Die Geliebte des Kosaken
Kutschbock neben ihm saß. „Aber Ihr solltet nicht allein dort hineingehen, Herrin.“
„Weshalb nicht?“
„Der Hausbesitzer, Andrej Semjonitsch, soll … nun, wie sage ich es … er soll …“
Natalja klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den hölzernen Kutschenschlag. „Er soll was?“
Der alte Kutscher wischte verlegen über seinen zerzausten Bart, wechselte einen gequälten Blick mit Iwan und überwand sich schließlich, offen zu sprechen. „Er soll keinen guten Lebenswandel führen, Herrin“, murmelte er. „Verzeiht mir, aber ich habe Elisaweta Antonowna, Eurer Großmutter, versprechen müssen, Augen und Ohren offen zu halten. Bei meiner Seele hab ich ihr schwören müssen, über die Enkelin zu wachen, die so ganz allein und schutzlos nach Petersburg gereist ist.“
Natalja war unschlüssig, ob sie zornig oder gerührt sein sollte. Tatsächlich wusste sie nur allzu gut, wie sehr die alte Frau sich um sie sorgte. Dennoch fand sie es ärgerlich, dass sogar die Bediensteten ihr mehr oder weniger vorwarfen, wider alle guten Sitten ohne Begleitung in die Hauptstadt gereist zu sein. „Es besteht keine Gefahr, Jefim“, sagte sie streng, „warte hier auf mich, ich werde bald zurückkommen.“
Das Gebäude war wesentlich größer als das Stadthaus der Großfürstin Galugina und schien eher ein Handelshaus als das Wohnhaus eines Adeligen zu sein. Ein breites Tor führte in die Lagerräume des Erdgeschosses, Lärm drang heraus, rauhe Männerstimmen riefen sich kurze Anweisungen zu. Es waren Arbeiter, die gerade dabei waren, Warenballen und Kisten ordentlich aufeinanderzustapeln. Natalja stieg entschlossen aus der Kutsche, hob vorsichtig den langen Rock an, um den Saum auf dem feuchten Erdboden nicht zu beschmutzen, und ging forschen Schrittes hinüber zur Eingangstür. Das dumme Geschwätz dieser Frau hatte ihr gerade noch gefehlt, verspürte sie doch auch ohne solche Warnungen schon Herzklopfen genug.
Die Tür war aus neuem Holz gearbeitet, besaß oben zwei kleine Fenster und in der Mitte einen dicken Metallring, der als Türklopfer diente. Zaghaft fasste sie den Ring und ließ ihn gegen das Holz fallen, gleich darauf fuhr sie erschrocken zusammen, denn ein lautes Getöse erschütterte das Haus. Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum benahm sie sich wie ein dummes kleines Mädchen? War sie nicht entschlossen, alles zu wagen, um den Mann, den sie liebte, wiederzufinden?
Ein hübsches, dralles Hausmädchen erschien, betrachtete sie neugierig und fragte nach ihren Wünschen.
„Ist Andrej Semjonitsch Dorogin zu Hause?“
„Bitte kommen Sie mit.“
Die Kleine bewegte sich, anmutig den Rock schwenkend, die Treppe hinauf, und Natalja folgte ihr mit unruhig pochendem Herzen. Sie traf ihn daheim an – was für ein Glück. Ihre größte Sorge war gewesen, dass Olegs Freund möglicherweise in Geschäften unterwegs oder auf Reisen sein könnte.
Das Mädchen führte sie in einen Salon, dessen prächtige Ausstattung Natalja überraschte. Dieser Dorogin schien nicht nur wohlhabend zu sein – er war ungeheuer reich, und offensichtlich gefiel es ihm, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Vergoldete Sitzmöbel, deren Armlehnen geflügelte Greife darstellten, die runde Tischplatte aus geschliffenem weißen Marmor, ein riesiger, gestickter Wandbehang, auf dem wolkenumhüllte Genien in einem lichtblauen Himmel schwebten – gegen diese Kostbarkeiten erschien das Stadthaus der Großmutter altmodisch und bescheiden.
Sie hatte ihre Visitenkarte aus dem Täschchen genommen, um sie dem Mädchen mit einigen erklärenden Worten zu überreichen, doch zu ihrer Verblüffung verschwand die kleine Person hinter einer Tür, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Warum diese Unhöflichkeit? Wieso ließ man sie einfach hier stehen?
Verzagt sah sie sich im Raum um und ging dann ein paar Schritte hin und her, um sich Mut zu machen. Ein Kandelaber aus vergoldeter Bronze, der auf einer Wandkonsole stand, erregte ihre Aufmerksamkeit. Wie biegsame, gewundene Pflanzenstiele erhoben sich die goldfarbenen Kerzenhalter, zu beiden Seiten wurde das Kunstwerk von je einer weiblichen Figur aus dunkler Bronze flankiert. Beide Damen stellten griechische Göttinnen dar, deren Reize durch die spärliche Kleidung mehr entblößt als verhüllt wurden.
Noch starrte sie auf dieses pikante Kunstobjekt, da hörte sie, wie hinter ihr eine Tür geöffnet wurde, und wandte sich hastig um.
Im Türrahmen stand ein Mann von stattlicher Größe, nur
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