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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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gebracht, seine Pläne zu ändern, um sie in Sicherheit zu wissen. Sie so zu besitzen wie er es sich wünschte, würde ihn zu einem Hanswurst ohne auch nur einen Rest von Verstand machen, darüber war Raiden sich im Klaren.
     
    »Ihr habt mein Leben gerettet und dafür bin ich dankbar. Wir sind quitt, Ihr und ich, und ich sehe keinen Grund, warum Ihr mich als Gefangene behalten solltet. Dies hier« – sie deutete auf den Schmuckbeutel – »ist alles, was ich noch habe – außer meinem Sohn.«
    »Ihr wisst zu viel über mich und meine Männer.«
    Sie wirkte gekränkt. »Ich werde Euch nicht verraten.«
    »Darauf kann ich nicht vertrauen. Und meine Männer würden das auch nicht tun.« Sie setzte zum Sprechen an, doch er wehrte ab: »Nein, sagt nichts mehr, denn was Ihr verlangt ist unmöglich. Ich würde das Leben aller meiner Männer aufs Spiel setzen, und ich habe nicht vor, Euretwegen eine Meuterei zu provozieren. Ich habe das Leben der Männer schon in Gefahr gebracht, um Euch unverletzt hierher zu bringen.«
    »Und was habt Ihr vor? Wollt Ihr mich bis zu Eurem Tod auf diesem Schiff gefangen halten?«
    »Gebt die Hoffnung nicht auf, Mädchen, unser Beisammensein könnte eine ziemlich kurze Angelegenheit werden.«
    Ihre Gesichtszüge erschlafften. »Ihr sprecht so leichtfertig vom Tod, und doch habt Ihr Euer Leben für mich aufs Spiel gesetzt. Warum?«
    Es verging ein langer Augenblick, ehe er antwortete: »Ihr habt dieses Schicksal nicht verdient.«
    »Wie könnt Ihr das wissen? Ich könnte eine mordende Diebin sein wie …«
    Sein Blick wurde drohend. »Hütet Eure Zunge, Willa.«
    »Ich glaube nicht, dass der Anschein höflicher Konversation hier gewahrt werden muss. Allein schon deshalb nicht, weil Ihr meinen Sohn zu einem Schicksal verdammt, das er nicht verdient hat.«
    Ihre Worte trafen ihn bis ins Mark. Aber das Schicksal, von dem sie sprach, gab es nicht mehr. Das Kind war tot. Aber ihr Glaube ließ auch vor seinen Augen das Bild eines kleinen Jungen entstehen, der sich verloren wähnte und der von Angst gequält wurde, von seiner Einsamkeit. Raidens Entschluss geriet ins Wanken. Denn dieses Mal trug der Junge, den er vor sich sah, sein Gesicht – und seine Unschuld war ganz gewiss getötet worden.
    Raiden lehnte sich gegen den Schreibtisch und verbannte die Erinnerungen aus seinem Bewusstsein. Er starrte Willa so lange an, dass sie nervös wurde. »Was habt Ihr mit der East India Company zu tun?«, fragte er schließlich und zeigte auf die Pistole, die er ihr abgenommen hatte und die das Wappen der Company trug.
    »Ah, jetzt kommen wir also zum Kern des Ganzen«, erwiderte Willa bitter. »Also wart Ihr es doch, den ich auf dem Markt gesehen habe.«
    Dass sie ihn trotz seiner Verkleidung ohne Mühe erkannt hatte, bestärkte Raiden in seinem Entschluss, sie auf dem Schiff zu behalten. »Warum habt Ihr nicht Euren Liebhaber gebeten, Euren Sohn zu suchen?«
    Willa biss die Zähne zusammen. »Ich bitte Euch, mir zu helfen.«
    »Und ich habe Euch meine Antwort gegeben«, stellte er gleichmütig fest. Er hatte eine ganze Mannschaft, der er Rechenschaft ablegen musste, und allein schon der Vorschlag, das Kind zu suchen und während dieser Suche auf reiche Beute zu verzichten, würde eine Meuterei heraufbeschwören. »Wieso seid Ihr in Barkmons Kutsche umhergefahren? War es seine Gegenleistung für Eure Gunst?«
    Seine Beleidigung tat weh; in dem Blick, mit dem er sie ansah, lagen Verachtung und irgendetwas anderes, für das sie keinen Namen hatte und das sie veranlasste, sich abzuwenden. O Raiden, dachte sie entmutigt, all die Lügen, die ich erzählt habe, all die Dinge, die ich gesehen habe.
    »Willa«, warnte er sie.
    »Meine Affären dürften Euch nichts angehen.«
    Die Worte brannten sich ihm ein, und er sprang auf und ging zu ihr, zwang sie, sich zu ihm umzudrehen. »Was bedeutet er Euch?«
    Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, nichts sagend. Und Raidens Fantasie lief Amok. Die Vorstellung, dass die ringgeschmückten, manikürten Hände dieses Mannes Willa berührten, ließ Raiden vor Wut schäumen. Er spürte einen üblen Geschmack im Mund und das brennende Verlangen, diesem feisten Kerl den kurzen Hals umzudrehen. »Ich hätte gedacht, Ihr hättet, was Männer angeht, einen besseren Geschmack, Willa.«
    »Wie es scheint, greife ich bei der Wahl meiner Bekanntschaften in letzter Zeit des Öfteren daneben«, erwiderte sie mit einem bedeutungsvollen Blick, der Raiden einschloss.
    »Ich warne Euch, ich

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