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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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hatte ihn geritten, sich mit diesem Dummkopf einzulassen? Kopf und Kragen konnte es ihn kosten.
    „Oleg Petrow – natürlich“, sagte er gedehnt und lächelte sie dabei gewinnend an, „ein ausgesprochen begabter und netter Junge. Wir haben sehr anregende Abende miteinander verbracht …“ Er sah die Hoffnung in ihrem Gesicht und hatte für einen winzigen Moment so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Nun – sie würde darüber hinwegkommen. „Er wollte sich auf eine Reise begeben, glaube ich. Leider habe ich keine Ahnung, wohin, denn ich habe seit Monaten nichts mehr von ihm gehört.“
    Ihre Lippen zitterten, der unglückliche Ausdruck in ihren schönen Augen hätte Steine erweichen können. Andrej hatte große Lust, sie zu trösten, doch er wusste ganz genau, dass ihn dies an den Galgen bringen konnte. „Ich bedaure unendlich, Comtesse. Ansonsten bin ich selbstverständlich gern und jederzeit zu Ihren Diensten. Verfügen Sie über mich …“
    Erst als sie wieder in der Kutsche saß, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Ach, sie hatte solche Hoffnungen in diesen Besuch gesetzt, und nun war absolut nichts dabei herausgekommen. Völlig umsonst hatte sie sich kompromittiert, sich von diesem Menschen beleidigen lassen und zum Schluss auch noch einige Worte des Dankes für seine Auskunft gefunden. Dank – wofür eigentlich? Dafür, dass er sie in einem ganz und gar ungehörigen Aufzug empfangen, sie schamlos angestarrt und noch schamloser angeredet hatte? Weiß der Himmel, wofür dieser Flegel sie gehalten hatte – sie wollte das Wort, mit dem solche Frauen bezeichnet wurden, nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen.
    Während die Kutsche den Newski überquerte und durch verschiedene Gässchen zum Stadthaus der Großfürstin Galugina unweit des Isaakdoms fuhr, schossen Natalja wilde Phantasien durch den Kopf. Oh Gott – dieser Mensch hatte eine jener Frauen erwartet, die Männer besuchten und sich ihnen für Geld hingaben. Und das ganz sicher nicht zum ersten Mal – nach dem, was er gesagt hatte, schien es eine seiner Gewohnheiten zu sein, und er ließ sich solche „Damen“ regelmäßig kommen, um mit ihnen seine Nächte zu verbringen. Was konnte ihr geliebter Oleg nur an diesem verkommenen Menschen gefunden haben? Sie hatten anregende Abende miteinander verbracht, so schrieb Oleg doch. Gott im Himmel – waren sie an diesen Abenden zu zweit gewesen, oder hatte Dorogin am Ende einige dieser Frauen bestellt?
    Gleich darauf schämte sie sich für diesen unsinnigen Verdacht. Niemals würde Oleg sich solch zweifelhaften Vergnügungen hingeben. Dazu war er zu gefühlvoll, zu edelmütig, und vor allem liebte er sie, Natalja, bis zur Besinnungslosigkeit. Das hatte er ihr immer wieder versichert. Nein, wenn dieser abscheuliche Mann Oleg auf irgendeine Weise fasziniert hatte, dann konnte dies auf keinen Fall mit seinem liederlichen Lebenswandel zu tun haben.
    Als die Kutsche vor dem Stadthaus anhielt und Iwan ihr den Schlag öffnete, hatte sie sich wieder vollkommen in der Gewalt. Sie war gekommen, um Oleg zu finden, und sie würde ihren Plan nicht so schnell aufgeben, wenn sie auch im Augenblick keine Ahnung hatte, wie sie weiter vorgehen sollte. Aber das würde sich finden.
    Das Haus umfing sie mit der vertrauten Wärme und Geborgenheit, die sie seit vielen Jahren kannte. Die alte Marfa, die das Gebäude den Sommer über betreute, kam ihr die Stufen hinab entgegengelaufen, außer sich vor Freude und Verwirrung über diesen überraschenden Besuch der jungen Herrin. Warum man ihr denn keine Nachricht gegeben habe! Sie hätte doch Vorbereitungen treffen müssen, die Zimmer herrichten, die Schonbezüge von den Möbeln nehmen, eine Mahlzeit vorbereiten. Nun sei alles in Unordnung, Gott behüte, dass die junge Herrin auch noch Gäste geladen habe.
    „Beruhige dich, Marfa“, meinte Natalja lächelnd. „Ich komme ganz allein, und die Schonbezüge musst du meinetwegen auch nicht abnehmen.“
    „Ich werde schon alles richten, Herrin – nur auf das Essen werdet Ihr ein wenig warten müssen“, versicherte die Alte eilfertig. Kurz darauf waren Iwan und Grigorij schon damit beschäftigt, nach Marfas Anweisungen das Gepäck der Herrin in die Zimmer zu schleppen, die Räume zu lüften, Wasser herbeizuschleppen und Einkäufe zu tätigen, und das soeben noch stille Haus glich einem Bienenstock. Nur Jefim weigerte sich, Marfas Befehle zu befolgen – er verschwand im Stallgebäude und widmete sich einzig und allein den

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