Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
nachgedacht hatte, was sie enthüllt hatte. Und sie konnte nicht anders als sich zu fragen, wie Raiden wohl dieses ganze Durcheinander ordnen würde, wäre es ihr nur möglich, ihm alles zu erzählen.
    Raiden verließ die Kutsche. Seine Männer bezogen an der Tür Posten, und deren Anwesenheit beruhigte Willa, machte ihr zugleich aber auch Angst. Gespannte Erwartung kroch ihr den Rücken hinauf, als sie aus der sicheren Geborgenheit der Kutsche heraus beobachtete, wie Raiden das Haus betrat und sich die Tür hinter ihm schloss. Sie rief nach Jabari, aber offensichtlich war der Junge angewiesen worden, nicht zu antworten. Willa zürnte einige Minuten lang, dann wieder erfüllte sie banges Warten. Willa umklammerte den schmalen Fenstersims, als Raiden das Haus verließ. Er blieb auf der Türschwelle stehen und sprach mit einem dünnen Mann. Dieser schaute zwar in Willas Richtung, doch es kam ihr vor, als wollte er sie nicht sehen, als sähe er durch sie hindurch. Raiden drückte ihm einige Münzen in die faltige Hand, ging zur Kutsche und stieg ein. Seine Männer bildeten die Vorhut, als die Kutsche ihren Weg fortsetzte.
    »Ich schwöre euch, dass ich von meinem Messer Gebrauch machen werde, wenn Ihr jetzt nicht redet.«
    Langsam hob Raiden den Kopf. »Man hat ein Kind zu ihm gebracht, zu diesem Arzt. Der Junge war ernstlich krank, Willa.«
    »Aber er lebt?«
    »Als das Paar mit ihm ging, da lebte er, ja.«
    »Was war mit ihm?«
    »Malaria, vermutet der Arzt.«
    Sie wurde blass.
    »Er hat Chinin bekommen. Das ist das einzige Mittel.«
    »Nannten sie ihn beim Namen?«
    »Nein. Und der Arzt hatte das Gefühl, das niemand wissen durfte, dass …«
    Sie nickte angespannt, zappelte vor Nervosität. »Wer hat ihn gebracht? Wer war dieses Paar?«
    »Ein junger Schwarzer und eine alte Frau.«
    »War die Frau Irin?«
    Raiden nickte.
    »Das muss Maura gewesen sein, seine Amme. Sie ist mit ihm verschwunden.«
    »Willa –« Raiden schaute zu Boden, dann hob er entschlossen den Kopf und sah Willa an. »Der Arzt hat gesagt, dass das Kind im Sterben lag.«
    »Nein! Er irrt sich! Ich würde das spüren!«
    »Wir werden weiter nach ihm suchen. Ich schwöre es Euch«, sagte er, noch immer erstaunt darüber, so viel herausgefunden zu haben. »Gibt es etwas, was Ihr mir über den Jungen noch nicht gesagt habt?«
    Sie setzte sich zurück, runzelte die Stirn.
    »Der Arzt sagte, dieses Kind hatte auch noch … andere Probleme.«
    »Mason spricht nicht. Daran ist nichts Ungewöhnliches.« Es klang, als verteidigte sie sich
    »Ich sage ja gar nicht, dass es das ist.« Er sprach beruhigend, denn er spürte, dass eine fast fieberhafte Erregung Willa ergriffen hatte. »Aber sein Verstand –«
    »Mason ist … er ist in seiner eigenen Welt gefangen, Raiden. Aber er ist ein guter Junge.« Sie zerdrückte ihr Retikül. »Er reagiert auf Liebe und Zärtlichkeit.« Sie ließ den Kopf sinken und murmelte verloren: »Ich fürchte, je länger wir getrennt sind, umso weiter wird er sich von mir entfernen.«
    Raiden schluckte, als säße ihm plötzlich ein Knoten in der Kehle. »Willa, seht mich an.«
    Sie hob den Blick.
    »Begreift Ihr denn nicht? Es war Mason, den sie zum Arzt gebracht haben. Es gibt Hoffnung.«
    Ihr Gesicht verzerrte sich, ehe sie es mit den Händen bedeckte, um es vor ihm zu verbergen. Raiden ergriff ihre Hände, zog Willa in die Arme und wiegte sie auf seinem Schoß. Und jetzt konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie hielt sich an ihm fest und schluchzte hilflos.
    »Danke«, flüsterte sie. »O Raiden, danke.«
    Er streichelte ihren Rücken. »Der Doktor hat gehört, dass sie irgendetwas über Kedah gesagt haben.«
    Willa neigte den Kopf zu Seite, um Raiden anzusehen.
    »Und ganz zufällig ist das genau der Ort, zu dem wir auch wollten.«
    Sie lächelte ihn unsicher an, ehe sie in seine Arme zurücksank. Verzweifelt klammerte sie sich an den Funken Hoffnung, den er ihr bot. Und sie war unendlich dankbar dafür, dass Raiden Montegomery sie entführt hatte.
     
    Gegen Raiden gelehnt, schlummerte Willa. Er ließ den Kopf gegen das Lederpolster sinken, während die Kutsche ihre holprige, schwankende Fahrt fortsetzte.
    Unruhe trieb ihn um. Sie mussten fort aus dieser Stadt, und das schnell. Ihm waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass in Kalkutta Truppen gegen den drohenden Aufstand zusammengezogen worden waren. Die Rebellen der Siraj-ud-dulah würden angreifen, vielleicht schon in einer Woche, vielleicht erst in einem

Weitere Kostenlose Bücher