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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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seine Methoden mit dem Wetter im Gebiet des Kanals als Testregion so gut wie möglich ausprobieren konnte.
    Den zweiten Abend in dem Häuschen verbrachte ich, wie viele andere in den folgenden vier Monaten, mit Berechnungen - manche im Kopf, manche mit einem tintenfleckigen, kerbenübersäten Holzrechenschieber, den ich heute noch habe. Mein Leben bestand in jener seltsamen Zeit darin, kontinuierlichen Bereichen eines allumfassenden Gewusels von Differentialrechnungen eine möglichst hohe Präzision abzuringen.
    Berechnungen auf dem Bett. Berechnungen auf dem Klo. Berechnungen beim Rasieren. Berechnungen, während im Radio die Kriegsnachrichten liefen oder - lieber - klassische Musik. Berechnungen beim Essen. Berechnungen, während ich der Tube noch etwas Zahnpasta abrang.
    Ringen, ringen, ringen. Ich bin mir sicher, dass ich auch im Schlaf weitertüftelte. Man kann mit einem Problem im Kopf ins Bett gehen und mit der Lösung aufwachen.
    Aber nicht bei diesem Problem: Wie konnte man auf strategischer Ebene und lange genug im Voraus eine sichere Wettervorhersage geben, die es Tausenden von Männern erlauben würde, zu Wasser und aus der Luft an einem einzigen Tag und zur richtigen Uhrzeit auf einem Streifen französischer Küste zu landen.
     

8.
    Am frühen Morgen des dritten Tages fuhr ich mit dem Motorrad nach Dunoon, um mich bei Whybrow zu melden, meinem angeblichen Vorgesetzten vor Ort. Ich hatte mir etwas Zeit gelassen und mir gesagt, dass das Wichtigste war, mich für das Treffen mit Ryman vorzubereiten. Sir Peter hatte Whybrow sicher angedeutet, dass ich außer lokaler Wetterbeobachtung noch einen anderen Auftrag hatte.
    Ich spürte den kalten Fahrtwind auf dem Gesicht und den Händen, als ich auf der Uferstraße an der Reihe großer Häuser vorbeifuhr, aus denen Kilmun selbst bestand, wobei ich auch an einer alten Kirche mit Turm und Friedhof vorbeikam. Unterhalb buckliger grüner Hügel bog ich links ab, und nach einigen Kilometern (und einem weiteren Sturz vom Motorrad) erreichte ich Dunoon.
    Es war viel los. Außer den Einwohnern war noch eine Menge Leute in allerlei Uniformen unterwegs. Truppen aus den Kolonien und Amerikaner ebenso wie britische Soldaten. Als ich fragte, wo ich HMS
Osprey
finden könne, Sir Peter hatte gesagt, dass Whybrow dort sein Büro hatte, erfuhr ich, dass es eins der Gebäude an Land war - in diesem Fall eine alte Kuranstalt -, das die Navy aber hartnäckig als Schiff bezeichnete. Die Stockwerke wurden Decks genannt, rechts Steuerbord und links Backbord. Selbst wenn man das Haus wieder verließ, sprach man von Landgang.
    Als ich ankam, war gerade eine Flaggenparade vor dem Gebäude mit Hornist und Matrosen in blauweißer Uniform im Gange. Die Zeremonie war unter den Einwohnern unbeliebt, da sie den Verkehr auf der Hauptstraße zum Stehen brachte.
    Unser Weg war von Wachposten mit Gewehren versperrt, also standen und warteten wir. Auf dem Höhepunkt schrie zur großen Belustigung aller Zivilisten ein alter Mann mit blauer Strickjacke, der aus einer Schubkarre Fisch und Austern verkaufte: »Loch-Eck-Heringe, frische Loch-Eck-Heringe!«
    Als das Ritual vorüber war, stellte sich heraus, dass ich umsonst gewartet hatte, denn drinnen erfuhr ich, dass die Met-Station von Dunoon weiter im Landesinneren lag und nicht auf der
Osprey
selbst. Allerdings wurde auch dieser zweite Standort noch als Teil des »Schiffs« betrachtet.
    Ich stieg wieder auf mein Motorrad und fand schließlich draußen vor der Stadt um ein altes weiß gestrichenes Bauernhaus herum eine Ansammlung von Nissenhütten. Es gab einen Küchenbau, ein Waschhaus und einen Wasserstoffschuppen (vormals eine Getreidescheune), einige Schlafsäle und nicht viel mehr. Ziemlich primitive Bedingungen. Überall Matsch. Ich erschauderte bei dem Anblick.
    Gordon Whybrow hatte eine Glatze und war kurzsichtig mit einer dicken Brille auf der Spitze seiner langen, dünnen Nase. Ich fand ihn auf der Kommandobrücke, wie das Wohnzimmer des Hofs nun genannt wurde. Er trug eine RAF-Uniform wie alle Met-Mitarbeiter, die eingezogen worden waren, auch wenn sie für eine andere Teilstreitkraft arbeiteten, so wie er auf der
Osprey
für die Navy. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ziviler Mitarbeiter.
    Er saß über einen großen Schreibtisch mit der Schreibmaschine gebeugt, auf der wahrscheinlich sein Brief an mich getippt worden war, und überprüfte eine andere Maschine oder einen Teil davon. Es war der Schaltmechanismus eines neuen

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