Die Geliebte des griechischen Reeders
ihm.
Wie lange war es her, seit sie so in seinen Armen gelegen hatte? Wenn er sie auszog, mit ihr auf das Bett sank … dann würde sie wie ein gestrandeter Wal daliegen, während Atreus versuchen musste, sich mit ihrer neuen Tonnenform anzufreunden.
Entsetzt löste Lindy sich von ihm und flüchtete ins Bad, um ihre Kleidung zu ordnen. Wie konnte sie sich so sexhungrig aufführen?
Erst nach einigen Minuten kehrte sie verlegen ins Wohnzimmer zurück.
„Wir könnten unser Gespräch im Bett zu Ende führen“, schlug Atreus mit samtweicher Stimme vor.
Steif blieb sie stehen.
„Warum bist du schockiert? Dorthin wollten wir doch, ehe du es mit der Angst zu tun bekamst.“
Seine selbstsichere Art wirkte ansteckend auf sie. „Angst habe ich nicht. Mir ist nur bewusst geworden, dass wir drauf und dran waren, erneut einen großen Fehler zu begehen.“
Atreus runzelte die Stirn. „Inwiefern?“
„Da wir nicht heiraten, unser Kind jedoch gemeinsam aufziehen wollen, sollten wir unsere Beziehung auf eine neue, rein freundschaftliche Basis verlegen“, erklärte Lindy ihm sachlich.
„Ich möchte mit dir schlafen. Und meine Gefühle für dich sind alles andere als freundschaftlich, glikia mou .“
Er war ein hoffnungsloser Fall, also musste sie die Vernünftige sein. „Natürlich können wir Freunde sein. Du bist doch monatelang wunderbar ohne mich ausgekommen und mit Dutzenden Damen ausgegangen.“
Ungeduldig atmete er ein. „Also dafür willst du mich büßen lassen?“
Lindy ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte um Selbstbeherrschung. „Du büßt für gar nichts, Atreus. So bin ich nicht. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die dir etwas heimzahlen wollen.“
In seinen Augen blitzte es auf. „Ich habe dir einen Heiratsantrag gemacht. Ist das nicht genug, um endlich klare Verhältnisse zu schaffen?“
Sie erbleichte. „Was ich will, ist für uns beide am besten.“
„Du begehrst mich ebenso wie ich dich“, beschwor Atreus sie. „Sex ist eine gesunde Basis für die Ehe, eine Freundschaft macht er unmöglich.“
Lindy schoss das Blut in die Wangen. „Dann müssen wir einen Mittelweg finden“, schlug sie ihm vor. „Wenn du wirklich am Leben unseres Kindes teilnehmen willst, bin ich bereit, dir die Vaterrolle zuzugestehen … aber nicht als mein Ehemann.“
„Wann ist dein nächster Kontrolltermin beim Arzt?“, wechselte Atreus einfach das Thema.
„Nächste Woche.“
„Gib mir Bescheid, wann und wo, ich komme hin. Ohne Blumen oder Heiratsantrag“, setzte er verstimmt hinzu.
Nun tat er Lindy leid. Sein Stolz war verletzt. Und sie konnte auch verstehen, weshalb Atreus so empfand. Er war ein schwerreicher Mann und in dem Bewusstsein aufgewachsen, von der Damenwelt als großer Fang betrachtet zu werden.
All die Jahre über hatten Frauen erfolglos versucht, ihn vor den Traualter zu schleppen. Dennoch war er jetzt wegen des Babys bereit, seine Freiheit zu opfern. Und sie, Lindy, hatte es gewagt, seinen Antrag zurückzuweisen.
Aber war das nicht besser, als eine Ehe einzugehen, in der er sich angekettet fühlen und sie irgendwann hassen würde? Es wäre so leicht, einfach Ja zu sagen, den Kopf in den Sand zu stecken und Atreus zu heiraten.
Nachdem sie das nächste Treffen vereinbart hatten, stieg er in seinen Bugatti, einen rasanten Sportflitzer, der riskante Rennmanöver förmlich herausforderte. Als Ehefrau hätte Lindy alles darangesetzt, um ihn von so einem Wagen abzubringen. Dann hätte er ihr einen trotzigen Blick zugeworfen und wäre trotzdem losgebraust. Aus Atreus würde nie ein gezähmter, folgsamer Mann werden, das war ihr klar.
Dennoch würde sie nie aufhören, ihn zu lieben.
Am nächsten Abend kam Ben vorbei und erklärte Lindy für verrückt, als sie ihm berichtete, sie hätte Atreus’ Heiratsantrag abgelehnt.
„Wie konntest du?“, fragte er fassungslos. „So ein Angebot bekommst du nie wieder, nachdem du jetzt ein Kind am Hals hast.“
Seit sie Ben gestanden hatte, sie sei schwanger, hatte er sich erstaunlich rar gemacht. Von dem besitzergreifenden Gehabe, das er während ihrer Beziehung zu Atreus an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu spüren.
Ben war offenbar der Meinung, eine Frau mit Kind habe keinen Reiz mehr für andere Männer und somit wenig Chancen, einen festen Partner zu finden. Mit dieser Einstellung und seiner Abneigung gegenüber allem, was Schwangerschaft betraf, machte er sich nicht gerade beliebter bei Lindy, die in seiner Gegenwart immer wieder
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