Die Geliebte des Piraten
heftig und hieß ihn schweigen, während sie zu der Frau schaute, die sich diskret abwartend zurückgezogen hatte. »Das ist unanständig.«
Er verzog den Mund. »Unanständiger als die Absprache, die wir getroffen haben?«
»Ihr hört nie auf, mich zu erstaunen. Was für ein unerträgliches Scheusal Ihr sein könnt!« Sie schlug mit dem Retikül nach ihm, ehe sie der Näherin in die hinteren Räume folgte. Sie ignorierte Raidens leises Lachen.
Einige Minuten später fühlte Raiden, wie ihm die Brust eng wurde, als Willa in einem nachtschwarzen, mit Silberstickereien gesäumten Kleid vor ihn hintrat. Ihm stockte der Atem, als sie sich vor den Spiegeln hin und her drehte und er die Aufregung in ihren grünen Augen schimmern sah. Ihr Anblick belebte seine müde Seele, und als sie hinausging und kurz darauf in einem anderen Kleid zurückkehrte, und dann in einem weiteren, fragte Raiden sich, warum manche Männer darauf verzichteten, Augenzeuge einer so hinreißenden Vorstellung zu sein.
»Sahib?« Die Ladenbesitzerin sprach Raiden an, und er riss den Blick von Willa los, die jetzt ein tiefdunkelblaues Kleid anprobierte.
»Der Sitz?«, brachte er mühsam heraus.
»Es sitzt perfekt, Sahib. Es sei denn, Madam gefällt es nicht.« Sie sah Willa fragend an.
»Es gefällt mir außerordentlich.« Willas Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Welches soll ich nehmen?«
»Alle.«
Die Ladenbesitzerin strahlte.
Willa blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. »Alle? Nein, ich kann unmöglich –«
Raiden erhob sich und ging zu ihr. »Aber ich bestehe darauf.«
Er nimmt diese Verführung wahrhaftig ernst, dachte Willa. »Ich brauche keine Geschenke, Raiden. Ich habe zugestimmt.«
»Ich möchte sie Euch aber schenken«, entgegnete er, und sein Gesichtsausdruck spannte sich kaum merklich an. Ein Teil von ihm schwor, dass er es nur tat, um ihren verführerischen Körper vor neugierigen Blicken – meistens seinen – zu schützen, doch es war die Freude auf ihrem Gesicht und dass sie glaubte, dieses Geschenk nicht verdient zu haben, was diesen Wunsch in ihm weckte.
Willa sah die Schneiderin an. »Dann also die einfacheren Kleider.« Sie schaute zu Raiden. »Bei dieser Hitze habe ich für Samt und Satin wenig Verwendung.«
Er nickte zustimmend. Während eine Angestellte Willa beim Ankleiden behilflich war, beglich Raiden bei der Ladenbesitzerin die Rechnung, nachdem er sie gebeten hatte, die Kleider noch durch die erforderlichen Accessoires zu ergänzen. Er selbst wählte noch einen Sonnenschirm und Handschuhe für Willa aus.
Nachdem sie den Laden verlassen hatte, schickte Raiden einen seiner Männer mit einem Teil der Pakete zur Renegade zurück und verstaute die restlichen gerade in der Kutsche, als Willa zu seiner Rechten auftauchte.
Sie stand im Schatten der Markise des Ladens und schaute zu Raiden auf, während sie die Hand auf seinen Arm legte. »Meinen Dank, Raiden. Ihr seid sehr großzügig.« Spontan stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
Die Geste überraschte ihn für einen Moment, dann legte er den Arm um ihre Taille und streichelte über ihr zartes Kinn. »Dafür nicht, Mädchen.«
Ihr Atem ging schneller und ihr Herz schien jedes Mal einen Sprung zu machen, wenn Raiden sie so ansah wie jetzt, als wollte er sie mit Haut und Haar verschlingen.
»Meine Schuld Euch gegenüber wird immer größer.«
»Die ist leicht zurückzuzahlen.« Er beugte sich über sie, sein Mund streifte ein-, zweimal ihre Lippen, ehe er die Kontrolle über sich verlor. Mit der urgewaltigen Macht eines Sturms zwang seine Zunge ihre Lippen dazu, sich zu öffnen, ergriff er von ihrem Mund Besitz. Und Willa antwortete ihm, bereitwillig und leidenschaftlich ergab sie sich seinem Angriff. Ihre Hände krallten sich in die Revers seines Mantels, als sie sich ihm öffnete, sich ihm entgegenbog. Sie glaubte zu vergehen, als plötzlich laute Rufe ertönten und ihr sinnliches Spiel unter der Markise unterbrachen. Raiden löste sich von ihr. Er atmete heftig, als sein Blick ihr Gesicht umschloss.
Verwirrt und zittrig rang Willa nach Atem.
»Betrachtet die letzte Schuld als abbezahlt.«
Sie keuchte empört auf und schlug ihm spielerisch gegen die Brust. »Ihr seid wirklich ein Schuft«, stellte sie fest, lächelte aber dabei.
»Ein Pirat«, erwiderte er mit verführerisch leiser Stimme. Er drückte ihr den Sonnenschirm in die Hand. Noch immer hielt er Willa mit einem Arm umschlungen und
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