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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Pistole unter die Nase.
    »Gebt das Messer zurück!«
    Als er zögerte, spannte sie den Abzugshahn.
    »Ihr seid sehr vorausschauend, Mylady.« Mit einem bewundernden Lächeln gab er ihr die Waffe zurück.
    »Eine Lady tut das, was sie tun muss.« Sie nahm das Messer und bedeutete Roarke mit der Pistole, dass er zurücktreten sollte. Er gehorchte, und Willa fragte sich, wie sie von ihm wegkommen könnte. Sicherlich würde er sie zu Raiden zurückbringen, falls er die Chance dazu hatte.
    »Er empfindet mehr für Euch, als Ihr glaubt, Mädchen.«
    »Mich in eine Kabine zu sperren, ist eine sonderbare Art, das zu zeigen.«
    »Das war zu Eurem eigenen Schutz. Dieser Hafen ist gefährlich, und je weiter wir uns nach Indien vorwagen, umso schlimmer wird es. Warum wohl, glaubt Ihr, segeln die englischen Schiffe zu zweit?« Er trat näher. Willa bezwang ihre Befürchtungen und hörte ihm zu. »Die Eingeborenen sind tückisch. Ein Verstoß gegen ihre Sitten kann sofortigen Tod bedeuten.«
    »Aber ich muss meinen Sohn finden«, wisperte sie.
    »Hättet Ihr ein wenig Geduld gezeigt, hätte Raiden sich wieder gefangen und die Suche fortgesetzt.« Als Willa mit tränenschimmernden Augen hoffnungsvoll zu ihm aufschaute, fragte sich Roarke, wie Raiden die Liebe nicht gesehen haben konnte, die diese Frau für ihn empfand.
    »Dessen bin ich mir nicht sicher«, widersprach sie.
    »Ich schon.«
    »Wie könnte ich das glauben? Er war so voller Wut und … Hass«.
    »Wäre ihm nicht so viel an Euch gelegen, wäre er nicht so außer sich gewesen, als er erfahren hat, dass Ihr verheiratet seid.«
    Ein schmerzlicher Ausdruck legte sich über ihr Gesicht. »Er kennt keine Vergebung, Roarke. Gar keine.«
    »Aber könnt Ihr sagen, dass Ihr nichts für ihn empfindet?«, fragte er behutsam.
    Willa schaute zu ihm auf, in seine tiefblauen Augen, und die Wahrheit strömte von ihren Lippen. »Nein.« Sie ließ die Pistole sinken und steckte sie in ihren Gürtel zurück. »Nein, das kann ich nicht.« Sie wandte den Blick zum Hafen. Die Schiffslaternen leuchteten durch die Dunkelheit zu ihr herüber. Ihre Seele fühlte sich ebenso leer und kalt an wie die finstere Nacht, die sich um sie ausbreitete. Die Liebe zu ihrem Sohn war ihr einziger Trost.
    Sie hätte Raiden niemals verlassen dürfen. Alle hatten ihn verlassen – seine Mutter, sein abtrünniger Vater. Sein ganzes Leben lang war er beiseite geschoben und vergessen worden. Er schien so unbesiegbar und schützte sich durch abweisende Gleichgültigkeit davor, für einen anderen Menschen zu viele Gefühle zu entwickeln oder diesem zu nah zu kommen. Und noch dazu war er in seinem Schmerz ganz allein. Für jeden sichtbar lagen seine Wunden offen da, doch niemand hatte sich je die Mühe gemacht, hinzusehen. Willa hatte diese Wunden gesehen – in seinem Gesicht, als sie ihm die Wahrheit gesagt hatte, als sein zärtliche Fürsorge sich erst zu Schmerz und dann zu Wut gewandelt hatte. Seine Wunden zeigten sich in der Art, auf die er Willa in dieser schrecklichen Nacht verhöhnt hatte, seine vulgären und abscheulichen Worte, mit denen er ihr hatte zeigen wollen, dass ihre Ehe nicht das Einzige war, das sie trennte.
    Es kümmerte sie nicht, ob er ein Bastard war, ein Seeräuber, ein gejagter Gesetzloser. Denn der Mann, den sie kannte, sorgte sich um die, die ohne Hoffnung waren. Dieser Mann kämpfte darum, eine gewaltige Übermacht zu besiegen, um zu überleben. Der legendäre Schwarze Engel war nur eine Facette des Mannes, den sie kennen gelernt hatte. Ein Leben mit ihm, wie kurz auch immer es sein mochte, wäre weit besser als eines ohne ihn. Was für eine Närrin sie doch gewesen war! Natürlich würde Raiden ihr helfen, Mason zu finden. Er würde einem hilflosen Kind nicht den Rücken zukehren, nur um seiner Wut Genüge zu tun. Und jetzt hatte sie ihn verlassen, so wie jeder andere Mensch in seinem Leben es bisher auch getan hatte.
    Willa wandte sich von Roarke ab.
    »He, wohin geht Ihr?«, rief er gedämpft und beeilte sich, ihr zu folgen.
    »Zurück aufs Schiff.«
    Er hörte die Tränen in ihrer Stimme. »Und wie wollt Ihr an Bord kommen – schwimmend?«
    Willa griff nach den Zügeln. »Ich bin am Meer aufgewachsen. Ich schaffe das.«
    Roarke hielt sie zurück, als sie in den Sattel steigen wollte. »Lady Eastwick«, sagte er leise, und sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. »Willa. Das Wasser ist verseucht von Haien. Und diese Bestien sind weit weniger gefährlich als jene, auf die man an Land

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