Die Geliebte des griechischen Reeders
keineswegs.
„Kommst du mit hinüber nach Chantry House ?“
Lindy hielt in der Bewegung inne und sah ihn verlegen an. „Es wäre mir lieber, die Leute würden nicht erfahren, dass wir …“ Sie verstummte und suchte nach den richtigen Worten.
„Intim sind?“, half Atreus ihr weiter.
Das Wort traf sie wie ein Keulenschlag, sie erbleichte, und Panik stieg in ihr auf. Das klang nach sündigen Orgien und zerwühlten Laken. „Ja“, gestand sie ihm unsicher. „Ich möchte nicht, dass jemand davon weiß.“
Mit einer solchen Forderung war ihm noch keine Frau gekommen. Im Gegenteil, den Damen, mit denen er zusammen war, lag sogar daran, dass möglichst viele von ihrer Beziehung zu ihm erfuhren. Keine seiner Begleiterinnen hatte jemals verheimlichen wollen, eine Affäre mit Atreus Dionides zu haben. Dennoch war er von jeher auf Diskretion und Vorsicht bedacht gewesen.
Die Familie Dionides war berühmt für ihre Öffentlichkeitsscheu, wenn es sich bei einer so reichen Dynastie auch nicht vermeiden ließ, dass Geburten, Eheschließungen, Todesfälle oder bestimmte geschäftliche Entwicklungen bekannt wurden. Ansonsten vermieden Atreus und seine Verwandten jedes öffentliche Aufsehen und verabscheuten die schillernde Glitzerwelt der Schönen und Berühmten.
„Keine Sorge, ich werde sehr diskret sein“, versicherte er ihr. „Wir werden uns nur an den Wochenenden sehen und wenn ich hier bin.“
Zweifelnd musterte Lindy ihn. Sie betrachtete Atreus und sich keineswegs als Paar, schon gar nicht als ein Paar mit einer festen Beziehung.
„Wir haben nichts gemeinsam“, gab sie zu bedenken.
„Wie heißt es doch so schön? Gegensätze ziehen sich an.“ Nur sehr vorsichtig wandte er den Blick von dem kleinen Beißer ab, der ihm aus sicherer Entfernung auf Lindys Armen die Zähne zeigte, ehe sie ihn sanft in die Küche schob. Der Jack-Russell hatte Atreus erwartungsvoll seinen Gummiknochen vor die Füße gelegt, während der andere Hund neben einem Sessel hin und her hüpfte und ebenso hoffnungsvoll zu ihm aufblickte.
Kurz entschlossen entschied Atreus, seinen Gefühlen Luft zu machen. „Ich mag Hunde nicht, und schon gar nicht im Haus.“
„Dann hast du als Kind wohl nie einen gehabt“, vermutete Lindy schlicht. Seine ablehnende Haltung beunruhigte sie nicht weiter. „Ein Jammer. Aber du wirst dich sicher schnell an meine vierbeinigen Lieblinge gewöhnen.“
Im Geist versuchte sie, sich vorzustellen, Atreus regelmäßig an den Wochenenden zu sehen, ihn in ihre Lebensbereiche einzuplanen – es gelang ihr einfach nicht. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum du mich überhaupt wiedersehen willst“, gestand sie ihm unsicher.
Ihre ablehnende Haltung befremdete Atreus. So etwas war ihm noch nie passiert. Fast bekam er Gewissensbisse. Lindy war unerhört ehrlich und unverblümt und kein bisschen eitel, man musste sie einfach mögen. Sie war so ganz anders als seine anderen Geliebten, musste er sich eingestehen.
Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, nach welchen Regeln er spielte, und das machte sie verletzlich. Unwillkürlich dachte er daran, wie selbstvergessen und leidenschaftlich sie sich ihm hingegeben hatte, und fühlte sich unbehaglich. Sie wird es noch lernen, sagte er sich dann und straffte die Schultern.
Sie musste es lernen! Er konnte sich einfach nicht vorstellen, sich von Lindy zu trennen. Ihr verlockender Körper, ihre völlige Hingabe faszinierten ihn. Er wollte sie nicht aufgeben, gestand er sich ein. Zeit, dass er sein Leben änderte.
Offenbar war er jetzt bereit für etwas Neues, eine Veränderung, und Lindy würde frischen Wind in sein eingefahrenes Leben bringen. Sie war stark, diskret und geradeheraus, was er besonders schätzte, weil er diese Eigenschaften bei Frauen nur selten gefunden hatte. Voller Vorfreude stellte er sich vor, wie er an den Wochenenden nach aufreibender Arbeit und langweiligen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu ihr zurückkehrte und bei ihr Entspannung fand.
Er bemerkte, dass sie ihn mit ihren klaren blauen Augen fragend ansah, und begehrte sie auf einmal so heftig, dass es ihn schockierte. Spontan zog er sie in die Arme und küsste sie verlangend. Schluss mit der Gefühlsduselei. Dies war das Gebiet, auf dem er sich bestens auskannte.
Der Kuss elektrisierte Lindy und ging ihr durch und durch, hingebungsvoll erwiderte sie ihn und war zu allem bereit.
„Ich möchte schon wieder mit dir schlafen“, gestand Atreus ihr rau und zog sie an sich, sodass sie
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