Die Geliebte des Piraten
könnt nicht wirklich meinen, dass ich – dass Ihr und ich –«
»Liebende werden«, beendete er den Satz für Willa, der es die Sprache verschlagen hatte. Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. »Um es deutlicher zu sagen, kleiner Rotfuchs – Ihr werdet meine Geliebte werden.«
7
Geliebte.
Als Raiden dieses Wort aussprach, stürmte eine Flut sündiger Bilder auf Willa ein, Bilder von zerwühlten Laken, auf denen sich nackte Körper in wilder Lust vereinten. Er wusste nicht, was er von ihr verlangte, er konnte es nicht wissen. Sein Angebot war ein Schock für sie, war ein Angriff auf ihre Moralvorstellungen – und doch spürte sie dieses geheime Begehren in sich, mit ihm etwas zu erleben, das sie mit noch keinem Mann erlebt hatte. Mochte es sie kosten, was es wolle. Doch sie war eine verheiratete Frau, und hatte ihr Mann durch seine zahllosen Affären mit Londons Huren auch bewiesen, dass das Ehegelübde für ihn ohne jeden Wert war, so bedeutete es Willa noch immer etwas.
Denn das Ehegelübde war heilig. Sie war an jemanden gebunden – für immer. Und jetzt bekam sie die Chance, ihren Sohn zu finden, eine Chance, auf die sie kaum noch zu hoffen gewagt hatte. Der Preis dafür war hoch, und Willa hasste Raiden dafür, dass er diese Möglichkeit anbot wie man einem hungernden Menschen einen Leckerbissen unter die Nase hielt.
Sie starrte zu ihm auf. »Ihr könnt mich nicht dazu zwingen.«
»Das werde ich auch nicht müssen.« Sein Blick war verheißungsvoll, und Willa glaubte, ihn bis auf die Haut zu spüren.
Sie wich einen Schritt zurück, um der Verlockung zu widerstehen, die er für sie bedeutete. »Ihr seid zu sehr von Euch selbst überzeugt, Raiden. Ihr seid ein Dieb, ein Gesetzloser und zudem genauso schlecht erzogen wie jeder andere Mann, der mir bislang begegnet ist, dass Ihr mir ein solch unverschämtes Angebot macht.« Seine Augen verengten sich gefährlich, doch Willa ignorierte es und ging das Wagnis ein, ihn herauszufordern. »Ihr denkt, Ihr werdet bei diesem Handel etwas gewinnen, aber seid versichert, dass Ihr eine Enttäuschung erleben werdet. Mit Euch zu schlafen wird nicht halb so sehr ein Opfer sein, wie es eine unangenehme Pflicht war, meinem Mann zu Willen sein zu müssen.« Der Abscheu in ihren grünen Augen war unübersehbar und traf Raiden bis ins Mark.
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Hütet Eure Zunge, Frau.«
Sie breitete die Arme aus. »Ihr zwingt mich dazu, mit meinem Körper zu handeln, Pirat. Was bleibt mir da noch an Anstand und Schicklichkeit?«
»Vielleicht sollte ich Euch daran erinnern, dass Ihr eine Dame seid.«
Sie lachte. »Daran erinnert Ihr mich? Ihr, der sich anmaßt, mich zu einem Beutestück herabzuwürdigen? Eine Dame erfüllt ihre eheliche Pflicht für ein Kind, und ich kann an der Erfüllung dieser Pflicht wahrhaftig nichts Verlockendes entdecken.«
Ihr Mann hat sie im Bett also vernachlässigt, dachte Raiden, verbannte jedoch gleich wieder den Gedanken, davon auszugehen, der Fehler läge beim Mann. Dieser Handel war ein Bluff gewesen. Und er hatte sein Ziel erreicht; ihr Hass und ihre Abscheu standen wie eine Wand zwischen ihnen. Aber warum lockte ihn dann noch immer die unwiderstehliche Herausforderung wie ein Schiffsrumpf voller köstlicher Gewürze?
»Ich finde es höchst verlockend«, sagte er heiser. »Und ich versichere Euch, dass ich dafür sorgen werde, dass sich Euer Opfer für Euch lohnen wird.«
Sie lächelte spöttisch. Alistar hatte sich nie um ihre Gefühle geschert, um ihre Bedürfnisse; im Gegenteil, meistens hatte er sie noch gescholten, wenn sie ihm ihre Wünsche offenbart hatte.
»Soll ich Euch sagen, wie?«
Willa starrte ihn an, ihr Gesicht zeigte keine Regung, und doch glaubte Raiden, eine Herausforderung darin zu sehen, der er nicht widerstehen konnte. Er kam näher und stellte beeindruckt fest, dass sie weder zusammenzuckte noch vor ihm zurückwich. Nur Zentimeter von ihr entfernt blieb er stehen und beugte sich über sie, hielt ihren Blick gefangen. »Ich werde von Euch kosten, Willa, ich werde Euren sinnlichen Körper enthüllen und mein Mund wird Euch an Stellen berühren, von denen Ihr noch nie geträumt habt.« Ihr Atem ging rascher, und Raiden genoss diese Reaktion, er genoss es, das Verlangen zu schüren, das er niemals erfüllen würde. »Und ich schwöre Euch, dass Ihr vor Lust schreien werdet.«
Willa wandte sich von ihm. Fantasien schwirrten durch ihren Kopf, von seinen Händen auf ihrer Haut, davon, geliebt
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