Die Geliebte des Prinzen
verschwinden, wenn der Abend vorüber war. Sie wollte die kostbaren Sachen nicht geschenkt haben. Und sie würde Maxim auch nicht gestatten, sie zu verführen.
Aber heute Abend würde sie die Frau sein, die diese Kleider aus ihr machten. Dieser Abend gehörte ihr. Ein Abend voller Magie. Ein Abend, um gesehen zu werden.
Heute Abend war sie die Prinzessin aus dem Märchen.
Die Limousine kam zum Stehen. Maxim stieg aus und öffnete Grace die Tür. Er hielt ihren Arm, während sie den vereisten Bürgersteig einer Straße am Covent Garden entlanggingen, vorbei an zahlreichen Bars und Restaurants. Der wippende Saum des langen schwarzen Mantels reichte ihr bis zu den Knöcheln. Sie spürte Maxims Hand durch den Wollstoff hindurch. Trotz der Kälte war ihr angenehm warm.
„Hier entlang.“ Durch einen Seiteneingang betraten sie ein stilvolles viktorianisches Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich eine schicke Bar befand. Ein prunkvolles Foyer, komplett mit Empfangstresen und Wachdienst, tat sich vor ihnen auf.
„Wohin gehen wir?“, fragte Grace.
„Ich habe die beiden oberen Etagen des Hauses zu einem Penthouse umbauen lassen“, erklärte Maxim lässig.
Grace blieb wie angewurzelt in der marmorgefliesten Halle stehen. „Ich werde den Abend nicht allein mit dir in deiner Wohnung verbringen.“
„Es ist nicht meine Wohnung, sondern die meiner Schwester.“ Unbeirrt schob er sie in den mit einer vergoldeten Gittertür versehenen Aufzug. „Ein bisschen schrill für meinen Geschmack.“
„Warum hast du es dann gekauft?“
Er drückte auf den Aufzugknopf. „Der Scheich von Ramdah dachte, er könnte mir einen Pipeline-Deal abluchsen. Zur Strafe habe ich ihm seine Firma und sein Lieblingsdomizil abgenommen.“
Sein eisiger Ton jagte Grace einen Schauer über den Rücken. „Ziemlich rücksichtslos, findest du nicht?“
„Ich schütze, was mir gehört“, versetzte er grimmig lächelnd.
Oben angekommen, öffnete ihnen auf Maxims Klopfen hin ein beleibter, förmlich gekleideter Butler die Tür. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Eure Hoheit!“
„Oh!“ Hinter ihm tauchte eine junge Frau mit schwarzem Haar auf. Sie stürmte auf Maxim zu und fiel ihm um den Hals. „Du hier? Ich kann es kaum glauben!“
Maxim drückte sie leicht verlegen an sich, löste sich dann von ihr und sagte: „Ich werde doch die Geburtstagsparty meiner Schwester nicht verpassen.“
„Du Lügner“, erwiderte die junge Frau lachend. „Die letzten beiden hast du auch verpasst! Glaub ja nicht, teure Geschenke wären ein ausreichender Ersatz für deine Anwesenheit. Ich brauche nicht noch ein Aston-Martin-Coupé, ich brauche einen Bruder …“ Ihr Blick fiel auf Grace. „Und wer ist das?“
„Eine Freundin.“
„Erstaunlich! Du bringst doch sonst keine Freundinnen mit …“ Sie musterte Grace neugierig, meinte dann lachend: „Aber ich bin unhöflich. Kommt doch herein!“
Während der Butler ihnen die Mäntel abnahm, richtete die Schwarzhaarige ihre schönen grauen Augen, die denen ihres Bruders so ähnlich waren, erneut auf Grace. „Hallo, ich bin Daria Rostova.“
Natürlich hatte Grace schon von Prinzessin Daria gehört, dem lebenslustigen Partygirl, das ständig zusammen mit seinen illustren Freunden in den Klatschspalten auftauchte. Daria, blass und gertenschlank wie ein Model, trug ein knappes Minikleid aus Silberlamé und eine funkelnde Tiara im glatten schwarzen Haar.
Grace fühlte sich unbehaglich unter ihrem prüfenden Blick. „Tut mir leid, aber ich wusste nicht, dass wir zu einer Geburtstagsparty gehen“, sagte sie verlegen. „Leider habe ich kein Geschenk dabei.“
Da erschien ein herzliches Lächeln auf Darias hübschem Gesicht. „Francesca wäre nicht mal auf die Idee gekommen, mir etwas mitzubringen. Sie sind mir jetzt schon bedeutend sympathischer als diese dürre Ziege in ihrem Nerzmäntelchen …“
„Daria“, warf Maxim warnend ein, was seine Schwester nicht weiter kümmerte.
„Wie heißen Sie?“, wollte sie wissen.
Grace räusperte sich. „Grace Cannon.“
„Nun, Grace, Sie haben mir das schönste Geschenk des Abends mitgebracht“, verkündete Daria mit einem strahlenden Blick auf ihren Bruder. „Jetzt kommt, und begrüßt die anderen Gäste.“
Maxims Schwester führte sie in das großzügige Loft-Apartment mit der riesigen Fensterfront mit Blick auf die ganze St. Martin’s Lane. In der Mitte des Raumes hing ein ultramoderner Leuchter aus Metall mit verschiedenfarbigen
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