Die Gelehrten der Scheibenwelt
irgendwelche Fremde aus dem All seien am Inhalt ihrer Unterwäsche interessiert.
Die unnatürliche Auslese war ein Faktum. Aber die Zauberer wußten – sie wußten es –, daß man nicht mit Bananen anfangen konnte, um später Fische zu bekommen.
Der Bibliothekar blickte auf die Karteikarte und wandte sich an einigen erstaunlichen Stellen zur Seite. Ab und zu erklangen Geräusche jenseits der Regale, und sie veränderten sich rasch, so als spiele jemand mit einer Handvoll Tönen und einem Flackern in der Luft. Eine sprechende Stimme wich der absorbierenden Stille leerer Zimmer, und es folgte das leise Knistern einer Flamme, das sich unmittelbar darauf in Gelächter verlor …
Schließlich, nach langem Watscheln und Klettern, erreichte der Bibliothekar eine Wand aus Büchern. Mit bibliothekarischer Zuversicht näherte er sich, und die Bücher wichen von ihm fort, schienen zu schmelzen …
Er fand sich in einer Art Arbeitszimmer wieder. Bücher standen in Regalen, allerdings nicht so viele, wie der Bibliothekar in einem so wichtigen Knoten des B-Raums erwartet hätte. Vielleicht ging es in erster Linie um das eine Buch … Und dort war es und emittierte B-Strahlung in einem Maße, wie es der Bibliothekar nur von den ernsten magischen Büchern in den verriegelten Kellern der Unsichtbaren Universität her kannte. Es war ein Buch und ein Vater von Büchern, der Vorläufer einer ganzen Spezies, die durch die nächsten Jahrhunderte wachsen würde …
Unglücklicherweise wurde es immer noch geschrieben.
Der Autor, mit dem Federkiel in der Hand, starrte den Bibliothekar so an, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
Abgesehen vom kahlen Kopf und einem Bart, um den ihn selbst ein Zauberer beneidet hätte, wies er große Ähnlichkeit mit dem Bibliothekar auf.
»Meine Güte …«
»Ugh?« Der Bibliothekar hatte nicht damit gerechnet, gesehen zu werden. Vielleicht lag es an den Dingen, die dem Autor gerade durch den Kopf gingen.
»Was für eine Schattierung ist das …?«
»Ugh.«* [ * Rötlichbraun. ]
Der Mann streckte eine zitternde Hand aus. Der Bibliothekar ahnte, daß die Umstände etwas von ihm erwarteten, und er hob ebenfalls die Hand. Fingerspitzen berührten sich.
Der Autor blinzelte.
»Also verrate mir …«, sagte er. »Ist der Mensch Affe oder Engel?«
Darüber wußte der Bibliothekar Bescheid.
»Ugh«, antwortete er, was bedeutete: Der Affe ist besser dran, weil er nicht fliegen muß und Sex haben kann, es sei denn, er hat das verdammte Pech, in der Unsichtbaren Universität zu arbeiten.
Dann wich er zurück, ughte Entschuldigungen wegen des kleinen Fehlers in den Raumzeit-Koordinaten, wankte durch die Risse des B-Raums und griff nach dem ersten Buch mit dem Wort ›Evolution‹ im Titel.
Der Bärtige schrieb ein noch erstaunlicheres Buch. Wenn er doch nur das Wort Aufstieg verwendet hätte – dann wäre es nicht zu den vielen Unannehmlichkeiten gekommen.
Oder vielleicht doch.
HEX nahm mehr vom zukünftigen … Wissen auf, um es so zu nennen. Worte erwiesen sich oft als problematisch. Alles hing vom Kontext ab. Und es gab soviel zu lernen. Genausogut konnte man versuchen, eine riesige Maschine zu verstehen, ohne zu ahnen, wozu ein Schraubenzieher diente.
Manchmal glaubte HEX, Teile von Anweisungen zu empfangen. Und weiter entfernt, viel weiter entfernt, schwammen unzusammenhängende kleine Sätze im Brei der Konzepte, der zwar einen Sinn ergab, aber unvernünftig erschien. Einige jener Sätze kamen ungebeten.
Während HEX noch darüber nachdachte, traf ein weiterer Satz ein und stellte in Aussicht, viel Geld zu verdienen, ›ohne Mühe und innerhalb kurzer Zeit!!!!!!‹. HEX hielt so etwas für unwahrscheinlich.
Der Bibliothekar brachte ein Buch mit dem Titel: Handbuch der Evolution – für den jungen Leser .
Der Erzkanzler blätterte langsam. Alle Seiten waren illustriert; der Bibliothekar kannte seine Zauberer.
»Und dies ist ein gutes Buch über Evolution?« fragte Ridcully.
»Ugh.«
»Nun, für mich ergibt es keinen Sinn«, sagte der Erzkanzler. »Ich meine, was soll dieses komische Bild hier bedeuten?«
Es zeigte links eine gekrümmte, affenartige Gestalt. Als sie die Seite überquerte, richtete sie sich immer mehr auf und verlor Haare, bis sie schließlich ganz rechts stand, gerade, zuversichtlich und vielleicht froh darüber, die gefährliche Reise hinter sich gebracht zu haben, ohne dabei ein einziges Mal die Genitalien zu zeigen.
»So sehe ich aus, wenn ich
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