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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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natürlich prangte das Wappen der British East India Company unübersehbar auf der schwarzen, auf Hochglanz polierten Tür. Die Kutsche abzulehnen hätte zu viele Fragen verursachen können, auf die Willa keine Antwort hätte geben wollen. Doch es war nicht von der Hand zu weisen, dass niemand mit ihr sprechen würde, solange sie in diesem monströsen Gefährt durch die Gegend kutschiert wurde. Schon zweimal war die Kutsche mit faulem Obst beworfen worden. Willa sehnte sich nach der Bewegungsfreiheit, die ein Pferd ihr geben würde. Ach, Unsinn, sie würde sich sogar mit einem Elefanten oder einem Kamel zufrieden geben, um zu vermeiden, in diesen rollenden Sarg eingesperrt zu sein.
    Dieses Bild löste eine Welle von Schuldbewusstsein in Willa aus, und sie schloss die Augen. Ihr wart es, die sie gesucht haben, Memsahib, hatte Manav gesagt. Um sie zu entführen? Sie zu verletzen? Aber zu welchem Zweck? Denn niemand außer Manav und der furchtsamen englischen Zofe, die sie nach Hause zurückgeschickt hatte, wusste, dass Willa nach Mason suchte. Nicht einmal Rajani hatte sie eingeweiht. Und sollte wirklich sie das Ziel sein, so gab es unzählige Möglichkeiten, ihrer habhaft zu werden. Manav könnte noch leben, wenn sie nicht ihr Haus in Bengalen verlassen hätte und nach Kalkutta gekommen wäre; wenn sie nicht darauf bestanden hätte, auf eigene Faust nach Mason zu suchen; wenn ihr Mann ihr nicht den Sohn weggenommen hätte … Zur Hölle mit diesem Kerl, dachte Willa und trat wütend gegen den gegenüberliegenden Sitz. Der Ton, der zu hören war, klang hohl. Willa sah Rajani mutwillig an, ehe sie sich auf die Knie gleiten ließ und das Polster des Sitzes zur Seite schob.
    »Nun schau einer an. Sehr klug von den Engländern, auf alles vorbereitet zu sein.« Ohne zu zögern nahm Willa die Pistole und das Pulverhorn heraus und kramte zwischen den Decken, Fächern, Schirmen herum. Du guter Gott, sogar ein Teeservice fand sich an. Eine kleine silberne Flasche fiel ihr ins Auge. Sie nahm sie, öffnete deren Verschluss und schlug den Schleier ihres Hutes zurück.
    Rajanis Blick ging zwischen der Pistole und der kleinen Flasche hin und her.
    »Manav, vergib mir.« Willa hob zuprostend das Fläschchen, als sie einen Schluck daraus trank. Wie flüssiges Feuer lief ihr der Schluck durch die Kehle und vertrieb die Kälte, die sie in sich gespürt hatte.
    »Memsahib!«, flüsterte Rajani schockiert.
    Willa leckte sich die Lippen und bot dem Mädchen die Flasche an. »Möchtest du auch etwas trinken?«
    Rajani schüttelte den Kopf, ein verschämtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    »Französischer Brandy, und dazu noch ein sehr guter, wie ich hinzufügen möchte«, sagte Willa und stärkte sich mit einem weiteren großen Schluck, ehe sie sich wieder hinsetzte. Sie drückte Rajani die Flasche in die Hand, um die Pistole in Augenschein zu nehmen, auf deren Griff das Wappen der East India Company eingelassen war. Sie stieß einen angewiderten Laut aus, legte die Waffe zur Seite, und ließ sich von Rajani die Flasche zurückgeben.
    Als die Kutsche die Stadt erreichte, verlangsamte sie ihre Fahrt. In den Straßen herrschte lebhaftes Treiben. Die Leute gingen ihren Geschäften nach, kauften ein. Über allem lag eine bedrückende Hitze. Willa ließ den Blick über die Menge schweifen, bis er an einer hochgewachsenen Gestalt hängen blieb, die vor einem der Geschäfte stand.
    Willa zog die Brauen zusammen und rutschte eilig näher an das Fenster. Die Größe des Mannes und seine auffallend breiten Schultern fesselten ihre Aufmerksamkeit. Indische Männer waren selten von so imposanter Statur. Sein Haar wurde von einem sandfarbenen Turban verdeckt, dessen Ende er sich als Schutz gegen den Staub vor den Mund gelegt hatte. Er trug eine schlammbraune Tunika mit einer Knopfleiste von der Taille bis hoch zum Hals und Seitenschlitzen, darunter eine eng sitzende braune Hose. Er stand im Schatten der aufgespannten Markise und unterhielt sich mit dem Ladeninhaber. Hin und wieder funkelten im Sonnenlicht die Goldketten auf, die seinen Hals und seine Brust schmückten, als er Münzen in die ausgestreckte Hand des Händlers zählte. Am Straßenrand beluden einige Männer einen Karren mit Körben und Kisten. Als einer der Männer laut etwas auf Hindi rief, hielt der hochgewachsene Mann in seiner Bewegung inne und schaute auf. Willa spürte seinen prüfenden Blick fast körperlich, als die Kutsche im Schritttempo an ihm vorüberfuhr. Auch einer der

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