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Die Geliebte des Prinzen

Die Geliebte des Prinzen

Titel: Die Geliebte des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennie Lucas
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Nähe des Bistros?“, erkundigte er sich, und Grace bemerkte den fragenden Blick des Chauffeurs im Rückspiegel.
    „Gleich da vorn, an der nächsten Ampel“, erwiderte sie mürrisch.
    Die weißhaarige alte Dame, der das Café gehörte, schien sich sehr geehrt zu fühlen, als der russische Prinz über ihre Schwelle trat. In der kleinen Gaststube mit der verblichenen Blümchentapete an den Wänden wirkte seine große, imposante und überaus männliche Erscheinung irgendwie fehl am Platz. Grace und er bekamen den besten Tisch in einer Fensternische zugewiesen, mit Blick auf die festlich geschmückten Auslagen von Harrods. Als die Französin lächelnd nach ihren Wünschen fragte, ließ Grace ihrem Begleiter den Vortritt, wie sie es auch bei Alan tat.
    Maxim aber sah sie erwartungsvoll an, griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und fragte: „Was würden Sie mir empfehlen, Grace?“
    „Ich … nun ja …“ Verstört blickte sie auf seine kräftige, sonnengebräunte Hand, die warm und fest die ihre umschloss. „Also …“ Unter dem Vorwand, die abgegriffene Speisekarte studieren zu wollen, die sie längst auswendig kannte, löste sie ihre Finger aus seinen. „Die Sandwiches sind ausgezeichnet, aber die Pasteten schmecken auch sehr gut.“ Sie sah zu Madame Charbon auf. „Ich nehme das Übliche.“
    „Für mich dasselbe, bitte“, sagte Maxim.
    „ Oui, monsieur.“ Die alte Dame nickte und verschwand.
    „Sie wissen doch aber gar nicht, was ich bestellt habe“, meinte Grace verblüfft.
    „Ich vertraue Ihnen“, sagte Maxim.
    Er vertraut mir. Sie gab sich Mühe, sich nicht allzu geschmeichelt zu fühlen. „Soll ich Ihnen verraten, was Sie bekommen?“
    „Nein. Ich liebe Überraschungen.“
    Grace normalerweise nicht, aber sie musste zugeben, dass sie allmählich Geschmack daran fand. „Tut mir leid, dass ich auf der Fahrt hierher so grantig war“, meinte sie. „Sie wollten Alan sicher nicht beleidigen.“
    „Er hat Glück, dass er Sie hat.“
    Betreten senkte sie den Blick. Natürlich hatte auch sie sich schon öfter darüber geärgert, dass Alan sie so schlecht bezahlte. Vor allem in letzter Zeit. Nach achtzehn Monaten als Juniorsekretärin war sie vor einem halben Jahr zu seiner persönlichen Assistentin aufgestiegen, verdiente aber trotz der höheren Anforderungen nicht mehr als vorher. Alan hatte es immer wieder geschafft, sie mit einer Ausrede und einem Lächeln zu vertrösten.
    Als er beschlossen hatte, sich um eine Fusion mit der Exemplary Oil Company zu bemühen, hatte er sein Büro im letzten Oktober kurzerhand nach London verlegt. In Los Angeles war das Leben für Grace sehr viel billiger gewesen. Dort hatte sie in ihrem Elternhaus gewohnt und genug Geld gehabt, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Seit sie in London lebte und Miete zahlen musste, war sie kaum noch in der Lage, ihrer Mutter auch nur hundert Dollar im Monat zu schicken.
    Der drohende Verlust ihres Elternhauses war also allein ihre Schuld.
    Madame Charbon kehrte mit zwei Tassen dampfend heißem Kakao und knusprigen Croissants zurück, und Grace beschloss, die deprimierenden Gedanken für eine Weile zu vergessen. Sie sorgten nur dafür, dass sie noch mehr Angst, Hilflosigkeit und … ja, auch Zorn empfand.
    Alan wird mir helfen, sagte sie sich zum hundertsten Mal an diesem Tag.
    „Woran denken Sie?“ Maxim beugte sich zu ihr herüber und sah sie aufmerksam an.
    Sie trank einen Schluck Kakao und verbrannte sich prompt die Zunge. „An gar nichts. Das heißt, ich habe mich gerade gefragt, ob Sie jemals mit der Transsibirischen Eisenbahn gefahren sind“, sagte sie schnell.
    „Merkwürdige Frage.“
    „Sie sind doch Russe, oder?“, fragte sie wehmütig lächelnd. „Als kleines Mädchen habe ich immer davon geträumt, einmal mit diesem Zug zu fahren. Ich finde es faszinierend, dass er sieben Zeitzonen durchquert und von Moskau bis zum Pazifischen Ozean knapp sechstausend Meilen zurücklegt.“
    „Da muss ich Sie leider enttäuschen“, erwiderte er. „Ich verbringe nur wenige Monate im Jahr in Moskau, und wenn ich reise oder die Ölfelder im Norden besuche, nehme ich das Flugzeug.“
    „Ja, natürlich“, sagte sie seufzend. „Und wo leben Sie während der restlichen Zeit? In London?“
    „Ich besitze Häuser auf der ganzen Welt, sechs oder sieben dürften es momentan sein. Und ich halte mich immer dort auf, wo es gerade am besten passt.“
    „Sechs oder sieben?“ Grace sah ihn fassungslos an. „Sie wissen

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