stille trat ein. Zach drehte sich zu ihr um, aber es war zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck erkennen zu können. »Komm«, sagte er und ging auf den Scheinwerfer zu.
    Je näher sie dem Licht kamen, desto schneller beschleunigte sich Jennys Herzschlag. Der Cyberjäger konnte sie jederzeit erschießen.
    Aber er tat es nicht. Er stand so reglos da wie eine Wachsfigur. Und er war genauso groß wie Zach.
    Als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, blieb Zach stehen.
    Jenny konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören.
    Der Cyberjäger bewegte die Armbrust ein wenig. Rosafarbene Lichtjuwelen glitten daran entlang, glitten über seine schwarze Rüstung. Zachs Gesicht spiegelte sich in seinem Visier.
    »Geh weiter, Zach«, flüsterte Jenny. »Nimm ihm den Helm ab. Sag ihm, dass er nicht du ist, wie auch immer er aussehen mag.«
    In Wirklichkeit war sie nicht annähernd so zuversichtlich. War es Zachs Gesicht unter dem Helm? Julians? Vielleicht war es irgendein grässlicher Androide – irgendeine
Art von Killerroboter. Vielleicht würde Zach erschossen werden, bevor er es herausfinden konnte. Vielleicht …
    Der Cyberjäger stand wartend da.
    Mit einer plötzlichen Geste streckte Zach die Hand aus, packte die Vorderseite des Helms und riss das Visier weg.
    Es war nichts darunter.
    Kein Gesicht, kein Kopf. Jenny, die auf alles Mögliche, nur nicht das, vorbereitet gewesen war, schrie unwillkürlich auf. Die schwarze Körperpanzerung des Cyberjägers fiel leer zu Boden, die Armbrust landete klappernd obenauf.
    Neben dem pinkfarbenen Scheinwerfer erschien eine Tür.
    Zach starrte auf die leere Rüstung hinab. Mit seinem Fuß stieß er gegen die Hand aus Stahl und Kabel.
    Jenny stieß einen schwachen Seufzer der Erleichterung aus. Es war so einfach gewesen – aber die eigentliche Prüfung fand in Zachs Kopf statt. Sie blickte zu ihrem Cousin. »Ich bin immer noch hier, Zach«, sagte sie. »Richtig? Richtig ?«
    Er drehte sich um, sah sie an und sein Haar war umgeben von einem Kranz aus pinkfarbenem Licht.
    Dann lächelte er langsam. »Richtig«, bekräftigte er.
    Der schreckliche, tranceartige Gesichtsausdruck war verschwunden. Er sah wieder aus wie Zach. Sie konnte sehen, wie sein klarer Verstand in seine Augen zurückkehrte. Jenny war so erleichtert, dass es beinahe schmerzte.
    Zach ließ das verspiegelte Visier auf den schwarzen Haufen zu seinen Füßen fallen.

    »Den Stein werde ich behalten. Ich will dieses Foto immer noch machen.«
    Sie traten durch die Tür in den verspiegelten Flur.
    Zachs Albtraumzeichnung lag auf dem Boden. Jenny hob sie auf und betrachtete sie nachdenklich. Vage konnte sie etwas erkennen, das wie ein Profil aussah – ein Profil mit einer scharf gebogenen Nase, aber dahinter war nichts als ein futuristischer Mischmasch aus Farben, Streifen und Klecksen.
    »Die Dinge in meinem Kopf«, erklärte Zach. Er nahm das Blatt Papier aus ihrer Hand und zerriss es. Jenny beobachtete, wie die bunten Schnipsel zu Boden schwebten wie Konfetti.
    »Zack – was hat dich denn auf die Idee gebracht, dass der Wahnsinn in unserer Familie liege?«
    Zach zuckte nur mit den Achseln. Die anderen hatten ihre Albträume erklärt, aber es überraschte Jenny nicht, dass Zach das nicht tun wollte. Zach schirmte sein Innerstes konsequent ab.
    Eine unsichtbare Uhr schlug vier.
     
    »Ich hasse diesen Ort«, sagte Zach und betrachtete sein eigenes grauäugiges Spiegelbild. »Er erinnert mich an das Spaßhaus in diesem Freizeitpark, den wir besucht haben, als wir noch Kinder waren.«
    »Dann bist also du derjenige, von dem dieser Ort hier stammt«, sagte Jenny. Sie selbst hatte das Spaßhaus vergessen  – wie so viele Dinge aus ihrer Kindheit, vor allem
aus den Jahren,

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