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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Sanjeev und noch drei andere.« Er runzelte fragend die Stirn, und Raiden wies auf die Wasserlache, die sich auf dem Deck gebildet hatte. Die beiden Langboote, mit denen er und seine Männer unterwegs gewesen waren, waren noch nicht wieder hochgehievt worden. Von ihnen konnte das Wasser daher nicht stammen.
    »Ruf die Männer zusammen und schick sie dann zu mir. Jetzt sofort!«
    »Aye, aye«, sagte Tristan. Mit finsterem Blick machte er auf dem Absatz kehrt und erteilte seine Befehle.
    Raiden duckte sich, als er den schmalen Korridor betrat, um zu seiner Kabine zu gehen. Vor deren Tür blieb er wie erstarrt stehen. Der Riegel war zurückgeschoben, und auch der Balken war fort, mit dem die Tür zusätzlich versperrt gewesen war. Sofort stieß er die Tür auf, und sein Blick glitt durch die Kabine. Die leere Kabine. Raiden überstieg die hohe Schwelle und ging zur gepolsterten Bank, neben der Willa ihre Sachen aufbewahrte. Die Satteltasche war da, aber sein Tornister fehlte. Ihre Pistole fand Raiden in der Kleidertruhe. Willa hatte also bis auf ihr Messer keine Waffe bei sich. Die Kleider, die er ihr gekauft hatte, waren noch da, die Männerkleidung, die sie im Dschungel getragen hatte, fehlte jedoch.
    Raiden schlug das Herz wie wild, und mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde das Pochen stärker und stärker, bis es ihm fast die Luft nahm.
    Allmächtiger. Sie hat mich verlassen.
    Hatte er geglaubt, sie für immer festhalten zu können? Hatte er wirklich geglaubt, Willa würde seinen Zorn und all die Kränkungen, die er ihr zugefügt hatte, stillschweigend erdulden? Raiden schluckte mühsam und spürte in seiner Kehle ein Kratzen wie von zerbrochenem Glas. Die Hand in Willas Nachtgewand gekrallt, sackte er gegen den Schreibtisch. O Gott. Was habe ich getan?
    Raiden war nicht darauf gefasst gewesen, dass es ihn so tief verletzen würde, sie zu verlieren. Doch der Schmerz durchfuhr ihn wie eine scharfe Klinge, bohrte sich in sein Herz, dessen Stimme er mit aller Kraft zu ignorieren versucht hatte. Er hatte Willa zu diesem Schritt getrieben, und jetzt war ihr Leben in ernster Gefahr – und daran trug niemand anderer die Schuld als er ganz allein. Raiden ließ das Nachtgewand auf den Boden fallen, als er sich plötzlich aufrichtete und sich fragte, ob Willa gegangen war, um die Behörden zu informieren. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und presste sie gegen seinen Schädel. Dieser Gedanke und sein Herz kämpften miteinander um die Vorherrschaft. Würde sie ihn verraten? Denn er hatte ihr wahrlich keinen Grund gegeben zu glauben, zwischen ihnen wäre irgendetwas an Gefühlen übrig geblieben. Heilige Mutter Gottes, um ihren Sohn zu finden, würde Willa alles tun! Hatte sie das nicht gesagt? Warum also sollte sie ihn nicht ausliefern, wenn die Belohnung dafür ihr Junge war?
    Raiden trat das Nachtgewand mit dem Fuß zur Seite, ging mit großen Schritten zur Tür und brüllte seinen Männern den Befehl zu, das ganze Schiff gründlich zu durchsuchen. Doch es war zwecklos. Willa war fort, und er wusste genau, wie sie von Bord gelangt war.
    »Lasst das Langboot herunter,« wies Raiden die Männer an und griff nach Tristans Pistole.
    »Raiden …«
    Er prüfte, ob die Waffe geladen war. »Sie ist fort.«
    »Was? Wie kann das sein? Sie war eingesperrt.«
    »Offensichtlich hat jemand sie herausgelassen.« Raiden schaute kurz über die Schulter zu Jabari, der in einer Ecke hockte. »Und irgendjemand hat sie an Land gebracht.«
    Tristan runzelte die Stirn, als er auf das nasse Deck starrte. »Ich kann verstehen, warum sie fort wollte«, sagte er und sah Raiden abschätzend an. »Aber warum sollte einer der Männer ihr helfen? Und dich hintergehen? Uns?«
    »Verdammt noch mal, wie soll ich das wissen?«, schnappte Raiden. »Geld? Straffreiheit? Vielleicht hat ihre hübsche Larve ihn dazu verlockt oder er hat vor, sie zu verkaufen. Oder ein Lösegeld für sie zu erpressen. Aber ich schwöre –«, bei diesen Worten ließ Raiden den Blick über die Männer der Renegade gleiten, »– dass ich den Mann töten werde, der ihr zur Flucht verholfen hat.« Sein Blick umfasste die Männer, registrierte, wer fehlte. Und er hasste es. »Du bleibst hier und stellst fest, wer nicht an Bord ist, und wer genau mit dem Boot unterwegs war. Falls inzwischen jemand an Bord kommt, sperr ihn in die Arrestkammer. Ich gehe an Land.«
    »Raiden, sei vernünftig. Das kannst du nicht tun. In fünf bis sechs Stunden wird es hell, und bei Tageslicht

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