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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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treffen kann, falls jemand entdecken sollte, dass Ihr eine Frau seid.« Sein Blick wanderte zu ihrem Busen, der sich unter dem dünnen Hemd abzeichnete. Willa schloss ihre Jacke und schaute sich um.
    Roarke zog lediglich eine Augenbraue hoch, und Willa fragte sich, ob allen Montegomery-Männern diese herablassende Arroganz eigen war.
    »Was schlagt Ihr vor, was ich tun soll? Ich habe keine Ahnung, wann Raiden zurückkehren wird, und es wäre mir lieber, er würde überhaupt nicht entdecken, dass ich fort war.«
    »Ich werde Euch mitnehmen.« Er sah über ihren Kopf auf die dunkler werdenden Straßen. Eine Gruppe von Seeleuten kam aus der Schänke auf sie zu, und sie schienen auf der Suche nach einem Zeitvertreib zu sein. »Lasst das Pferd. Hier entlang.« Willa folgte ihm, als er loslief.
    Doch ihre Flucht fand ein unerwartetes Ende, als ein Karren neben ihnen anhielt, aufwirbelnder Staub und Sand verhinderten einen Rückzug. Aus dem Augenwinkel nahm Willa eine Bewegung hinter sich war und wandte sich um. Sie sah zwei Männer, die einen großen sperrigen Gegenstand aus dem Gasthaus trugen.
    »O mein Gott«, wisperte sie. Sie trugen eine Leiche aus dem Haus! Augenblicklich stellte sich Roarke vor sie, verhinderte, dass Willa sah, wie die beiden Männer den leblosen Körper hinten auf den Karren warfen.
    »Ihr solltet das nicht mit ansehen.«
    »Unglücklicherweise bin ich an Tod und Wunden gewöhnt.« Sie spähte an Roarke vorbei. Einer der beiden Männer war auf die Ladefläche des Karrens geklettert und hatte damit begonnen, dem Toten die Habseligkeiten abzunehmen. Offensichtlich war das ihre Bezahlung für das Einsammeln von Leichen. In der Hand des Mannes funkelte plötzlich etwas auf.
    Willa lief an Roarke vorbei auf den Karren zu.
    »Willa, bitte nicht.«
    Sie winkte ihm zu schweigen, und Roarke knurrte: »Es ist kein Wunder, dass er Euch eingesperrt hat«, als sie neben dem Gefährt stehen blieb.
    »Was habt Ihr da?«
    Der Mann versteckte die Faust hinter seinem Rücken und starrte Willa an.
    Das Klicken eines Pistolenhahns unterbrach das Schweigen, und Willa schaute zu Roarke. Der freundliche Mann war verschwunden, stattdessen stand ein entschlossener Kämpfer vor ihr, der bereit war, sie zu verteidigen. »Zeigt uns, was Ihr da versteckt.«
    Der Mann streckte den Arm aus und öffnete die Faust. Beim Anblick des Silberarmbandes, das in seiner Hand lag, begann Willa das Herz bis zum Hals zu klopfen. Ohne zu zögern trat sie an den Karren und zog das Tuch zurück, in das man den Leichnam gewickelt hatte. Sie stöhnte entsetzt auf, Tränen füllten ihre Augen.
    »O nein«, wimmerte sie leise. »Maura.«
    Roarke stand hinter ihr und hielt sie an den Schultern, als er sich zu ihr beugte und leise fragte: »Ihr kennt sie?«
    Willa nickte, schniefte, ehe sie sagte: »Sie war das Kindermädchen meines Sohnes.«
    Roarke starrte auf die Leiche herunter; das Gesicht der alten Frau war von ihrer Krankheit aufgedunsen, ihre Haut war fahl. »Hatte die Frau ein Kind bei sich?«, wollte Roarke von den Männern wissen.
    »Nein, Herr, die war allein. Hat wohl schon ’ne Weile so gelegen, ’n Tag oder so.« Der Mann kratzte sich ungeniert.
    »War überhaupt jemand bei ihr im Zimmer?«, fragte Willa.
    Der andere Mann schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem schmutzigen Hemdsärmel die Nase. »Da war keine Menschenseele. Da war’n nich mal Kleider, Miss. Die da haben uns gerufen.« Er zeigte mit dem Finger an ihr vorbei.
    Willa wandte sich um. Sie versuchte noch, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, als der Mann plötzlich auftauchte. Sie glaubte, das Herz würde ihr stehen bleiben. O Gott.
    »Alistar.«

17
    Raiden schwang sich über die Reling aufs Deck und ging mit großen Schritten auf den Korridor zu, der zu seiner Kabine führte. Hinter ihm kamen seine Männer an Bord, sprangen wie er über die Reling und schwärmten übers Deck, um auf ihre Positionen zu gehen. Das alles ging im Dunkeln vor sich. Raiden blieb kurz stehen und schaute sich um. Suchend glitt sein Blick über das Schiff. Man konnte kaum etwas sehen, doch Raiden kannte jeden Winkel der Renegade wie seine Handfläche, und er bemerkte sofort, dass das Beiboot nass war, obwohl er keinen Befehl gegeben hatte, es zu Wasser zu lassen. Sein Gesicht spannte sich an, und er rief nach Tristan.
    Als der Quartermeister kam, fragte Raiden: »Wer hatte Befehl, an Bord zu bleiben?«
    Tristan überlegte kurz. »Dobbs, Van Pool, Riggs, Cheston, Perth, Kahlid, Vazeen,

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