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Die Geliebte des Gelatiere

Die Geliebte des Gelatiere

Titel: Die Geliebte des Gelatiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Zahno
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schenkte Loredana alle Aufmerksamkeit, heckte Pläne aus, wie ich sie gewinnen könnte, war ganz und gar Mädchenschmecker, und doch kam die Sache nicht recht ins Rollen. Loredana war liebenswürdig, nett, aber nach einem Zugeständnis auch wieder distanziert und unzugänglich.
    Bei einer Klassenparty tanzte sie Wange an Wange mit mir, hetzte aber nach dem Tanz wie ein aufgescheuchtes Reh aus dem Raum und verschwand auf der Toilette. Oder sie verdrückte sich am Ende des Stücks zu ihrer Schwester, um mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Beim Flaschenspiel, das ich so lenkte, dass sie mich küssen musste, küsste sie mich, dass mir schwindelte, aber für den Rest des Abends ignorierte sie mich.
    Ich verstand das nicht. Ich vernachlässigte den Unterricht, meine Gedanken kreisten nur um Loredana, und doch kam ich keinen Schritt voran.
    Michele erging es mit Elisabetta nicht besser, aber das war kein Trost. Unsere endlosen Schwärmereien verwandelten sich nach und nach in lange Lamentos. Wir waren ratlos.
    Wie konnten die beiden Mädchen nur so launisch sein? Aber die Launen und der Widerstand spornten uns an, wir erfanden immer neue Taktiken, um unsere Schwärme anzulocken. Vier Jahre lang blieben wir den Zwillingen auf den Fersen, der einzige Erfolg waren unverbindliche Wangenküsschen.
    Schließlich kamen wir zur Einsicht, dass im normalen Schulalltag nie etwas laufen würde. Der war zu sehr vom Kopf und von Zuschauern geprägt. Nicht das passende Ambiente für unsere schamhaften Schwärme. Unsere Hoffnung richtete sich auf das Klassenlager. Es sollte auf der Terraferma in den Dolomiten stattfinden. In solchen Lagern fanden immer wieder Pärchen zusammen. Obwohl ich sonst mit der Terraferma wenig am Hut hatte, freute ich mich auf das Lager.
    Am zweiten Abend war eine Party angesagt. Der große Moment war endlich gekommen. Jetzt oder nie, sagte ich mir. Seit Wochen hatte ich diesen Augenblick ersehnt und vor meinem inneren Auge durchgespielt, jetzt wurde es ernst. Ich zog meine besten Klamotten an, besprühte mich mit dem Parfum, das ich gekauft hatte. Alles musste neu und frisch sein, wenn der Coup gelingen sollte. Sogar meine Schuhe hatte ich spiegelblank geputzt, und vor der Abfahrt ins Lager hatte mir meine Mutter in der Via Garibaldi die Haare zurechtgemacht.
    Auch Michele hatte sich herausgeputzt. Er trug schicke Kleider und hatte seine Brille durch Kontaktlinsen ersetzt. Ich trug auch keine Brille mehr, denn mein Sehvermögen hatte sich durch das milchig getrübte Glas tatsächlich verbessert.
    Die quirlige Ramona stand hinter dem DJ-Pult. Die Musik, die sie am Anfang auflegte, waren Hits von Francesco de Gregori und Gianna Nannini. Michele und ich standen in einer Ecke und hielten uns zurück. Wir konzentrierten uns ganz auf die langsamen Stücke, die folgen sollten. Ich war unglaublich nervös, Michele aber schien gelassen.
    »Wir werden das Ding schon schaukeln«, sagte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. »Sieh nur, wie sie verstohlene Blicke zu uns herüberwerfen«, und er wies mit dem Kopf in die gegenüberliegende Ecke, wo die Zwillinge standen und sich etwas ins Ohr flüsterten.
    Ich nippte an meiner Cola. Während des Tanzens wollte ich mich langsam an Loredana anschmiegen, so fest und nahe, dass sie gar nicht anders konnte, als am Schluss meinen sanften Kuss zu erwidern.
    Rauch erfüllte den Raum, die grellen Scheinwerfer wurden gedimmt, noch immer ertönte rhythmische Discomusik aus den Boxen. Auch die Zwillinge tanzten nicht, entweder waren sie zu schüchtern oder sie mochten Gianna Nannini nicht. Aber die Gruppe auf der Tanzfläche wurde immer größer, und bald waren die Zwillinge, Michele und ich die einzigen, die nicht tanzten. Einen Moment lang fragte ich mich, ob wir unseren Coup nicht jetzt starten sollten. Die anderen waren am Tanzen und mit sich selbst beschäftigt, und wir könnten mit einem Gespräch an der Bar die Basis für den Durchbruch legen. Aber ich verscheuchte den Gedanken wieder, denn jetzt wurde das Licht weiter gedämpft, das Grüppchen auf der Tanzfläche zersplitterte sich, und Ramona legte ein Stück von Fabrizio de André auf.
    Fabrizio de André. Endlich langsame Musik. Das war der Moment, auf den ich seit Monaten hingefiebert hatte, vor Aufregung sprang mir fast das Herz aus der Brust. Ich suchte Loredanas Blick – sie schaute in meine Richtung, sah mich aber nicht an. Ich schluckte und gab mir einen Ruck. Mit zitternden Knien durchquerte ich den Raum, ging

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