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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Selbstvertrauen hast …«
    »Ob du’s glaubst oder nicht, das frage ich mich auch.«
    »Das ist gut! Es ist immerhin ein Anfang. Indem du dich das fragst, legst du das erste Stück des Puzzles hin. Manche Menschen stellen sich niemals Fragen, sie leben mit geschlossenen Augen und werden auch nie etwas finden …«
    »Aber du nicht!«
    »Nein … Und bei dir wird es auch immer weniger der Fall sein. Bis jetzt hast du dich immer hinter deiner Ehe und deinen Forschungen verschanzt, aber allmählich steckst du die Nase aus deinem Loch, und du wirst sehen, es wird sich etwas ändern. Sobald man sich selbst bewegt, setzt man auch das Leben um einen herum in Bewegung. Das wird bei dir nicht anders sein. Ist es noch weit?«
    Punkt sechzehn Uhr sahen sie das Tor des Traiteurs Parnell vor sich. Shirley parkte in der Zufahrt, sodass niemand mehr hinein- oder herausfahren konnte.
    »Kannst du im Wagen bleiben und wegfahren, wenn wir stören? Ich bringe schnell alles rein.«
    Joséphine nickte. Sie rutschte auf den Fahrersitz und beobachtete Shirley, die sich an den Lattenkisten mit den Torten zu schaffen machte. Sie zog sie mit einem Ruck aus dem Fond, stapelte sie bis unters Kinn, hielt sie auf ausgestreckten Armen vor sich und ging mit großen Schritten davon. Sie trug eine Latzhose und eine Müllerjacke. Von hinten konnte man sie wirklich für einen Mann halten! Aber sobald sie sich umdrehte, wurde sie zu Uma Thurman oder Ingrid Bergman, eine jener groß gewachsenen Blondinen mit klaren Zügen, entwaffnendem Lächeln, heller Haut und katzengleich geschlitzten Augen.
    Sie kam zum Wagen zurückgehüpft und küsste Jo herzhaft auf beide Wangen.
    »Juche! Juche! Da lacht mein Portemonnaie! Dieser Kunde geht mir furchtbar auf die Nerven, aber er bezahlt gut! Wollen wir uns irgendwo ein Bier gönnen?«
    Während der Rückfahrt ließen sie sich vom Schaukeln des Kombis wiegen, und Joséphine ging in Gedanken den Aufbau ihres Vortrags durch, als sie plötzlich durch eine Gestalt, die direkt vor ihnen die Straße überquerte, aus ihren Träumereien gerissen wurde.
    »Da!«, rief sie und packte Shirley beim Ärmel. »Sieh nur, genau vor uns.«
    Ein Mann mit halblangem braunem Haar überquerte, die Hände in den Taschen seines Dufflecoats vergraben, gemächlich die Straße.
    »Der Typ hat echt die Ruhe weg. Kennst du den?«
    »Das ist er! Der Mann aus der Bibliothek! Der … du weißt schon … hast du gesehen, wie schön und lässig er ist.«
    »Also wenn jemand lässig ist, dann der!«
    »Was für ein Auftreten! Er sieht ja noch viel besser aus als in der Bibliothek.«
    Joséphine rutschte in ihrem Sitz nach unten, aus Angst, er könnte sie bemerken. Doch schon bald hielt sie es nicht mehr aus, lehnte sich vor und drückte die Nase an die Windschutzscheibe. Der junge Mann im Dufflecoat hatte sich umgedreht, winkte mit beiden Armen und deutete auf die Ampel, die gleich auf Grün umspringen würde.
    »Autsch!«, sagte Shirley. »Siehst du, was ich sehe?«
    Ein schönes, schlankes blondes Mädchen rannte auf ihn zu und holte ihn ein. Sie steckte eine Hand in die Tasche seines Dufflecoats und strich ihm mit der anderen liebevoll über die Wange. Der Mann zog sie an sich und küsste sie.
    Joséphine ließ den Kopf hängen und seufzte.
    »Na bitte!«
    »Was, na bitte?«, brauste Shirley auf. »Na bitte, er weiß nicht, dass du da bist! Na bitte, er kann seine Meinung ändern! Na bitte, du verwandelst dich in Audrey Hepburn und eroberst ihn! Na bitte, ab jetzt naschst du beim Arbeiten keine Schokolade mehr! Na bitte, du nimmst ab! Na bitte, man sieht nur noch deine großen Augen und deine Wespentaille, und na bitte, er wird vor dir auf die Knie fallen! Dann bist du diejenige, die ihre Hand in die Tasche seines Dufflecoats steckt! Und du bist diejenige, die mit ihm vögelt, bis das Bett zusammenkracht! So musst du denken, Jo, so und nicht anders.«
    Joséphine hielt den Kopf immer noch gesenkt.
    »Ich bin für große Liebesgeschichten offensichtlich nicht geschaffen.«
    »Sag jetzt nicht, dass du schon eine ganze Geschichte für euch erfunden hattest?«
    Jo nickte kläglich.
    »Ich fürchte schon …«
    Shirley ließ die Kupplung kommen, umklammerte das Steuer, gab abrupt Gas und übertrug ihre ganze Wut auf die Straße, wo ihre Reifen Spuren auf dem Asphalt zurückließen.
     
    Kurz nachdem Josiane an diesem Morgen ins Büro gekommen war, hatte sie einen Anruf von ihrem Bruder erhalten, der ihr mitteilte, dass ihre Mutter gestorben

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