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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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jedem ihrer Worte klangen Schmerz und Einsamkeit. »Euer Vater hat Euch doch bestimmt nicht zur Ehe gezwungen?« Obwohl so etwas durchaus nicht unüblich war.
    Ihr Blick heftete sich auf ihn, und Raiden stellte fest, dass sie nicht so betrunken war, wie er glaubte. Sie schnappte sich die Flasche und hatte sie entkorkt und daraus getrunken, noch ehe er sie davon abhalten konnte.
    »Genug jetzt, Willa«, mahnte er leise und nahm ihr die Flasche weg.
    Willa ließ es geschehen, sie spürte schon eine taube Schwäche in ihren Gliedern. »Jawohl, Sir.« Sie wandte sich ab und schlenderte in der Kabine umher, berührte dies und jenes, strich mit den Fingerspitzen über den Griff eines der Schwerter, die an der Wand hingen, und leise klirrend aneinander schlugen, als Willa an ihnen vorüber ging. Sie ging näher heran, und als das Schiff erneut krängte, stolperte Willa und klammerte sich an den Bettpfosten, ehe sie sich zu Raiden umdrehte. Sie blinzelte ihn an und fragte sich, ob er sie wohl rechtzeitig auffangen könnte, ehe sie der Länge nach hinschlug.
    »Wann laufen wir einen Hafen an?«
    Er schaute auf die Fenster, gegen deren Scheiben der Regen prasselte. »Wenn der Sturm vorüber ist.«
    »Ausgezeichnet«, stieß sie hervor und taumelte auf die Bank zu, auf die sie sich schwer niederfallen ließ. »Der Monsun wird dieses Schiff einen ganzen Monat lang hin und her werfen.«
    »Nicht in dieser Jahreszeit.«
    Ein Lächeln trat auf ihre Lippen.
    »Wenn wir einen Hafen anlaufen, dann wird das östlich der Mündung des Hoogley Rivers sein.«
    Sie blinzelte ihn überrascht an. »Treibt keine Scherze mit mir.« Unweit des Ganges. Das Wenige, was sie von Barkmon an Informationen bekommen hatte, besagte, dass Alistar vermutlich nach Osten reisen würde. Und dort gab es Sklavenhändler. »Das wäre grausam.«
    »Ich werde nach ihm suchen, Willa.« Raiden fragte sich, ob alle Mütter so aufopfernd waren wie sie und wie er auch nur hatte erwägen können, diesem Kind die Chance – wenn auch nur die höchst vage – zu verweigern, wieder von Willas Armen gehalten zu werden. So geliebt zu werden, wie er nie geliebt worden war.
    »Aber er ist schon so lange verschwunden.«
    »Er ist ein Kind, und er ist allein, welchen Grund brauchen wir noch?«
    Wir. Eine seltsame Partnerschaft, dachte Willa und wandte den Blick ab. Der Zeitpunkt, Raiden die Wahrheit zu sagen, rückte näher. Aber zuerst musste er Mason finden. Würde er sein Versprechen zurücknehmen und sie fortschicken, wenn er erfuhr, dass es nichts gab, was sie ihm anbieten konnte, weil sie verheiratet war? Oder würde es ihn überhaupt kümmern, dass sie sich noch an ihr Ehegelübde gebunden fühlte? Würde er auch darauf bestehen, dass sie ihren Teil der Übereinkunft erfüllte, wenn sich Mason nicht fanden?
    Raiden stellte die Rumflasche auf den Schreibtisch. »Ich erwarte von Euch, dass Ihr mir in den nächsten beiden Tagen alles sagt, was ich wissen muss, um Euer Kind zu finden.«
    Würde Raiden wissen, dass sie verheiratet war und mit wem, würde er schlussfolgern, dass sie über Informationen über die East India Company verfügte und über den groß angelegten Betrug, der vorging. Willa vermutete, dass diese Vorgänge auch der Grund waren, aus dem der Offizier sie hatte töten wollen. Sie war zu einer Bedrohung geworden, denn Alistar war abwesend und hatte keinerlei Kontrolle über sie.
    Alistar war ein Dieb.
    Ein Pirat der Geschäftsbücher, dachte sie und lächelte unmerklich. Wenn sie ehrlich war, dann zog sie die Piraten vor, die ihr Unwesen auf See trieben.
    »Und Ihr, Mylord Pirat –« Willa lachte kurz auf, als sie ihn so ansprach. »Ihr habt also vor, ein Schiff aufzubringen.«
    »Ihr befindet Euch an Bord eines Piratenschiffes, Willa«, erinnerte Raiden sie unnötigerweise. »Es wird Kämpfe auf Leben und Tod geben, aber auch reiche Beute.«
    »Beute«, wiederholte sie bitter. War das denn alles, was er sich wünschte? »Und falls Ihr verliert?«
    »Dann seid Ihr frei.«
    Sie stieß einen verächtlichen Ton aus und winkte ab. »Dann bin ich tot oder werde gefangen genommen. Oder vergewaltigt.«
    Raiden zuckte bei den letzten Worten zusammen. »Falls die Engländer uns besiegen, Willa, werden sie Euch nach Kalkutta zurückbringen.«
    Ja, dachte sie, das würden sie ganz gewiss, wenn sie ihnen erst gesagt hatte, wen sie – verhängnisvollerweise – geheiratet hatte. Aber da gab es auch noch eine sehr reale Gefahr, in der sie schwebte. Willa hatte keinen

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