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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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bei ihm ist?, fragte sie sich und ihr Herz klopfte schneller. Ob sie noch in der Stadt waren? Sie musste nachdenken und Pläne machen.
    »Bitte lasst mich allein. Mr Romhi wird sich um alles kümmern, was ich brauche. Er hat das bisher mit großer Umsicht getan.«
    Mr Romhi, der hinter den beiden Engländern stand, lächelte Willa an.
    Atcheson warf ihnen einen überheblichen Blick zu. »Tatsächlich? Mit solcher Umsicht, dass jemand in Eure Räume eindringen konnte?«
    Willa trat an das Fenster und zog das Seil hoch, dessen Ende an einem Greifhaken befestigt war. Doch als sie den Eisenhaken genauer in Augenschein nahm, sah sie, dass er blutbefleckt war. Sie ließ ihn sofort los, als sie begriff, dass Manav damit getötet worden sein könnte.
    Captain Atcheson runzelte die Stirn und schnippte mit den Fingern. Die Soldaten, die auf dem Korridor gewartet hatten, traten ein. »Bezieht Posten an den Hinterausgängen und unter Lady Eastwicks Fenstern.«
    Willa stimmte dem Befehl mit einem Kopfnicken zu, doch bevor die Soldaten gingen, rief sie ihnen nach: »Aber nicht vor meinen Zimmern. Ich möchte nicht, dass die anderen Gäste sich beunruhigen.« Sie ging mit energischen Schritten auf die offene Tür zu. Dienstmädchen gingen mit Willas Sachen ein und aus, eines trug einen Eimer und Tücher herbei, um das Blut aufzuwischen. Willa konnte sich nicht überwinden, auf die Stelle zu schauen, an der Manav seinen letzten Atemzug getan hatte. Sie konnte es nicht, bewahrte aber Fassung. »Nun, Gentlemen, wenn das alles ist?«
    Die Männer nahmen Haltung an und wünschten ihr einen guten Abend, ehe sie das Zimmer verließen. Mr Romhi blieb. »Euer Gepäck wird in ein anderes Zimmer gebracht, Memsahib. Es hat den Blick auf die Straße und einen separaten Eingang.«
    Sie tauschten ein Lächeln, und Willa bedankte sich mit leiser Stimme bei ihm. »Ich werde für alle Kosten aufkommen, die für Manavs Bestattung nötig sein werden. Würdet Ihr Euch um die Vorbereitungen kümmern?«
    Er verneigte sich zustimmend und bot Willa dann an, ihr seine Wäscherin zu schicken, damit diese ihr das Kleid säubern könnte. Willa schaute auf ihren blutbefleckten Rock herunter, und ihr Herz zog sich zusammen. Sie schüttelte stumm den Kopf und Mr Romhi ließ sie mit Rajani allein. Willa ging durch ihre Zimmer, um selbst auch wieder Ordnung zu schaffen.
    Wenn Alistar in diese Sache verwickelt war und es fertig brachte, einen unschuldigen Mann zu erschlagen, was würde er dann ihr antun … oder ihrem Sohn? Wusste er nicht, dass sie seinen Freunden, seinem Vater berichten würde, was er getan hatte? Sie seufzte leise. Man würde ihr nicht glauben. Fünf Jahre lang hatte sie alles getan, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, doch ihr fehlte der richtige Hintergrund, der Stammbaum, der in Büchern niedergeschrieben war und der Könige aufwies. Für diese Leute war Willa irgendeine Frau nicht standesgemäßer Herkunft und zudem noch aus den Kolonien. Man tuschelte hinter vorgehaltener Hand darüber, dass Alistar ein Narr gewesen war, sie zu heiraten. Willa selbst war recht stolz auf ihre Heimat Carolina, doch betrachtete man im Mutterland die Kolonisten noch immer als Englands Bastarde. Es hieß, die Krone beabsichtige, einen offensiven Schlag gegen die Kolonien zu führen oder sie dafür zu bestrafen, dass sie aus der Beziehung zum Mutterland Profit zogen.
    Niedergeschlagen verstaute Willa die letzten Habseligkeiten in ihren Koffern, und zwei Stunden später hatte sie sich in ihren neuen Räumen eingerichtet, hatte gebadet und fühlte sich schläfrig nach dem Essen. In ihrem Nachtmantel saß sie auf dem Fenstersims und hielt die Papiere in der Hand, die zu bekommen sie ihr Leben riskiert hatte. Ihr Mann würde es verhindern, dass irgendjemand seine Untaten entdeckte, und er würde dafür sorgen, dass sie niemals nach England zurückkehren würde, das begriff Willa jetzt. Was würde Masons Leben dann noch wert sein? Sie bekreuzigte sich und senkte den Kopf, um für das Leben ihres Sohnes zu beten. Sie betete zu jedem Gott, der sie hörte und dafür Sorge tragen würde, dass ihrem Sohn nichts geschah.
     
    Verborgen im tiefen Schatten stand Raiden auf der dem Hotel gegenüberliegenden Straßenseite und starrte zu dem Fenster hinauf, an dem Willa saß und ihre nutzlosen Gebete sprach. Der Mord an ihrem Leibwächter hatte eine Flut lebhafter Spekulationen ausgelöst, und er wollte nicht weiter darüber nachdenken, wie er sich gefühlt hatte, als

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