Die Geliebte des Prinzen
nicht einmal, wie viele es genau sind?“
Er zuckte achtlos die Schultern. „So viele, wie ich gerade brauche. Wenn ich von einem genug habe, verkaufe ich es wieder.“ Grace sah gebannt zu, wie er genüsslich die Sahnehaube von der heißen Schokolade naschte. Er trank einen Schluck, biss dann herzhaft in sein Croissant. „Köstlich“, lobte er.
„Freut mich, dass es Ihnen schmeckt. Alan hasst Kakao.“
Maxim warf ihr einen scharfen Blick zu. „Sie sind in ihn verliebt, oder?“
Er hatte sie kalt erwischt.
„Wie bitte?“, flüsterte sie verstört. „In wen?“
„Sie sind seine treue Sklavin, leben in seinem Haus, machen in Ihrer Freizeit Besorgungen für ihn. Und offensichtlich tun Sie das alles nicht für Geld, denn Sie haben keins. Es gibt also nur eine Erklärung für Ihr Verhalten: Sie lieben ihn.“
Grace öffnete den Mund, um zu protestieren, doch plötzlich hatte sie genug von der ständigen Geheimniskrämerei. Sie war es so leid, sich niemandem anvertrauen zu können, niemanden zu haben, auf den sie sich verlassen konnte.
„Ja, ich liebe ihn.“ Müde ließ sie den Kopf in die Hände sinken. „Aber es ist hoffnungslos.“
„Ich weiß.“
Sie sah auf und war überrascht über die Wärme und Anteilnahme in seinem schönen, dunklen Gesicht.
„Nur stehe ich für gewöhnlich auf der anderen Seite“, fuhr er fort. „Egal, ob alt oder jung, meine Sekretärinnen neigen dazu, sich einzureden, sie seien in mich verliebt. Und dann stürmen sie todunglücklich aus meinem Büro. Es ist traurig mit anzusehen. Und es sorgt für Unruhe. Ich hasse es.“
„Ja, ich auch.“ Graces Lachen endete in einem kleinen Seufzer. „Und jetzt ist er mit einer anderen Frau verlobt, und die ist reich und schön und … na ja …“
„Boshaft?“ Maxim sah ihr geradewegs in die Augen. „Grausam und berechnend?“
Sie nickte verlegen. „Ich bin überrascht, das aus Ihrem Mund zu hören. Haben Sie denn Lady Francesca nicht geliebt?“
Ohne auf ihre Frage einzugehen, meinte er: „Das sollten Sie sich nicht gefallen lassen, Grace. Kommen Sie, und arbeiten Sie für mich.“
Zum Glück hatte sie ihren Kakao schon ausgetrunken, sonst hätte sie sich womöglich verschluckt. „Für Sie?“, fragte sie ungläubig.
„Ich könnte noch eine Sekretärin gebrauchen. Kündigen Sie Barrington. Arbeiten Sie für einen Mann, der Sie anständig bezahlt und bei dem Sie es weit bringen werden.“ Er lächelte. „Dass Sie in einen anderen Mann verliebt sind, empfinde ich dabei als Pluspunkt.“
„Auch wenn Ihnen dieser Mann die Verlobte ausgespannt hat?“
Schweigend führte er die Tasse an den Mund und trank.
„Lecker“, sagte er, bevor er Grace eindringlich ansah. „Ich brauche eine Sekretärin, der ich vertrauen kann. Eine kluge Frau, die weiß, was Loyalität bedeutet. Sie werden es nicht bereuen, die Seite gewechselt zu haben, das schwöre ich Ihnen.“
Einen Moment lang war sie ernsthaft versucht, sein Angebot anzunehmen. Sie stellte sich vor, wie es wäre, für Prinz Maxim zu arbeiten anstatt für Alan.
Ja, er war attraktiv, gefährlich und skrupellos. Doch bei ihm wäre sie frei, sich gegen ihn aufzulehnen, ihn zu verlassen, ihm die Meinung zu sagen. Weil sie ihn nicht liebte.
„Ich zahle Ihnen das Doppelte Ihres jetzigen Gehalts.“
Das Doppelte?
Sie überlegte. „Würden Sie mir Vorschuss gewähren?“
Er zögerte keine Sekunde. „Natürlich.“
Es war ein unwiderstehliches Angebot. Das Haus ihrer Mutter wäre gerettet. Alles wäre gerettet.
„Und wo ist der Haken an der Sache?“
„Sie müssten mir helfen, den Vertrag mit der Exemplary Oil Company unter Dach und Fach zu bringen.“
„Und Francesca?“
Er tat ihre Frage mit einem Schulterzucken ab. „Abgemacht?“, hakte er nach und streckte ihr die Hand hin.
Grace schloss die Augen und dachte an all die vielen Male, als Alan sie geneckt und mit ihr geflirtet hatte. Mehr als einmal hatte er sie beschworen, ihn nie zu verlassen. „Ohne Sie wäre ich verloren, Gracie“, hatte er ihr mit seinem schönsten Filmstar-Lächeln versichert. Und wie glücklich war sie darüber gewesen! Sie hatte seine Worte in ihrem Herzen aufbewahrt und gehofft, eines Tages mehr zu sein als nur seine Sekretärin.
Dann war Lady Francesca Danvers aufgetaucht und hatte ihm Geld und Macht in der denkbar schönsten Verpackung dargeboten.
Doch was immer Alan ihr angetan hatte, sie würde ihn nicht hintergehen.
Stur und dumm, dachte sie verdrossen, schüttelte aber
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