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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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er, bei einem Krug sarai sitzend, davon gehört hatte. Obwohl er gewartet hatte, bis sie im Hotel verschwunden war, hatte er, als die Neuigkeit die Runde gemacht hatte, einen Augenblick lang gedacht, dass sie dem Tod begegnet war, nachdem sie ihm das Leben gerettet hatte.
    Und zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren hatte ihm das Herz wehgetan.
    Gott im Himmel, wenn er auch sie im Stich gelassen hatte, und sie deswegen … Raiden schluckte mühsam und sah zu ihr hinauf. Er spürte die Traurigkeit, die von ihr ausging, als trüge er sie unter seiner Haut. Er wollte es nicht, er wollte keine Verbundenheit mit ihr empfinden, doch als sie den Kopf in den Nacken legte und sich der Wind in ihrem Haar fing, das ihr über die Schulter floss, empfand er fast so etwas wie Ehrfurcht vor ihrem Bild. Im Gegenlicht des Zimmers war sie kaum mehr als eine Silhouette, deren Körperumriss sich unter dem dünnen weißen Batist abzeichnete, deren Haut dort in sanftem Perlmutt schimmerte, wo ihr der Nachtmantel von der Schulter geglitten war und der weiche Stoff sich um ihren Busen schmiegte. In seinem Bewusstsein brannte der Ausdruck in ihren grünen Augen, das Schimmern des smaragdenen Feuers darin, als er ihr das Messer zwischen die Brüste gehalten hatte. Raiden schluckte hart, verdrängte die Bilder, die er nicht sehen wollte – Bilder von ihr, nackt und schamlos, ihn lockend, wenn er doch wusste, dass sie niemals nach einem Mann wie ihm verlangen würde.
    Plötzlich wandte sie ihm den Kopf zu, und obwohl er ihr Gesicht kaum erkennen konnte, spürte er, dass sie die Stirn runzelte, wie sich ihr Blick auf ihn richtete und dann suchend über die menschenleere Straße hinwegglitt.
    Er ballte die Hände, um dem Verlangen zu widerstehen, in das Licht zu treten.
    Musste sie denn so verdammt schön sein? Musste sie ihn mit jeder Geste peinigen, ein Feuer in ihm entfachen wie keine andere vor ihr? Sie war unerreichbar für ihn, jenseits der schmutzigen Welt, in der er lebte, weiter entfernt als nur die paar Schritte, die sie jetzt voneinander trennten.
    Als sie sich erhob und ihren Platz verließ, wandte Raiden sich ab und gab Dysart und Vazeen ein Zeichen. Die beiden Männer tauchten aus dunklen Hauseingängen auf, und ihre Gestalten verschmolzen mit den nachtschwarzen Straßen Kalkuttas.
    »Das ist aber eine ganz besondere Wildkatze dort auf der Fensterbank gewesen.« Dysart sah ihn an.
    Raiden hörte das Lächeln in Tristans Stimme. »Sie ist auch nur eine Frau.«
    »Aber eine sehr hübsche, Sahib«, warf Vazeen ein.
    Raiden bedachte ihn mit einem gequälten Blick. »Vorsicht, Bürschchen, du bist mir etwas zu begeistert.«
    Vazeen grinste, seine strahlend weißen Zähne hoben sich hell von seinem dunklen Gesicht ab. »Wenn es mir eine Einladung in ihr Bett einbringen würde, dann würde ich für sie auf den Händen laufen.«
    Raidens Finger krampften sich um den Griff seines Säbels, bis er daran dachte, dass Vazeen in einem Alter war, in dem jede Frau, auf die sein Auge fiel, die Hoffnung auf ein Liebesabenteuer bedeutete.
    »Barkmon war bei ihr«, sagte Tristan.
    Raiden sah den Freund an, dessen gewählte Ausdrucksweise und kultiviertes Auftreten seine abgerissene Erscheinung Lügen straften.
    »Sie könnte uns nützlich sein –«
    »Nein«, schnitt Raiden ihm das Wort ab.
    »Aber wenn sie ihren Tee mit Barkmon trinkt, kann sie vielleicht an Informationen herankommen.«
    »Frauen werden außen vor gelassen. Und ganz besonders diese. Außerdem sind die Engländer bereits hinter ihr her.« Raiden ging die Frage durch den Kopf, wer diese Frau war, dass sie die Aufmerksamkeit des Direktors der East India Company verdiente und was sie, verdammt noch mal, mutterseelenallein in Indien wollte? Er dachte darüber nach, es herauszufinden, beschloss dann aber, dass es das Beste wäre, ihre Verbindung dort zu belassen, wo sie hingehörte: vor eine Türschwelle, die er nicht überschreiten konnte.

3
    Willa wandte sich um und warf den englischen Soldaten, die ein Stück von ihr entfernt beisammen standen und sich ungeniert unterhielten, einen wütenden Blick zu. Erst jetzt unterbrachen die Männer ihr Gespräch. Die vier rot uniformierten Soldaten hatten sich seit der vergangenen Nacht in Willas Nähe aufgehalten, um sie zu beschützen, und ihre Anwesenheit hatte Willas Geduld auf eine harte Probe gestellt. Sie musste sich dringend einen Plan einfallen lassen, um ihre Bewacher loszuwerden.
    Willas Blick streifte Rajani, die links von ihr stand

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