Die Geliebte des griechischen Reeders
sonst. Die Vorstellung, ein anderer Mann könnte sich für sie interessieren, beunruhigte ihn sichtlich.
Beschwingt entschied Lindy sich für das beste Stück in ihrem Schrank, einen eleganten schwarzen Hosenanzug. Atreus hatte seinen Leibwächter zu ihrer Haustür vorgeschickt, um sie abzuholen. Als sie zu Atreus in die Limousine stieg, begutachtete er sie einen Moment, dann bemerkte er: „Röcke gefallen mir bei Frauen am besten.“
„So?“ Die unpassende Bemerkung störte Lindy. „Heißt das, ich soll mir in meinem schwarzen Notizbüchlein vormerken, keine Hosenanzüge mehr zu tragen?“
„Wie stehst du zu Ben?“, fragte Atreus, ohne auf die Frage einzugehen.
Verwundert sah Lindy ihn an, dann lachte sie. „Mit achtzehn hielt ich ihn für den Mann meines Lebens, aber leider sah er in mir keineswegs seine Traumfrau. Ich bin darüber hinweggekommen, und heute sind wir einfach nur noch Freunde.“
Atreus senkte den Blick. Ben gefiel ihm nicht, und dass Lindy zugegeben hatte, in ihn verliebt gewesen zu sein, machte ihn nur noch unsympathischer. Andererseits war Atreus immer stolz darauf gewesen, sich seinen Geliebten gegenüber nie besitzergreifend gezeigt zu haben.
Er fing Lindys Blick auf und musste lächeln. In ihren klaren blauen Augen konnte er lesen wie in einem Buch. Es freute sie, dass er sie zum Essen eingeladen hatte. Dennoch beschäftigte ihn die Frage, warum sie nicht in seiner Begleitung gesehen werden wollte.
„Wir essen in meiner Hotelsuite“, bemerkte er bedeutsam und zog sie auf dem Rücksitz näher zu sich heran.
„Atreus …“, flüsterte sie nach einem langen berauschenden Kuss, der sie atemlos machte. „Auf der ganzen Welt dürfte es keine zwei Menschen geben, die weniger zueinander passen als wir beide.“
„Du denkst sehr altmodisch, mali mou , aber das mag ich so an dir.“ Er bedeckte ihren Hals mit kleinen Küssen. „So wie du das hier magst, stimmt’s?“
In Lindys Kopf begannen Alarmglocken zu läuten. „Na ja … Ich …“
„Gib es doch zu“, drängte er.
„Was wir hier tun, ist überhaupt nicht meine Art. So bin ich eigentlich nicht“, widersprach sie ihm erschauernd. Erst in diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass sie am helllichten Tag auf dem Rücksitz einer Limousine lag.
„Aber im Grunde genommen magst du es, glikia mou “, beharrte Atreus. „Was weißt du schon von dir, nachdem du mit dem ersten Mal so lange gewartet hast? Dich in die Freuden der Liebe einzuweihen verspricht eine überaus aufregende Übung zu werden.“
Er ließ seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten, und Hitze durchflutete sie. Beschämt senkte Lindy die Lider. Was war nur mit ihr los? Wo blieben ihre Vernunft, die Vorsicht? Sie war sechsundzwanzig und bisher sehr vernünftig, aber einsam und voller Minderwertigkeitskomplexe gewesen. Kein schlechtes Leben, aber ohne atemberaubende Höhepunkte.
„Müssen wir erst essen?“, murmelte Atreus schmeichelnd.
Erregung überkam Lindy. Ihr wurde bewusst, wie stark er sie bereits beeinflusst hatte, und wie sehr sie sich zu verändern begann. Wenn er das in vierundzwanzig Stunden geschafft hatte, was würde dann erst sein …
Nein! Es konnte und würde nicht von Dauer sein. Zwischen ihnen geschah etwas Spontanes, Verrücktes und wahnsinnig Erotisches, sie fühlten sich so unwiderstehlich zueinander hingezogen, weil sie völlig gegensätzlich waren. Aber das Feuer der Leidenschaft würde ebenso schnell wieder erlöschen, wie es aufgeflammt war. Und wenn alles vorbei war, würde sie unglücklich sein.
Forschend betrachtete sie Atreus’ markantes Gesicht. Ihr Entschluss war gefasst. Mit der Gewissheit, unglücklich zu werden, konnte sie leben, wenn es bedeutete, dass sie ihn eine Weile für sich haben würde. Sie wollte die Zeit mit ihm einfach genießen.
Vier Monate später verbrachten Lindy und Atreus immer noch jedes Wochenende zusammen. Längst war sie über beide Ohren in ihn verliebt und so glücklich, dass sie morgens fröhlich beschwingt erwachte.
Doch eines Tages fiel ein Schatten auf ihr Glück, als sie ein Foto in der Klatschspalte entdeckte: Atreus mit einer anderen Frau. Es war auf einem Wohltätigkeitsball aufgenommen worden, die brünette Schöne schmiegte sich eng an ihn. Der Anblick traf Lindy zutiefst, doch sie beschloss, Atreus nicht darauf anzusprechen. Sie wollte nicht eifersüchtig erscheinen. Aber ihr Stolz war verletzt, das Wissen um diese Frau war für sie nur schwer zu ertragen.
Nachdem Lindy zwei
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