Die Geliebte des Prinzen
von Ferne sagen. „Am Ende des Abends bekommst du beides zurück.“
„Ich freue mich jetzt schon darauf.“
Seine dunkel glänzenden Augen zogen Grace unwiderstehlich in ihren Bann. Sie fühlte sich, als läge sie bereits nackt vor ihm auf dem Bett …
Bett? Wer sagte denn, dass sie mit ihm ins Bett gehen würde?
Mit Prinz Maxim Rostov auszugehen war schon riskant genug. Sie setzte alles aufs Spiel, indem sie sich auf sein verlockendes Angebot einließ, aber sie konnte einfach nicht Nein sagen. Sie wollte endlich einmal etwas anderes erleben als immer nur Traurigkeit, Einsamkeit und Angst. All dem wollte sie für eine Weile entfliehen und in eine andere Welt eintauchen.
Mit zitternden Händen nahm sie die Schachteln von ihm entgegen. „Ich bin gleich wieder da.“
„Ich warte.“
Grace war überraschend leicht ums Herz, als sie in ihr kleines Schlafzimmer lief, um sich umzuziehen. Sie bürstete ihr langes blondes Haar, bis es seidig glänzte, und trug einen Hauch Lippenstift auf. Da sie keinen passenden BH für das tief ausgeschnittene Cocktailkleid besaß, ließ sie ihn einfach weg. Leise raschelnd glitt die meerblaue Seide über ihre nackte Haut und schmiegte sich zärtlich um ihre Kurven.
Sie wusste, dass es ein Fehler war.
Es ist doch nur für einen Abend, sagte sie sich. Einen einzigen Abend lang wollte sie all ihre Probleme vergessen und glücklich sein. Und sie würde sich auf keinen Fall von Prinz Maxim verführen lassen.
Beim Anblick ihres Spiegelbilds stockte ihr der Atem. Verschwunden war die verhuschte Sekretärin in ihrem plumpen Mantel. Sie erkannte sich selbst kaum wieder – bis auf die alten silberfarbenen Pumps natürlich, aber andere hatte sie nicht. Doch wer war die strahlende Blondine in diesem wundervollen Kleid?
Die meerblaue Seide passte perfekt zur Farbe ihrer Augen, und der rosenholzfarbene Lippenstift betonte ihren zarten, hellen Teint. Der Schnitt des Kleides war ideal. Er brachte ihre vollen Brüste und ihre schmale Taille raffiniert zur Geltung und verlieh ihr die sexy kurvenreiche Figur eines Pin-up-Girls der fünfziger Jahre.
Konnten ein Kleid und ein wenig Make-up einen Menschen so sehr verändern?
Aber es war natürlich nicht nur das Kleid, das dieses Wunder vollbracht hatte. Es war Maxim. Seine Aufmerksamkeit hatte Grace wie eine Blume erblühen lassen.
Ein einziger Abend mit ihm. Einige wenige Stunden, in denen sie sich schön und begehrenswert fühlen konnte. Mehr wollte sie gar nicht.
Nein, mehr würde nicht passieren. Schließlich liebte sie einen anderen Mann. Das sollte doch wohl genügen, um vor Maxim sicher zu sein. Oder etwa nicht?
Als sie das Schlafzimmer verließ und ihn an der Tür stehen sah, hielt sie abrupt inne. Er wirkte so düster und geheimnisvoll und so überwältigend attraktiv. Ihre Blicke begegneten sich. Grace bekam eine leichte Gänsehaut.
„Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen“, sagte sie nervös.
Geschmeidigen Schrittes kam er auf sie zu und musterte sie aus schmalen grauen Augen wie ein Raubtier seine Beute. Langsam ließ er den Blick über das meerblaue Seidenkleid gleiten, das ihre verführerischen Rundungen umschmeichelte, über die baumelnden Silberkreolen an ihren Ohren, ihr schimmerndes blondes Haar, ihre vollen rosigen Lippen.
„Solnischka mayo“ , sagte er bewundernd, „du bist es wert, dass man auf dich wartet.“
5. KAPITEL
Während der Chauffeur die Limousine durch die abendlichen Straßen lenkte, blickte Grace immer wieder fasziniert auf den Mann an ihrer Seite. Im Mondlicht, das schräg durch die Fenster in den Wagen fiel, wirkte sein edles Profil wie gemeißelt. Was für ein schöner Mann!
Schön? Ein merkwürdiges Wort für eine so imposante, angsteinflößende Persönlichkeit. Aber er war wirklich schön. Verhängnisvoll schön. Jetzt wandte er ihr das Gesicht zu und sah sie an, einen lodernden Glanz in den dunklen Augen.
Da wusste Grace, dass er nicht gelogen hatte. Er begehrte sie wirklich. Was sie in seinen Augen sah, war weder Mitleid noch Freundlichkeit – es war pures Verlangen.
Hier mit ihm in der dunklen Limousine, in den edlen Kleidern von Leighton, kam sie sich auf wundersame Weise verwandelt vor. Eben noch hatte sie sich elend und unscheinbar gefühlt, jetzt aber kam sie sich vor wie eine Göttin. Sehr sexy, sehr verführerisch. Jeder Blick von Maxim schien ein Feuer in ihr zu entfachen.
Sie wusste, es würde nicht von Dauer sein. Genau wie bei Aschenputtel würde ihr Kleid
Weitere Kostenlose Bücher