Die Geliebte des Piraten
Prinzen zu erzürnen würde bedeuten, die Fortsetzung der Handelsbeziehungen zu gefährden. Und eine Frau war kein hinreichender Grund, einen Krieg anzufangen. Als Raiden mit großen Schritten in Richtung der See ging, dachte er über den Mann nach, der ihn verraten hatte. Er betete darum, dass dieser Verräter inzwischen keine Meuterei angezettelt hatte. Und dass man sie nicht zum Sterben auf dieser Insel zurückgelassen hatte.
»Ich werde dich tragen.«
»Ich kann gehen.«
»Aber du hast keine Schuhe.«
»Ich hab auch keine Kleider, also wo liegt das Problem?« Raidens Blick glitt zu Willas Po, der sich unter dem fest gewickelten Sarong rund und verlockend abzeichnete – wie jede andere Kurve ihres Körpers auch. Er war daran gewöhnt, Frauen in einem solchen Kleidungsstück zu sehen, aber sie hatten nicht diese Wirkung gehabt wie Willa. Der Gedanke, dass die Männer auf der Renegade sie so sehen würden, ließ den Wunsch in ihm wach werden, Willa in Unmengen von Stoff zu hüllen.
»Der Sarong steht dir«, räumte er ein.
»Ich genieße es, ihn zu tragen. Ich fühle mich, als sei ich … von einer Last befreit, von der ich keine Ahnung hatte, dass ich sie getragen habe.« Willa ging vor ihm her, von Zeit zu Zeit blieb sie stehen, damit Raiden ihr die Richtung wies. Der Geruch der See war stärker geworden, und die Sonne stieg rasch höher.
»Willa, wegen gestern Nacht und heute Morgen …«
»Und in dem See«, sagte sie mit einem verführerischen Blick über ihre Schulter.
»Ja.«
Sie blieb stehen und sah ihn stirnrunzelnd an. »Sag mir nicht, dass es dir nicht gefallen hat.«
»O nein.« Er küsste sie zart. »Du weißt, wie sehr es mir gefallen hat, aber es sind die Folgen, über die ich mir Gedanken mache.«
Die Folgen. Ein Kind. Sie schaute zu Boden, auf ihre nackten Füße, und ihre Augen begannen zu brennen. Sie hatte es fast vergessen. »Ich kann keine Kinder mehr bekommen.« Sie sah auf. »Ich bin bei Masons Geburt fast gestorben.«
Es tat Raiden weh, das plötzliche Leid in ihren Augen zu sehen. »Ein Arzt hat dir das gesagt?«
»Ja, und Alistar hat mich ständig daran erinnert. Und dass ich, falls ich es doch könnte, doch nur wieder ein unvollkommenes Kind gebären würde.«
Dieser verdammte Bastard, dachte Raiden. »Du bist sicher, dass es die Ärzte waren, die das gesagt haben, und dass Eastwick dich nicht angelogen hat? Es war doch offensichtlich, dass der Mann seinen eigenen Sohn nicht haben wollte.«
»Ich habe darüber nachgedacht, ja.«
»Aber du hast deine Periode.«
Ihre Wangen färbten sich rosa, und sie sah ihn an. »Ja, aber nicht regelmäßig.« Schmerz färbte ihre Stimme. »Du musst dir keine Sorgen machen, du könntest einen Bastard mit mir zeugen, Raiden.«
Sie wandte sich rasch ab, doch er hielt sie fest und sah ihr tief in die grünen Augen, die ihn so verletzt ansahen. »Glaubst du, du bist deswegen als Frau weniger wert? Weil ich das nicht glaube. Kinder bekommen zu können, macht dich nicht zu einer Frau. Es macht dich lediglich zu einer Mutter. Denkst du, das war alles, woran ich gedacht habe, als wir uns geliebt haben?«
»Nein, ich weiß, dass du nicht daran gedacht hast.«
»Denn wenn es so wäre, Willa, dann hätte ich dich bestimmt nicht angefasst.«
Die Anspannung wich aus ihrem Gesicht, und Raiden begriff, dass Willa der Fähigkeit, Kinder bekommen zu können, viel zu viel Gewicht beigemessen hatte. Eastwick hätte es verdient gehabt, dass Raiden ihn dafür zur Hölle geprügelt hätte, weil er Willa dazu gebracht hatte, sich so unzulänglich zu fühlen. Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest.
»Mein Gott, Willa, siehst du nicht, wie sehr ich dich anbete?« Sie nickte an seiner Brust. »Ich glaube nicht, dass ich ohne dich weiterleben könnte«, sagte er sehr leise und drückte sie. Er spürte, wie ihm die Kehle eng wurde. Willa legte den Kopf zurück und zog Raiden zu sich herunter. Als sie ihn küsste, presste er sie verlangend an sich. »Ich begehre dich schon wieder, kleine Füchsin. Ich werde noch daran sterben, dich zu begehren.«
»Sag so etwas nicht!«, bat sie hastig und legte die Hände um sein Gesicht, küsste ihn rasch und voller Leidenschaft. »Gib nicht auf, ich flehe dich an.«
Ihre Zuversicht war ansteckend. Weil Raiden wollte, dass es so war. Er küsste sie wild, wollte etwas von ihrer Zuversicht, wollte mehr davon, um die Hoffnungslosigkeit zu besiegen, die er empfand, wann immer er an die Zukunft dachte, wann immer er
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