Die Geometrie der Wolken
beeindruckenden Eisschiff - muss anderswo besprochen werden.
Ich möchte heute nur die Aufmerksamkeit auf dieses Buch lenken - das natürlich gerade Meteorologen und Militärangehörige, die auf beiden Seiten der Invasion teilgenommen haben, interessieren könnte. Manche von Ihnen haben Henry Meadows sicher persönlich gekannt. Doch ein Mensch fehlt heute, seine geliebte Frau Georgia, geborene Clements. Henry hielt nach dem Krieg den Kontakt zum Met Office, und Georgia arbeitete weiterhin dort als Sir Peter Vawards Sekretärin; eines Tages - er nannte ihn den schönsten seines Lebens - ging Henry zurück zum Büro am Kingsway und besuchte sie. Sie teilten die Liebe zur Musik.
Auch wenn sie nie Kinder bekommen konnten, verbrachten sie gemeinsam viele glückliche Jahre, bis Georgia an Kehlkopfkrebs starb. Dies geschah kurz bevor Meadows den Auftrag für den Bau der
Habbakuk
annahm, was wohl den teilweise verbitterten, düsteren Ton mancher Zeilen erklärt, die er an Bord des Schiffs verfasste. Gleiches gilt natürlich auch für die Bilder, die sich ihm bei der Landung am Strand boten; sie konnten einem Menschen sicherlich den Blick auf die Welt verfinstern.
Was die Frage nach Meadows' eigenem Schicksal angeht, kann ich Ihre Neugier nur insoweit befriedigen, dass der Scheich ihn zuletzt am frühen Morgen des 15. Februar 1980 sah, als das Schiff mit der Aufstockung der Vorräte in Daressalam in Tansania fast fertig war. Er spazierte mit einem leichten Tropenanzug und einem Panamahut durch die ruhigen, staubigen Hafenanlagen, doch es ist unbekannt, ob er wieder an Bord ging, bevor das Schiff am Abend ablegte. Falls er Daressalam mit dem Schiff verlassen habe, so wird spekuliert, sei er womöglich im Laufe der Nacht über Bord gegangen. Auf jeden Fall wurde sein Fehlen erst um 14 Uhr am nächsten Tag bemerkt, als er einen Anruf von der Brücke nicht beantwortete. Zu diesem Zeitpunkt war das Schiff schon lange wieder unterwegs.
Hat er das gesucht, was einmal als die herbe Treue der See beschrieben wurde? Wir können nur beten, dass es nicht so war. Nein, es ist meine große Hoffnung, dass Professor Meadows an Land blieb und sich den langersehnten Wunsch einer Rückkehr nach Afrika erfüllte, dem diese Seiten Ausdruck verleihen. Wir wünschen uns sicher alle, dass er nicht endgültig verschwunden ist und dass wir ihn eines Tages wiedersehen werden.
Mutmaßungen über ihn als Menschen möchte ich anderen überlassen und nur sagen, dass er anscheinend eine recht kindliche, sture Weltsicht hatte. Das ist zumindest der Eindruck, den mir die Künstlerinnen Liss & Lamb vermittelt haben, die sich in den Jahren zwischen dem Krieg und der Reise auf der
Habbakuk
gelegentlich mit ihm trafen. Sie berichteten mir - auf einer Postkarte eines ihrer Gemälde, das bald in einer Galerie auf der Cork Street in London ausgestellt wird - von ihrer Zuneigung zu Meadows, die aber durch eine gewisse Enttäuschung gedämpft wurde.
Durch das Wunder PowerPoint können Sie das Gemälde auf der nächsten Folie sehen ... es wird auch im Buch erwähnt ... Und hier ist der Text der Postkarte. Die Künstlerinnen sagen, Meadows habe nach dem Krieg umdenken müssen, was sein Verhältnis zu ihnen beiden anbetraf. Sie beschreiben ihn weiterhin als einen »völlig verbohrten Wetternarren«, was wohl die schönste Grabschrift ist, die ein Meteorologe sich erhoffen kann. Ich selbst würde mich über sie freuen, und ich bin mittlerweile ein alter Mann.
Was die Turbulenz selbst angeht, sind ihre Geheimnisse heute geringfügig durchschaubarer als früher. Einige Muster lassen sich erkennen. Doch verzaubert die Turbulenz uns auch immer wieder. Wenn wir merken, dass wir uns den Grenzen des anerkannten Wissens zu diesem Thema nähern, müssen wir darauf achten, streng auf der Basis von Beweisen zu arbeiten. Was wir darüber hinaus zu verstehen glauben, ist oft nur ein Phantasiegebilde wie ein Schatten, der auf einen Eisberg geworfen wird.
Zum Abschluss möchte ich noch einen kurzen historischen Kommentar anbringen. Der Ausgang für die Menschheit wäre ein anderer gewesen, wäre der wissenschaftliche Rat damals in den Wind geschlagen worden. Als eingebürgerter Amerikaner bin ich sehr glücklich, dass die Regierung nach wie vor auf die Stimmen wissenschaftlicher Experten hört. Jede Theorie harrt ihrer Widerlegung, heißt es, und solange es Hinweise auf ihre Richtigkeit gibt, sollten wir die Theorie nicht außer Acht lassen, so komplex diese Hinweise auch
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