Die Geliebte des Zeitreisenden
einen Drachen töteten, wurde ein anderer geboren, und so war es unmöglich, Pendragon von uns zu befreien.«
»Tritt diese genetische Anomalie zufällig irgendwo in der Bevölkerung auf?« Sein Blick war auf ihren Finger gerichtet, der mit der Locke spielte.
»Ja.« Sie nahm einen Schluck Wasser und bemerkte, wie er nun ihre Lippen anstarrte. »Niemand weiß, in welcher Familie ein Drachenkind geboren wird. Es wird allgemein als große Ehre betrachtet. In Carlane steht eine Residenz für mich bereit, damit ich dort in Luxus leben kann. Ich werde geehrt - aber ich bin auch abgesondert von den anderen. Meine Drachenvorfahren - ich nenne sie so, auch wenn es zwischen ihnen und mir kein genetisches Band gibt - haben hart dafür gearbeitet, die Liebe und den Respekt der Menschen zu erringen. In der Vergangenheit wurden die Drachenwandler für Sonnenfinsternisse, Dürren, Kriege und Krankheiten verantwortlich gemacht. Es ist gar nicht unmöglich, dass wieder ein Krieg ausbricht oder sich die gegenwärtigen Meinungen verändern und zu den Ansichten früherer Zeiten zurückkehren. Daher habe ich mich vorbereitet. Aber ich muss gestehen, dass ich es niemals für möglich gehalten hätte, einmal wegen Mordes gesucht zu werden.«
»Wissen denn deine Lehrer von dieser Höhle?«, fragte er, während er den Blick abwechselnd auf ihre Finger und ihren Mund richtete.
»Nein. Die Ältesten haben mich gelehrt, niemandem zu vertrauen. Nicht einmal ihnen selbst.«
»Warum?«
»Es lebte einmal ein alter König, der nicht nur politische, sondern auch geistige Macht ausübte. Er wusste, dass er die Hohepriesterin seinem Willen unterwerfen konnte, wenn es ihm gelang, sie gefangen zu nehmen, und so heckte er einen schrecklichen Plan aus und verheiratete seine Tochter an einen Ältesten, damit sie die Geheimnisse des Drachenwandeins erfuhr.«
»Und dieser Älteste hat die Hohepriesterin verraten?«, vermutete Lucan.
»Der Älteste hat verraten, dass die beste Möglichkeit, einen Drachen zu schwächen, darin besteht, ihm die Aufnahme von Platin unmöglich zu machen. Der König benutzte nun dieses unrechtmäßig erlangte Wissen dazu, die Drachenwandlerin zu fangen und in einen Käfig zu stecken, in dem sie auch viele, viele Jahre lebte, bis sie endlich starb.« Cael erzitterte bei dem Gedanken an dieses Schicksal und beugte sich zum Feuer hin. Dabei aber klaffte ihr Hemd auf und enthüllte den Ansatz ihrer Brüste.
Lucan riskierte einen Blick. Sie spürte sofort, wie das Verlangen in ihm loderte, doch dann drehte er sich zur Seite und warf mehr Holz in das Feuer. »Aber du hast deine Geheimnisse mit mir geteilt und mich hierher gebracht.«
»Ich mag dich.« Sie sprach diese einfache Wahrheit aus. Die dragonische Sprache besaß kein passendes Wort, mit dem ihre Beziehung hätte beschrieben werden können. Manche Männer und Frauen schliefen vor ihrer Hochzeitszeremonie miteinander, aber da die Zeugung eines Kindes meist rasch danach folgte, war es allgemeiner Brauch, dass das Paar seiner Beziehung alsbald den formellen Rahmen gab. Die Männer wussten genauso wie die Frauen, was sie taten, wenn sie miteinander schliefen. Nicht aber Lucan.
Er hielt ihrem Blick stand. »Ich gebe dir mein Wort, dass ich die Existenz dieses Ortes niemals jemandem verraten werde.«
Die Gefühle, die er ausstrahlte, zeigten ihr, dass er es ernst meinte. Im Notfall würde er sogar sterben, um sein Versprechen zu halten. Auf seine ganz eigene Weise schien er ein Ehrenmann zu sein.
Sie seufzte. »Danke.«
Dann nahm sie einen Schluck aus der Flasche und bot sie ihm an, doch er schüttelte nur den Kopf, stand auf und wischte sich die Hände ab. »Ich glaube, ich mache noch einen Spaziergang.«
»Gute Idee.« Cael erhob sich ebenfalls. »Und ich muss die Verspannung aus meinen Gliedern vertreiben.« Sie hob die Arme, streckte sich und legte den Kopf in den Nacken. Als sie bemerkte, wie sich sein Blick in sie einbrannte, musste sie ein Grinsen unterdrücken.
Sie schlenderte an ihm vorbei, fuhr mit ihrer Hand leicht über die seine, und er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Der Blick, den sie ihm zuwarf, wurde geradezu zu einer erotischen Liebkosung. »Hast du Angst, meine Schuppen könnten ansteckend sein?«
»Ich habe keine Angst vor dir.« Diese Worte kamen als eine Art Knurren aus seiner Kehle.
»Gut.« Sie schlang ihre Finger um die seinen.
Er gab einen seltsamen, erstickten Laut von sich, und einen Moment lang befürchtete sie, er könnte
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