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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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gestemmt, am Kai und beobachtete eines seiner Schiffe, das in die Bucht einfuhr. Was Willa aber lächeln und ihr Herz singen ließ, war Mason, der neben ihm stand, und die Haltung des großen Piraten nachzuahmen versuchte. Er schien an dem Schiff, das in den Hafen einlief, ebenso interessiert zu sein wie Raiden.
    »Ihr habt einen Schatten, Sajin« ,sagte Kahlid leise und wies mit einem Kopfnicken auf das Kind.
    Raiden schaute zu Mason herunter, der seinen Blick erwiderte. Raiden unterdrückte ein Lächeln. Mason sah so verdammt ernst aus, mit den zusammengezogenen Augenbrauen und den in die mageren Hüften gestemmten Fäusten.
    »Siehst du das Schiff dort?«, fragte Raiden und wies auf die Bucht hinaus. »Das mit dem weißen Streifen oberhalb der Wasserlinie? Das ist ein Schoner … aus Holland.«
    Mason hörte aufmerksam zu, und als Raiden sich hinhockte und die Unterarme auf die Knie stützte, tat Mason es ihm gleich.
    Willa lachte leise, weil Raiden sich angestrengt bemühte, ernst dreinzuschauen, und sie lobte ihn im Stillen für seine Geduld. Alistar hatte nie auch nur einen einzigen Augenblick für sein Kind gehabt, und sicherlich keinen Sinn dafür, die Vielschichtigkeit ihres schweigenden Sohnes zu ergründen. Sie legte den Kopf zur Seite und betrachtete das Paar. Raiden ging mit großen Schritten den Kai entlang, und Mason trottete hinterher, seine kurzen Beine kämpften darum, Schritt zu halten. Augenblicklich verkürzte Raiden seine Schritte für ihn, warf einen Blick über die Schulter und lächelte Willa zu.
    Sie winkte und sammelte die Spielsachen zusammen, ehe sie ins Haus zurückkehrte. Sie vertraute Raiden und wusste, dass er über ihren Sohn wachen würde. Wenn sie doch jetzt auch Raidens Vater dazu bekommen könnte, sich seinem Sohn zu erkennen zu geben. Granville hatte sie gebeten, das Geheimnis zu wahren, bis er sich entschlossen hätte, es offen zu legen. Es war eine Täuschung, die ihr missfiel. Raiden musste wissen, dass er seinem Vater etwas bedeutete, immerhin genug, dass er sich von ihm hatte anheuern lassen. Und er musste wissen, dass es sein Vater gewesen war, der ihm am Strand von Ceram das Leben gerettet hatte.
    Es zu wissen, würde Raiden unendlich gut tun.
    Wenn er seinen Zorn erst überwunden hatte.

24
    Es ging die Kunde, dass die Yorkshire sich in der Straße von Malakka befand und dass sich der Großadmiral Percival Dunfee an Bord des großen Flaggschiffes aufhielt.
    Meine Vergangenheit holt mich ein, dachte Raiden, als er in seinem Arbeitszimmer stand und auf die Bucht schaute, die sich mit Schiffen füllte. Und sie wartete dort draußen darauf, dass er sich ihr entgegengestellte. Doch er würde Dunfee nach seinen Bedingungen treffen, auf seinem Territorium, und nicht einen Augenblick eher.
    Jetzt würde der Gejagte zum Jäger werden.
    An welchem Tag, in welchem Jahr würde er aufhören zu kämpfen, würde er aufhören, sich nach den Messern umzuschauen, die man ihm in den Rücken stoßen wollte? Tristans Verrat war die letzte Lanze gewesen, mit der man versucht hatte, ihn zur Strecke zu bringen. Raiden rieb sich die Stirn, hinter der ein dumpfer Kopfschmerz brütete. Noch vor wenigen Monaten hätte er den Mann für seine Taten getötet, aber Willa hatte ihn gelehrt zu vergeben. Ja, wieder und wieder konnte sie vergeben und ihr Leben ohne die Last der Vergangenheit führen. Wie oft hatte sie unbeschwert darüber gesprochen, wie sie zur Rettung ihres Vaters geheiratet und das Beste daraus zu machen versucht hatte? Und hatte sie ihm nicht diesen vulgären Handel vergeben, den er ihr vorgeschlagen hatte, und jene grausamen Worte in jener Nacht in seiner Kabine? Und hatte sie nicht nach ihrem Sohn gesucht, ohne auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, die diese Suche für sie hätte haben können?
    Vergebung. Raiden wünschte, er könnte sie seinem Feind gewähren. Aber das Verlangen nach Vergeltung war immer noch da, glühte wie heiße Lava in ihm. Er hatte diesen Rachedurst so lange Zeit unterdrückt, dass er fast gehofft hatte, er wäre erloschen. Aber sobald der Name dieses Mannes fiel, kam das Entsetzen zurück, die Gewissheit über das eigene Versagen, über seine Unfähigkeit, jene zu beschützen, die er geliebt hatte.
    Würde er wirklich den Frieden finden, den er suchte, wenn Dunfee seinen letzten Atemzug getan hatte?
    Ein Klopfen an der Tür riss Raiden aus seinen Gedanken.
    »Herein.« Er schaute über die Schulter und lächelte, als Willa das Zimmer

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