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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Datenverarbeitung‹ genannt wird. Wenn man ein Netz entwickelt – zufällig ausgewählte, willkürliche Netze, die zu keinem bestimmten Zweck konstruiert wurden –, dann zeigt sich, daß es gewisse Dinge tut. Es tut etwas , was anscheinend Bedeutung haben kann oder auch nicht, aber diesem speziellen Netz eigen ist. Doch oft kann man bei der Betrachtung dessen, was das Netz tut, emergente Eigenschaften feststellen. Man entdeckt, daß es die Fähigkeit entwickelt hat, Dinge zu verarbeiten, obwohl sein Aufbau zufällig war. Es führt algorithmische Prozesse (oder etwas Ähnliches) aus. Die Fähigkeit, Berechnungen anzustellen, Daten zu verarbeiten, Algorithmen auszuführen, scheint sich gratis einzustellen, sobald man Vorrichtungen entwickelt hat, die Signale von einem Ort zum anderen senden und auf solche Signale reagieren, indem sie neue Signale aussenden. Wenn man Evolution ermöglicht, braucht man sich nicht besonders viel Mühe zu geben, um die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung hervorzubringen.
    Hat man erst einmal diese Fähigkeit, ist es ein verhältnismäßig kleiner Schritt bis zum Vermögen, bestimmte Arten von Informationsverarbeitung auszuführen, die sich als nützlich erweisen – die einen Wert fürs Überleben haben. Man braucht weiter nichts als den üblichen Darwinschen Auslesevorgang. Alles, was diese Fähigkeit hat, überlebt, alles andere nicht. Die Fähigkeit, aufgenommene Information so zu verarbeiten, daß eine interessante Eigenschaft der Außenwelt herausgefiltert und darauf reagiert wird, damit es leichter wird, einem Raubtier zu entgehen oder Nahrung zu finden, wird dadurch bekräftigt. Die innere Architektur des Gehirns stammt aus einem Phasenraum möglicher Strukturen, und die Evolution trifft eine Auslese aus diesem Phasenraum. Wenn man die beiden zusammenbringt, kann man Hirnstrukturen sich entwickeln lassen, die spezifische Funktionen haben. Die Umgebung des Gehirns hat zweifellos Einfluß auf seine Entwicklung.
    Haben Tiere einen Geist? In gewissem Umfang ja, je nach dem Tier. Sogar einfache Tiere können erstaunlich raffinierte geistige Fähigkeiten besitzen. Eins der überraschendsten ist ein komisches Wesen, das ›Fangschreckenkrebs‹ genannt wird.* [ * Eigentlich ist das eine ganze Ordnung von Arten, die alle eine entfernte Ähnlichkeit mit Gottesanbeterinnen haben. Die bekannteste ist der Große Fangschreckenkrebs (Squilla mantis); er wird etwa 20   cm lang und lebt überwiegend im Mittelmeer. – Anm. d. Übers. ]
    Er ähnelt den Garnelen, die man in ein Sandwich legt und ißt, nur daß er zwölf Zentimeter lang und komplexer gebaut ist. Man kann einen Fangschreckenkrebs als Teil einer Miniatur-Ökologie in einem Aquarium halten. Wer das tut, wird feststellen, daß Fangschreckenkrebse Durcheinander verursachen. Sie neigen dazu, Dinge zu zerstören – aber sie bauen auch Dinge. Besonders gern bauen sie Tunnel, in denen sie dann hausen. Der Fangschreckenkrebs hat etwas von einem Architekten und schmückt den Eingang seiner Tunnel mit Stückchen von Dingen – vornehmlich Stückchen von dem, was er gerade getötet hat. Jagdtrophäen. Er hat ungern nur einen Tunnel – er hat herausgefunden, daß die korrekte Bezeichnung für einen Tunnel mit nur einem Eingang ›Falle‹ lautet. Also hat er gern auch noch einen Hintereingang – und weitere. Wenn er ungefähr zwei Monate in einem Aquarium war, hat er den gesamten Boden mit einem Labyrinth von Tunneln durchzogen, und man sieht ihn den Kopf bald an einem, bald an einem anderen Ende herausstecken.
    Vor Jahren hatte Jack einen Fangschreckenkrebs namens Dougal.* [ * Es gab ein Fernsehprogramm namens The Magic Roundabout. Eine der handelnden Figuren war ein Hund namens Dougal, der ein bißchen wie eine Haarbürste aussah. Fangschreckenkrebse haben das gleiche allgemeine Aussehen, allerdings ohne Haare. ] Jack und seine Studenten fanden heraus, daß sie dem Fangschreckenkrebs Rätsel aufgeben konnten. Sie fütterten ihn mit Garnelen, und er kam hervor und packte die Garnele. Dann setzten sie die Garnele in einen Plastikbehälter mit Deckel, und nach einer Weile kam Dougal darauf, den Deckel zu öffnen und die Garnele zu fressen. Dann legten sie einen Gummiring um den Behälter, so daß der Deckel zugehalten wurde, und Dougal lernte schließlich, den Ring herunterzuziehen, den Deckel zu öffnen und die Garnele zu fressen. Und nach einer Weile servierten sie ihm Garnele einfach so, und man konnte geradezu sehen, wie der

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