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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aber nur ein Zehntausendstel der Abweichung, die Webbs Gruppe gefunden hat.
    2001 analysierte ein anderes Team unter der Leitung von John Webb die Absorption des Lichts ferner Quasare durch interstellare Gaswolken und teilte mit, die Feinstrukturkonstante sei seit dem Urknall um ein Hunderttausendstel angestiegen. Wenn dieses Ergebnis zutrifft, folgt daraus, daß sich die Gravitationskraft sowie die schwache und die starke Kernkraft im Laufe der Zeit allesamt verändert haben müssen. Die Arbeit wird derzeit auf mögliche systematische Fehler überprüft, die zu denselben Beobachtungen führen könnten.
    Die Sache ist ziemlich rätselhaft, und die meisten Theoretiker halten sich vernünftigerweise mit ihrem Urteil zurück und warten weitere Forschungen ab. Doch es könnte ein Vorzeichen sein: Vielleicht werden wir bald akzeptieren müssen, daß es in den fernen Bereichen von Raum und Zeit feine Unterschiede bei den Gesetzen der Physik gibt. Sie werden wohl kaum schildkrötenförmig sein, aber … anders.

DREI
    Ich kenne meine Zauberer
    Es dauerte nicht lange, bis die Fakultät mit dem kollektiven Zeigefinger auf den philosophischen Kern des Problems deutete, das die Vernichtung alles Existierenden betraf.
    »Wenn niemand Gelegenheit erhält, etwas davon zu bemerken, so kann es überhaupt nicht geschehen sein«, sagte der Dozent für neue Runen. Sein Schlafzimmer befand sich auf einer der kälteren Seiten der Universität.
    »Und niemand würde uns Vorwürfe machen«, fügte der Dekan hinzu. »Selbst wenn es geschähe.«
    Die entspannte Reaktion der Zauberer ermutigte Ponder. »Es gibt einige theoretische Hinweise darauf, daß nichts zerstört wird, und zwar wegen der nichttemporalen Natur der thaumischen Komponente.«
    »Wie bitte?« fragte Ridcully.
    »Eine Fehlfunktion würde nicht in dem Sinne zu einer Explosion führen, Herr«, sagte Ponder. »Soweit ich das feststellen kann, würden die Dinge auch nicht aufhören, von jetzt an zu existieren. Wir müßten vielmehr damit rechnen, daß sie nie existiert haben, wofür der multidirektionale Kollaps des thaumischen Felds verantwortlich ist. Aber da es uns gibt, Herr, leben wir allem Anschein nach in einem Universum, wo es zu keinem Zwischenfall kam.«
    »Ah, das kenne ich«, sagte Ridcully. »Es ist wegen der Quanten, nicht wahr? Es existieren andere Versionen von uns im Universum nebenan, und dort kam es zu einem Zwischenfall, der den armen Burschen das Leben kostete, stimmt’s?«
    »Ja, Herr. Ich meine, nein. Sie blieben am Leben, weil der Apparat, den der andere Ponder Stibbons konstruierte, in die Luft flog, was dazu führte, daß der alternative Ponder Stibbons nie existierte und den Apparat also gar nicht bauen konnte … Nun, das ist zumindest die Theorie.«
    »Bin froh, daß wir das geklärt haben«, sagte der Oberste Hirte munter. »Wir sind hier, weil wir hier sind. Und da wir schon einmal hier sind, können wir es auch warm haben.«
    »Dann sind wir uns ja einig«, meinte Ridcully. »Stibbons, du kannst deine Höllenmaschine in Gang setzen.« Er nickte in Richtung des roten Hebels.
    »Die Ehre wollte ich eigentlich dir überlassen, Erzkanzler«, erwiderte Ponder und verneigte sich. »Du brauchst nur den Hebel zu betätigen. Dadurch löst sich die … äh … Sicherheitssperre, was den Treibstoff in die Austauscheinheit strömen läßt, in der es daraufhin zu einer einfachen Oktiron-Reaktion kommt. Sie verwandelt Magie in Wärme und erhitzt das Wasser im Boiler.«
    »Es ist also tatsächlich eine Art großer Kessel?« fragte der Dekan.
    »In gewisser Weise, ja«, antwortete Ponder und versuchte, das Gesicht nicht zu verziehen.
    Ridcully griff nach dem Hebel.
    »Vielleicht möchtest du einige Worte sprechen, Herr«, sagte Ponder.
    »Ja.« Ridcully überlegte kurz, und dann erhellte sich seine Miene. »Bringen wir’s schnell hinter uns, damit wir zu Mittag essen können.«
    Die Zauberer applaudierten. Ridcully betätigte den Hebel. Der Zeiger eines Zifferblatts an der Wand bewegte sich und verließ die Nullposition.
    »Nun, es ist nichts explodiert«, stellte der Oberste Hirte fest. »Wozu dient das Zifferblatt?«
    »Oh, äh … es zeigt an, welche Zahl der Apparat erreicht hat«, sagte Ponder.
    »Ah, verstehe.« Der Oberste Hirte griff nach dem Mantelaufschlag. »Ich glaube, heute gibt’s Entenbraten mit grünen Erbsen«, fügte er in einem weitaus interessierter klingenden Tonfall hinzu. »Gute Arbeit, Stibbons.«
    Die Zauberer schlenderten fort,

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