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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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versetzte ihm einen Stich, sie so niedergeschlagen zu sehen, da er sie bislang nur entschlossen und impulsiv erlebt hatte. Immer wieder sah Raiden das Bild jenes Offiziers vor sich, der die Waffe auf Willa gerichtet gehalten hatte. Raiden zuckte zusammen, wenn er daran dachte, wie nah sie daran gewesen war, in seinen Armen zu sterben. Er war entschlossen herauszufinden, warum der Offizier den Befehl bekommen hatte, Willa zu töten. Und wer es befohlen hatte. Was konnte sie getan haben, dass ein Mordanschlag auf sie verübt worden war? Während ihm immer mehr Fragen durch den Kopf gingen, wurde Raiden klar, dass sie auf sein Herumschnüffeln nicht freundlich reagieren würde. Sie hasste ihn, hielt ihn für einen dahergelaufenen Straßenräuber, was er genau genommen ja auch war, so schmerzlich dieses Eingeständnis auch sein mochte. Doch hätte er sie nicht mitgenommen, wäre sie geradewegs dem Mann in die Arme gelaufen, dem befohlen worden war, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Er würde Willa nicht gehen lassen, bevor er den Grund dafür herausgefunden hatte und davon überzeugt war, dass sie ohne weitere Gefährdung Weiterreisen konnte. Auch wenn das bedeutete, dass sie seine Gefangene bleiben musste. Auch wenn sie die Versuchung seines Lebens war, die ihn wie ein köstlicher Leckerbissen zum Zugreifen verlockte.
    Willa schaute auf, als er die Tür schloss und zu seinem Sekretär ging, um seine Messer und Pistolen und den Schwertgürtel darauf abzulegen.
    Sie hatte sich in die äußerste Ecke der Bank gekauert und starrte Raiden an. »Ihr müsst mich an Land bringen.«
    Er nahm seine Pistole in die Hand und schwieg.
    Willas Nerven waren zum Zerreißen gespannt, wenn sie an den Offizier und das Einschussloch zwischen seinen blauen Augen dachte. »Könnt Ihr es nicht wenigstens in Erwägung ziehen?«
    »Nein.« Er lud die Pistole nach.
    »Ich bitte Euch.«
    »So reizvoll das auch klingt, kleiner Rotfuchs, die Antwort ist trotzdem nein.«
    Willa stand auf. Wütend warf sie das Kissen auf die Bank. »Ich muss an Land, Raiden. Ein Menschenleben hängt davon ab.«
    »Ja, meines, und das meiner Männer … und Eures.«
    »Nein. Das meines Sohnes.«
    Raiden runzelte die Stirn. Langsam hob er den Blick und sah Willa an.
    »Er ist verschwunden, und ich muss ihn finden.«
    »Wie kann eine Mutter ihr Kind verlieren?«
    Sie reckte das Kinn, und Schmerz spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. »Das ist jetzt nicht von Belang. Er ist verschwunden.«
    Er kniff die Augen zusammen. Die Wahrheit kommt ans Licht, dachte er. »Und wo wollt Ihr Euer Kind suchen?«
    Raidens herablassender Ton entging ihr nicht. »Auf den Banda-Inseln.«
    Sein raues Lachen sagte ihr, dass er sie für eine Närrin hielt und es ihn nicht weiter kümmerte. »Nur wenige Männer haben den Dschungel überlebt, Willa.«
    »Und Ihr gehört dazu?«
    Er zögerte, ehe er es zugab. »Ja.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Die Bewegung drückte ein stummes Flehen aus, gegen das er sich wappnen musste.
    »Dann wäre das doch die perfekte Lösung. Helft mir, ihn zu finden.«
    Hatte sie den Verstand verloren? »Nein.«
    »Bitte.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und schärfte seinen Dolch an einem Wetzstein.
    Willa eilte an den Schreibtisch und umklammerte dessen Kante. »Aber Ihr seid dort gewesen! Ihr würdet wissen, wo wir suchen müssen!«
    Raiden widmete sich wieder seinen Waffen und ignorierte den flehenden Ausdruck in ihren Augen. »Ich habe meine eigenen Pläne.«
    Sie stieß einen empörten Laut aus. »Ihr tötet und raubt nach Plan?«
    Sein Blick drückte Nachsicht aus.
    »Habt Ihr denn kein Herz? Er ist doch noch ein Kind. Ein Baby. Er braucht mich! Wir sind schon so lange voneinander getrennt, und er hat Angst und …« Sie schluckte mühsam. Sie wollte nicht vor ihm weinen. »Bringt mich zu den Inseln – bitte.«
    »Willa«, begann er und legte sein Messer aus der Hand. Ein Hauch von Mitleid schwang in seiner Stimme mit. »Auf diesen Inseln sind schon erwachsene Männer an einem Moskitostich zugrunde gegangen, sind Männer umgekommen, die Schiffe und Gewehre hatten. Begreift Ihr denn nicht, dass ein Kind …«
    Im Bruchteil eines Atemzuges stand sie vor ihm und legte ihm die Hand auf den Mund.
    »Nein! Sprecht es nicht aus, Pirat. Bitte. Er ist nicht tot. Ich würde es wissen!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und Raiden spürte seine Knie weich werden. »Ich würde es wissen.«
    Diese Frau wird noch mein Tod sein, dachte er und ließ sich gegen den

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